Kapitel 24 - Die alte Mühle

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Der Name des Gebäudes war nicht untertrieben. Wir hatten am Rand einer brüchigen Asphaltstraße geparkt, die so aussah, als wäre sie seit Jahren nicht mehr ordentlich gepflegt worden. Um uns herum bloß Wald, Wiesen und Felder. So weit das Auge reichte, kein normales Haus. Eine verschlungene, von Unkraut überwucherte, Steintreppe führte in Schlangenlinien einen kleinen, grasbewachsenen Hügel hinauf, auf dem die Mühle stand. Aber sie sah nicht aus wie eine normale Mühle, sondern wie eine Mühle, die vielleicht schon im 19. Jahrhundert gebaut worden war. Kein Wunder, dass das Gebäude 'Alte Mühle' hieß.

Sie bestand fast vollkommen aus groben Steinen, die schief und unregelmäßig aufeinandergelegt worden waren und somit den kreisförmigen Grundkörper der Mühle bildeten. Die großen und mal kleinen Lücken zwischen den Steinen waren einfach mit Beton vollgestopft worden, der sich mit der Zeit bräunlich gefärbt hatte. Oder war es kein Beton, sondern Lehm? Das konnte man nicht hundertprozentig feststellen.  Bis auf die Tür und ein Loch oben in der Wand, das man wohl als Fenster identifizieren konnte, gab es keine Öffnung nach draußen, was mir eine leichte Gänsehaut bescherte. Die Sache war mir einfach nicht geheuer, tut mir ja leid. Selbst das Dach bestand nicht mehr, als aus spitz zulaufendem, gräulichem Wellblech, welches leicht angerostet war und dem Windrad glich, bei dem schon ein verrosteter Windflügel abgebrochen war.

"Bist du sicher, dass die Party hier ist?", fragte ich Palle verunsichert und leicht nervös. "Ich meine, das Dach sieht nicht sehr dicht aus, was, wenn es anfängt zu regnen?"

"Machst du dir etwa Sorgen?", lächelte Palle. Aber er wirkte alles Andere, als belustigt, sondern eher liebevoll und sanft. Einen Ausdruck, den ich in seinen Augen gegenüber mir nie gesehen hatte.

"Ein bisschen", gestand ich leise und Palle lächelte noch ein Stück breiter.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kleiner. Die Mühle ist von außen zwar alt und beschädigt, aber sie wurde vor ca. 10 Jahren vom Staat renoviert. Nun kann man sie auf der Homepage unseres Rathauses zum Feiern mieten. Sie ist sogar perfekt dafür geeignet, da es keine nervigen Anwohner gibt, die sich über den Lärm beschweren könnten."

"A-aber... Das ist doch total teuer oder nicht?", fragte ich verwirrt, da ich noch ungefähr wusste, wie viel Geld meine Mutter bezahlen musste, um ein weit aus größeres Gebäude für eine Feier zu mieten.

"Wir aus der Clique haben zusammengelegt.", erklärte Palle lächelnd und griff dann einfach nach meiner Hand. Einfach so. Als wäre es das Selbsterständlichste auf der Welt. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht, als ich Palles warme Finger an meiner Haut spürte, sie mich berührten, er meinen Körper unter Spannung setzte und ich vorsichtig meine Finger mit seinen verschränkt, was er unkommentiert ließ und mich so die Treppe zur Mühle hochschleifte, ohne mich anzuschauen. Aber das brauchte er auch nicht. Seine Hand an meiner war schon mehr, als ich verlangen konnte.

Erst als wir das Gebäude betraten, ließ er mich wieder los und ich sah mit knallrotem Kopf und klopfendem Herzen hinter ihm her, der sich zu einem Unge und einem blonden Mädchen gesellte, die als Einzige schon da waren. Ich zog mein Handy aus dem Sportbeutel und merkte erst, als ich den Code eingab, wie sehr ich zitterte.

Meine Mutter und meine Schwester hatten mir geschrieben.

'Manu, Liebling, wo bist du? Lass uns doch noch über alles reden.'

Die Wut kochte wieder in mir hoch und ich schaltete das Handy mit einer Bewegung wieder aus, um mich zu meinem Begleiter und den beiden Gastgebern zu gesellen.

"Manu, was machst du hier?", fragte Unge verwirrt und sah mich an, als hätte er mich noch nie gesehen.

"Alles okay, Unge.", lächelte Palle beschwichtigend. "Ich habe ihn eingeladen. Du sagtest doch, ich dürfte jemanden mitbringen."

Unge starrte ihn überrascht an. "A-aber ich dachte eigentlich an ein Mädchen."

"Ich wollte aber Manu dabeihaben.", beharrte Palle und sah zu mir, während ich nervös in die Runde schaute.

"Ach, Unge, schieb nicht so einen Stress.", lächelte das blonde Mädchen. "Du hast Palle nichts gesagt und somit ist Manu hier herzlich Willkommen!"

Dankbar schielte ich zu ihr hoch und sie schüttelte meine Hand zwinkernd. "Ich bin übrigens Caty, Unges Freundin."

Mir fiel sofort auf, dass sie sich nicht mit einem Spitznamen vorstellte, wie sonst alle in der Clique. Sie nannte mir gleich ihren echten Namen, was mich echt erfreute.

"Manu.", lächelte ich auch leicht "Du gehst nicht auf unsere Schule, oder? Geschweige denn, dass du zu Palles und Unges Clique gehörst?"

"Richtig.", strahlte Caty beeindruckt. "Ich gehe auf das Gymnasium."

Dieses Mädchen schien echt nett zu sein und wir unterhielten uns noch etwas, bevor die anderen Gäste kamen. Als sie durch den Eingang strömten, nahm Palle mich noch kurz beiseite. "Manu, tu mir bitte einen Gefallen. Zu dieser Party werden sehr viele Leute kommen. Wir rechnen mit über 60. Halte dich besser bei Taddl, Caty oder mir. Ich möchte nicht verantworten, dass du mit den falschen Leuten in Kontakt kommst.", erklärte er eindringlich.

"Was meinst du damit?", fragte ich überrascht.

"Wäre zu lang, zu erklären. Halt dich einfach bei einem von uns.", bat Palle, bevor er zu den Anderen ging und ich ihm verwirrt folgte.

Falsche Leute?

Was hatte das zu bedeuten?

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Na, ihr kleinen Fratze. Heute ist Freitag und der Zucchini geht es auch schon wieder besser, auch, wenn ich noch immer etwas schlapp bin. xD

Wie hat euch das Kapi gefallen und wie könnte es weiter gehen?

Schreibt es bitte in die Kommentare! :3

~Zucchini

Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt