Kapitel 17 -Noch ein Kind

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Als ich zu den Anderen zurückkam, war es ganz leise. Sie standen oder saßen wie versteinert da und starrten mich überrascht an. Ardy war sogar der Mund aufgeklappt. Eigentlich war dieser Anblick ziemlich lächerlich und belustigend, doch zum Lachen war mir nicht zu Mute. Stattdessen versuchte ich mich die ganze Zeit zusammenzureißen, nicht zu weinen oder irgendwie sonst meineR Traurigkeit Ausdruck zu verleihen.

"Manu?", Taddl war der Erste der sprach, seine Stimme bröckelte und er wirkte auch allgemein sehr verunsichert.

"Mhh?", antwortete ich knapp, bevor ich mich neben ihn auf die niedrige Mauer fallen ließ, alle starrten mich weiterhin an, bis der Junge mit den Eisaugen, Izzi hieß er, glaube ich, die Stimme erhob.

"Warum ist dieser Knirps eigentlich weiterhin dabei?", fragte er abfällig und musterte mich mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen.

"Weil 'der Knirps' ein Freund von mir ist.", antwortete T sofort, sodass sich alle zu ihm umdrehten und dabei auch noch sehr erstaunt wirkten. Ich war selbst auch ziemlich überrascht, dass sich Taddl so für mich einsetzte. Wir kannten uns erst wenige Tage und anscheinend hatte er mich so gern, dass er sich bewusst vor seinen Freunden für mich aussprach.

"Er ist noch ein Kind. Er ist fast vier Jahre jünger als wir. Er hat nicht das Recht, Palle anzuschreien und zu beleidigen. Das ist respektlos!", fuhr Izzi laut auf und man hörte zustimmendes Gemurmel in der Clique. Erst jetzt wurde mir klar, was für einen Riesen-fehler ich gemacht hatte und krümmte mich leicht verunsichert.

Doch Taddl legte schützend einen Arm um mich, bevor er weiterredete. "'Er' hat einen Namen. Und zwar Manu. Und 'Manu' ist schon lange kein Kind mehr, sondern ein Jugendlicher. Er hat einen eigenen Verstand und vielleicht war sein Wutausbruch ja gerechtfertigt. Wir konnten schließlich nicht verstehen, worum es ging."

Ich kuschelte mich enger an T und merkte plötzlich den Schutz, den der Blauhaarige mir schenkte. Er beschützte mich und stellte sich dafür sogar gegen seine eigene Clique.

In dem Moment kam Palle zurück aus dem Wald. Er sah fertig aus, als wäre er in seinen Gedanken versunken. Den Tumult bemerkte er nicht, sondern ging einfach an uns vorbei, wobei sein Blick allerdings mich und T streifte, auch, wenn man nicht wahrnehmen konnte, was er gerade von mir dachte.

Ich erwiderte seinen Blick ohne zu Blinzeln und blendete die Diskussion, die sich die Gruppenmitglieder über mich lieferten, aus. Palle interessierte mich gerade mehr, doch er riss unseren Blickkontakt schnell, bevor er aus dem Park verschwand.

"Ich finde, Izzi hat Recht. Manuel ist viel zu jung, um bei uns dabei zu sein! Er hat noch nicht mal einen besonderen Namen! Die anderen Schüler kennen ihn unter Manuel und jeder weiß seinen echten Namen! Unsere Namen sind selbst ausgedacht und nur wir kennen unsere wirklichen Namen. Ein Kind, wie er, sollte nicht da mitreingezogen werden!", meinte Ardy und stämmte die Arme in die Hüften, während er sich herausfordernd umschaute. Das dunkelhaarige Mädchen, das sich Kitthey nannte, stand auf und stellte sich eng neben Ardy. "Ich stimme auch zu.", sagte sie.

Auch Marley gesellte sich zu den Beiden. Rewi auch. Am Ende standen Taddl und ich allein gegen den Rest der Clique. Nur Unge befand sich unschlüssig zwischen den Gruppen. "Ich denke nicht, dass es respektvoll wäre, im Angesicht des Jungen so abfällig über ihn zu reden. Manu...", Unge drehte sich um und blickte mich nun direkt an.

"Es wäre besser, wenn du jetzt gehst."

Ein schwaches Nicken kam meinerseits und ich löste mich von Taddl, der mich einfach nur anschaute. "Ich schreib dir."

"Okay.", antwortete ich und verließ dann den Park.

Aber irgendwie war ich auch froh, endlich nachhause zu können.

Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt