Kapitel 20 - Eine verschwommene Warnung

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Chessy stellte sich als ein sehr nettes und fröhliches Mädchen heraus. Sie sprang gut gelaunt vor Micha und mir her, während ihre roten Haare im Wind wehten.

"Sie ist echt hübsch.", meinte ich zu Micha, der sofort mit leuchtenden Augen nickte. "Ja, das ist sie."

"Danke, Manu. Von einem Schwulen gesagt zu bekommen, dass man hübsch sei, ist für ein Mädchen echt ein großes Kompliment.", lächelte sie. Ich wusste, dass es lieb gemeint war, doch trotzdem durchfuhr mich ein unangenehmer Stich und ich blickte verletzt zu meinem besten Freund. "Warum weiß sie es?" Eigentlich war diese Frage echt dämlich, da ich mir schon sehr genau vorstellen konnte, wieso Chessy davon wusste.

"Naja. Chessy und ich haben uns über unsere Freunde unterhalten und ich fand, das gehört irgendwie zu dir. Sie ist immerhin meine Freundin und ich würde nichts vor ihr geheim halten.", erklärte er mit einem sanften Blick zu dem Mädchen, das ihn verliebt angrinste und sich dann beim Gehen an seine Seite kuschelte. Das war mir doch jetzt fast zu anstrengend.

Ich hätte doch Dado fragen sollen, das mit Micha und Chessy war eine absolut doofe Idee. Doch im nächsten Moment befreite mich ein lautes, freudiges Rufen von dieser merkwürdigen Situation.

"Maaaanuuu!", rief eine junge Frau hinter uns und bevor ich sie identifizieren konnte, hatte sie ihre Arme um mich geschlungen. Ich erwiderte die Umarmung herzhaft, mir wurde nur anhand des Geruches und der Stimmfarbe klar, dass es sich um meine Schwester Angelica drehte.

"Angie...", lachte ich erfreut und meine Schwester löste sich von mir, nur um mich dann anzustrahlen. Sie hatte sich kaum verändert. Ihr hellbraunes Haar fiel noch immer glatt auf ihre Schlutern, ihre hellgrünen Augen blitzten mich noch immer so strahlend an, wie immer und die süßen Sommersprossen auf ihrer Nasenspitze waren immer noch zu sehen.

"Angie, jetzt lass mich meinen Lieblingsbruder doch auch anschauen.", grummelte die tiefe Stimme meines Bruders Sebastian hinter Angelica. Diese ging höchst widerwillig einen Schritt zurück, sodass mein Blick direkt auf den großen, schlanken Körper meines Bruders fiel, dessen dunkelblonde Haare wie immer in sein Gesicht hingen und dessen grünbraune Augen mich liebevoll anschauten.

"Manu, kann es sein, dass du schon wieder gewachsen bist?", lächelte er. "Letztes Mal gingst du Angelica bloß bis zum Kinn, jetzt bist du gleich groß, wie sie und mich hast du auch schon fast eingeholt."

"Anscheinend werde ich alt.", gab ich mit einer gespielt theatralischen Stimmlage von mir, die mein Bruder bloß mit einem Grinsen kommentierte und ein: "Komm, mein Herr, lass uns das Altenheim aufsuchen.", in der gleichen Stimmlage herausbrachte.

Angelica lachte, wenn auch etwas gezwungen. "Ihr macht euch lächerlich, Jungs. Was, wenn euch Leute hören?" Dann fiel ihr Blick auf Micha und Chessy, die das ganze Spektakel mit großen Augen beobachtet hatten und zog meinen besten Freund sofort in eine enge Umarmung. "Michael, richtig? Ich kann mich noch so gut an Manus Kindergeburtstag in der vierten Klasse erinnern, wo du auch warst."

"Ähhh... Ja.", sagte Micha etwas überfordert. "Ich habe ihm damals einen Kugelfisch geschenkt."

"Dieses süße Plüschtier, ich erinnere mich.", lachte Angie. "Ich muss zugeben, ich war ein bisschen neidisch. Wie alt war ich denn da? 12. Ich hätte mich auch über sowas gefreut."

"Er hieß Puffi.", mischte ich mich ins Gesräch ein und Basti nickte grinsend. "Das weiß ich auch noch."

"Und du bist?", Angie hatte sich mittlerweile Chessy zugewandt. "Manus Freundin?", sie wackelte grinsend mit den Augenbrauen, doch die Rothaarige schüttelte lachend den Kopf. "Das würde nie passieren. Ich bin Michas Freundin und heiße Chessy."

"Chessy?", fragte Basti nachdenklich. "Interessanter Name. Hört man nicht alle Tage."

"Ich mag den Namen auch sehr gerne.", lächelte Chessy und drückte Micha einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dieses Bild, Chessy, wie sie Micha küsste, brannte sich in meinem Gehirn ein und langsam schienen die Beiden sich weiß zu verfärben. Der Hintergrund wurde immer dunkler und die Beiden hoben sich weiß ab, bis die schwarze Farbe sich in den Umriss eines Jungen verwandelte. Es war Dados Bild, das sich nun vor meinen Augen abspielte. Dados Zeichnung, in der er seinen Liebeskummer repräsenierte. Warum verfolgte mich Dado mit seinen Zeichnungen jetzt in meinen Gedanken? Es war. als würden meine Gedanken mich vor etwas warnen. Sie versuchten mich, auf ihn und seinen Schmerz aufmerksam zu machen. Aber warum? Was wollten sie damit bezwecken?

Es war, als wüsste ich etwas. Tief in mir drinnen, was aber nicht ganz zu mir durchdringen konnte, als könnte ich den wichtigen Gedanken nicht fassen. Als könnte ich ein großes Unglück verhindern, von dem ich nicht wusste, was das für ein Unglück war. Ich wusste nicht, wann es geschehen würde. Und wie. Und, wen es betreffen würde. Ich wusste nichts, bloß, dass mich meine Gedanken genau davor warnen wollten.

"Manu? Bist du noch da?", drang die Stimme meiner Schwester gedämpft, wie durch einen Wattebausch an mein Ohr, sodass ich zu ihr schaute und die Warnung in meinem Kopf langsam verpuffte. "Hmm?"

"Was für ein Eis willst du haben?"

"Zwei Kugeln Schokoladeneis bitte.", antwortete ich noch immer ein bisschen verwirrt, was da gerade in meinem Kopf geschehen war.

"In der Waffel?", hakte mein Bruder nach und ich stellte fest, dass er die Stirn kraus gezogen hatte, als würde er über mich nachdenken. "Jaja, bitte..", murmelte ich zerstreut und folgte meinen Geschwistern, Micha und Chessy in die Eisdiele, doch Dados Bild hallte noch ein bisschen in meinen Gedanken nach.

Da fiel mein Blick auf die anderen Gäste und mein Herz blieb stehen. Palle war auch hier.

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Hallo.

Die Zucchini ist krank und bringt deshalb noch ein Kapitel. Daher werden in den nächsten Tagen vielleicht auch häufiger Kapitel kommen. Und nochmal ein großes Danke. Wir sind schon wieder in den Fanfictions geklettert und nun auf Platz 65! Danke! <<333

~gebackeneZucchini

Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt