Es dämmerte bereits, als ich durch das Parktor ging, den Kopf gesenkt und dachte über Gott und die Welt nach. Man könnte meinen, ich wäre enttäuscht gewesen, dass man mich weggeschickt hatte, aber das war ich nicht. Merkwürdigerweise hatte ich sogar recht gute Laune. Ich hatte Palle meine Meinung gesagt. Und ich hatte gesehen, dass Taddl sich für mich einsetzte. Er war echt ein besonderer Freund, obwohl wir uns noch nicht lange kannten.
Warum konnte ich mich nicht in ihn verlieben? Er war unglaublich nett, gut aussehend, heiß und hatte Einfluss. Einen Einfluss, den ich vermutlich nie haben würde. Aber ich spürte nichts in mir, als ich an ihn dachte. Bloß Freundschaft. Doch nicht dieses warme Kitzeln im Bauch, das ich bei Palle spürte.
Apropros Palle. Er stand da.
Direkt an der Straße, hinter dem Ausgang vom Park, lehnte er an einer Straßenlaterne und beobachtete mich. Und das nicht gerade unauffällig. Irgendwie fühlte es sich merkwürdig an. Als hätte er auf mich gewartet.
Ausdrucksstark ließ ich meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung schweifen und tat so, als würde ich ihn nicht sehen. Denn wirklich Lust auf noch so ein Gespräch wie eben, hatte ich nicht. Und scheinbar funktionierte das auch sehr gut, ich schaffte es, an ihm vorbeizugehen, ohne, dass er mich ansprach.
Zumindest klappte es, bis ich die Ecke erreichte, an der ich hätte abbiegen müssen.
"Du, Manu?", hörte ich den Jungen sagen, der immer noch da stand, wie eben.
Eigentlich hätte ich weitergehen können und er hätte mich in Ruhe gelassen, doch dafür liebte ich ihn anscheinend zu sehr. Mein Körper tat zumindest etwas anderes als mein Gehirn verlangte. Ich drehte mich um und sah ihn an.
Fehler. Fehler.
Alarrm. AAALLLAARRRRM!
Er war so unglaublich schön, selbst mit der Haarsträhne, die ihm ins Gesicht hing und er lächelte mich tatsächlich höflich und freundlich an.
"Hey.", erwiderte ich und schaffte es tatsächlich, meine Stimme nicht zittern zu lassen. Es war, als wäre nichts zwischen uns passiert, auch, wenn ich wusste, dass er das nicht vergessen würde.
"Ich wusste, dass sie dich wegschicken würden.", meinte Palle und legte mich den Kopf schief, um mich nachdenklich betrachten zu können. "Und anscheinend hatte ich Recht. Komm mit, ich fahre dich nachhause." Ich starrte ihn an. Was? Jetzt musste ich mich tatsächlich verhört haben. Was war nur falsch bei diesem Kerl. 'Bei diesem hübschen Kerl' verbesserte mich mein verliebtes Gehirn automatisch und ich seufzte errötet auf.
"Kommst du jetzt, oder willst du noch die ganze Nacht da rumstehen?", kicherte der Dunkelhaarige, der bereits vor dem schwarzen Smart stand, der mir bereits bekannt war. Sein Gesicht war aufgeschlossen und freundlich.
Und so kam es, dass ich mich zwei Minuten später auf dem Beifahrersitz in Palles Auto hockte und von ihm nachhause gebracht wurde.
"Wieder zur Bachstraße?"
Palle kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich vollkommen auf die Straße, obwohl dort kein anderes Auto unterwegs war.
"Nein, diesmal nicht.", kam von mir.
Schweigen.
Noch mehr Schweigen, welches fast sich fast schon schmerzhaft in meine Ohren einbrannte. Die einzigen Geräusche stammten von draußen, der leichte Wind oder die kleine Katze, die nachts in den Beeten umherstrich.
"Und wohin dann?", fragte mein Fahrer leise, er schien sich unwohl dabei zu fühlen, die Stille unterbrechen zu müssen.
"Kastanienallee."
"Okay."
Erneutes Schweigen, das noch die ganze Viertelstunde anhielt, bis Palle den Wagen souverän in die Kastanienallee lenkte.
"Da vorne bei der Bushaltestelle kannst du anhalten.", meldete ich mich zu Wort und sah nur im Augenwinkel, dass Palle den Kopf schüttelte, bevor er mit einem knappen "Nein.", antwortete. "Wie 'Nein!?", fragte ich ihn überrascht.
"Ich möchte dich direkt vor die Haustür bringen."
"Das ist wirklich nicht nötig, weißt du."
"Doch, das ist es."
Genervt rollte ich mit den Augen und sah aus den Fenstern in die dunklen Gärten, die man nur noch schemenhaft vor den Häuserwänden erkennen konnte. Er war unglaublich stur. Aber na schön... Wie er wollte.
"Das habe ich gesehen.", lächelte er sanft und ich konnte die Belustigung aus seiner Stimme heraushören.
"Was denn?"
"Das weißt du ganz genau.", lachte er und ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, von dem ich hoffte, dass er nicht ganz so verliebt aussah. Aber von seinem Lachen bekam man echt Herzklopfen. Und schwitzende Hände.
Palle schien das nicht zu bemerken, sein Blick lag wieder auf der Straße, doch das Schmunzeln auf seinen Lippen war geblieben.
"Das weiße Haus da vorne.", erklärte ich leise, als wir durch die Kastanienbäume fuhren.
Palle nickte und parkte direkt davor am Straßenrand. Irgendwie wollte ich noch nicht gehen. Die Stimmung zwischen uns war gerade so entspannt gewesen, auch, wenn ich noch nicht ganz nachvollziehen konnte, wieso.
"Ich bringe dich noch zur Tür.", sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Jetzt weigerte ich mich nicht, sondern ließ ihn machen. Es war so schön, ihn friedlich in meiner Nähe zu haben, dass ich nicht länger protestierte, sondern mich neben ihm auf den Weg die breiten Steinstufen empor machte. Er klingelte und wir warteten gemeinsam, bis sich die Tür öffnete und das Gesicht meiner Mutter im Rahmen erschien. Sie lächelte erst mich an und musterte dann Palle mit einem typischen Pedo-Blick von oben bis unten.
"Hallo, ich bin Magret Büttinger, Manuels Mutter. Du kannst mich aber auch gern Maggie nennen.", grinste sie.
Palle nahm die Hand von meiner Mutter und küsste sie vornehmlich. Erstaunt sah ich ihn an. Mein Schwarm musste aus einer sehr reichen und edlen Familie kommen, wenn er alle Frauen so begrüßte.
"Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Maggie. Ich bin Patrick, der beste Freund von Manus Nachhilfelehrer.", lächelte er. Ganz anders, als ich ihn kannte.
Doch dann fiel mir etwas auf und ich stockte. Patrick. Er hieß Patrick..... Ich wusste seinen Namen. Er passte irgendwie zu ihm.
Zehn Minuten später lag ich in meinem Bett und versuchte, einzuschlafen. Patrick.
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Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalle
Hayran KurguDer sechszehnjährige Manuel ist verliebt. Und zwar ausgerechnet in Palle, den hübschesten Jungen der Schule. Blöd nur, dass dieser nicht einmal weiß, dass Manu existiert. Jetzt muss der Schüler einen Weg finden, um die A...