"Manu? Liebling, was tust du hier draußen?"
Schlagartig wurde ich von diesen Wörtern aus dem Schlaf gerissen und blickte verwirrt um mich, bis ich ein schmales Frauengesicht, das von langen, dunklen Haaren umrahmt wurde und aus dem mandelförmige, graue Augen hervorblitzten, direkt vor meiner Nase erkannte.
Es war meine Mutter.
Noch nie im Leben war ich so erleichtert gewesen, sie zu sehen. Rasch setzte ich mich auf, die Müdigkeit war verflogen und zog sie in eine enge Umarmung. Freudentränen benetzten meine Wangen und ich konnte nicht anders, als sie noch fester zu drücken.
"Manulein..", ihre Stimme klang sanft und voll mütterlicher Liebe. "Komm erstmal rein, Schatz. Du bist ja ganz kalt." Sie stand auf und reichte mir eine Hand, an der ich mich hochzog.
Zusammen betraten wir das Haus und ich ließ mich erstmal auf das Sofa sinken, wo Mama mir ein Taschentuch reichte, das ich mit einem knappen "Danke" annahm und mir die nassen Wangen trocken wischte. Meine Mutter hatte sich neben mich gesetzt und musterte mich besorgt, aber schweigend, bis ich fertig war.
"Nun, Manu, kannst du mir sagen, warum du nicht in der Schule bist? Und warum lagst du da draußen?", Sie klang lieb, aber auch ängstlich.
"Ist es schon so spät?" Entgeistert blickte ich auf die Uhr und tatsächlich. Die Schule hatte vor einer Stunde angefangen. "Ich hatte meinen Schlüssel vergessen und du warst nicht da. Ich konnte niemanden erreichen, und dann habe ich mich einfach draußen schlafen gelegt..."
"Och, Liebling. Ich habe dir doch gestern Morgen erzählt, dass ich bei meinem Chef zum Essen eingeladen war und vermutlich da übernachten würde.", seufzte sie.
"Echt!? Hab ich vergessen..", gab ich niedergeschlagen zu.
"Du vergisst recht viel in letzter Zeit. Ist irgendwas los?" Sie schaute mir fürsorglich in die Augen, aber es lag auch ein prüfender, misstrauischer Glanz darin.
Ich wusste, irgendwie hatte sie Recht. Seitdem ich mich in Palle verschossen hatte, vergaß ich selbst die kleinsten Kleinigkeiten. Mama schien allerdings etwas Anderes zu denken.
"Manu, du weißt, dass du mir alles sagen kannst, oder?"
Mit einem kurzen Nicken stimmte ich zu.
"Wenn du irgendwie geärgert wirst, für was auch immer, oder dir die anderen Schüler doof kommen, dann lass mich es wissen, ja? Wenn du dich nicht wohl fühlst, gibt es immer die Möglichkeit zu Papa zu ziehen, okay?"
Ein erneutes Nicken.
Ein kurzes Seufzen von meiner Mutter, die aufstand. "Nun, dann geh ich mal zur Arbeit. Mach dir was zu Essen und geh duschen, von der Schule befreie ich dich für heute."
"Danke Mama.", flüsterte ich und dann verließ sie das Haus.
Doch anstatt duschen zu gehen oder zu frühstücken, blieb ich auf dem Sofa sitzen und starrte an die Wand. Das Selbstmitleid drängte zu mir und schien mich zu überwältigen. Manu! Warum bist du so dumm und hast dich in diesen Idioten verliebt?
Mit zitternden Fingern holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schaltete es an. Zwei verpasste Sprachanrufe. Einer von Dado. Einer von Micha. Ich sollte eigentlich bei ihnen sein und stattdessen saß ich allein und in Selbstmitleid versunken auf dem Sofa. Erbärmlich. Wirklich erbärmlich. Dann noch 9 Nachrichten aus vier Chats.
Neugierig öffnete ich WhatsApp. Maurice hatte mir drei Nachrichten geschickt. Beide kamen von heute Morgen.
'Manu, wo bleibst du? <3'
'Bitte antworte.. Ich mache mir Sorgen.'
'Micha und Chessy kuscheln hier rum... :c Bitte komm :3'
Ich schluckte traurig, während ich die Nachrichten durchlas. Maurice musste sich allein und verlassen fühlen... Nur wegen mir. Weil ich einfach nicht gekommen war. Das tat mir Leid und ich tippte ein kurzes 'Bin zuhause, fühle mich nicht so gut. <3' zurück.
Micha hatte mir vier Nachrichten geschickt. Das Erste war ein Foto von sich und Chessie, wie sie nebeneinander auf Michas Sofa saßen und Popcorn aßen. Beide wirkten glücklich. Ich versuchte mich, für sie zu freuen, doch je mehr ich es auch versuchte, es funktionierte nicht. Ständig musste ich an Dado denken und hoffte innerlich Micha hätte ihm dieses Bild nicht geschickt.
Seufzend las ich mir die Nachrichten durch, die danach kamen.
'Chessy und ich verstehen uns super. Ich bin so glücklich!'
'Wo bist du? Dado und ich warten schon voll lange auf dich.'
'Manu? Das ist nicht lustig, wo bist du, man?'
Auch ihm tippte ich eine kurze Nachricht zurück. Die letzten beiden Nachrichten stammten von meiner Schwester Angelica und von einer unbekannten Nummer.
'Manu? Wie gehts dir, mein kleiner Fratz? Hab lange nichts von dir gehört. Basti und ich sind Samstag in Essen. Wenn du willst, laden wir dich zum Eis essen ein. Du darfst auch einen Kumpel mitbringen. Wir freuen uns auf dich. ;3'
Das war ja süß. Angie und Basti überlegten sich häufiger süße Sachen, um mich zu überraschen. Sie vermissten mich, ihren kleinen Bruder und ich vermisste sie auch und war jedes Mal gespannt, was für neue Sachen sie zu erzählen hatten. Letztes Mal hatten sie von Peters Auszug zu seiner Freundin Daniela berichtet. Vielleicht hatten sie Samstag auch eine spannende Story dabei. Angie war zwei Jahre älter als ich und gerade 18 geworden. Und Basti war 19. Das würde lustig werden.
Die Nachricht von der unbekannten Nummer war etwas länger.
'Heyy Manuel. Ich bin's T. Dein Nachhilfelehrer, wenn du noch weißt ;) Ich sagen, dass es mir Leid tut. Keine Ahnung, was Palle und ich gestern falsch gemacht haben, aber anscheinend fandest du es nicht ganz so cool. Sorry dafür. Aber.. Warum bist du nicht in der Schule? Bitte antworte. Sonst mache ich mir Sorgen... Komm einfach heute um 20:00 Uhr zu mir. Es ist ja Wochenende. Dann können wir das klären. Palle ist auch da. :)'
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Der erste Teil meiner Lesenacht ist da :3
Alle 30 Minuten wird ca. ein neues Kapi kommen und ihr könnt mir darunter immer Fragen stellen, die ich dann ehrlich in meinem 'Me, You and the Community' - Book beantworten muss.
ABER! Wie immer bewerten! ;)
~gebackeneZucchini
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Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalle
FanfictionDer sechszehnjährige Manuel ist verliebt. Und zwar ausgerechnet in Palle, den hübschesten Jungen der Schule. Blöd nur, dass dieser nicht einmal weiß, dass Manu existiert. Jetzt muss der Schüler einen Weg finden, um die A...