Kapitel 22 - Ich will das aber nicht!

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Mein Eis schmeckte nicht so gut, wie erwartet. Es hatte diesen bitteren Nachgeschmack, von dem ich nicht wusste, ob das daran lag, dass Palle mein Fanboy-Herz wieder vollkommen zum Schmelzen gebracht hatte oder ob das Eis halt einfach nicht gut war. Den Anderen schien es allerdings zu schmecken und so ließen wir uns auf einer Bank am Rande des Marktplatzes fallen, wo wir unser Eis zuende verspeisten.

Micha und Chessy turtelten wieder extrem rum, ständig klebten die Lippen von einem im Gesicht des anderen. Es war schon fast grausam. Genervt sah ich rüber zu Angelica, die das Ganze mit gerunzelter Stirn verfolgte. Basti schin aber mit etwas Anderem beschäftigt zu sein. Er starrte auf sein Eis, als würde er dadurch seine Erkenntnis erhalten.

Er flüsterte Angie etwas ins Ohr, das ich nicht verstand. Doch es störte mich nicht. Stattdessen fuhr ich fort, Micha und Chessy zu beobachten, die sich immernoch gegenseitig aufzufressen schienen.


Es war bereits 16:00 Uhr, als ich mich von Michael und Chessy verabschiedete, um anschließend mit meinen Geschwistern nachhause zu gehen, wo uns unsere Mutter strahlend empfing. "Meine Kinder. Meine drei Schätze.", lächelte sie liebevoll und umarmte uns alle zugleich, bevor sie uns in das saubere Wohnzimmer führte. "Ich habe gekocht, meine Lieben. Manu, magst du mal bitte das Brot aus dem Ofen holen? Dann kann ich Angie und Basti noch ein bisschen ausquetschen."

Ihr Wort war mein Befehl und so stand ich wenige Sekunden später in der Küche, und öffnete den Backofen, aus dem mir die Hitze entgegenschlug. Seufzend pustete ich eine dunkle Haasträhne aus dem Gesicht und streifte mir die Topflappen über, mit dem ich das heiße Backblech aus dem Ofen holte und es auf ein Brett stellte. Dabei stieg mir der wunderbare Geruch frischgebackenen Brotes in die Nase und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Sorgsam schnitt ich es in Scheiben und servierte es stolz in unserem Brotkorb.

Doch als ich wieder das Esszimmer betrat, war die Stimmung irgendwie komisch angespannt. Angie biss sich auf die Lippe und Bastis Augen musterten mich besorgt, genau wie die meiner Mutter.

"Alles okay hier?", fragte ich verunsichert und stellte den Korb auf der Tischplatte ab. Meine Familie schwieg verbissen, bevor Mama den Mund öffnete. "Manu, ich muss mit dir reden.", sie nahm meine Hand und lotste mich zu einem Stuhl, auf den ich mich schweren Herzens setzte. Warum wollte heute jeder mit mir reden?

"Es geht um deine Zukunft, Schatz.", sagte sie leise. "Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich hier unwohl fühlst. Du bist in letzter Zeit so abwesend, so verplant, als bereite dir etwas große Sorgen. Und deine Geschwister... Sie haben mir von dem heutigen Vorfall in der Eisdiele erzählt.. Deshalb frage ich dich jetzt geradeaus. Manu, wirst du in der Schule geschlagen?"

"Ich... Was? Nein! Du kennst doch Micha und Dado! Niemals wü-", begann ich stotternd und mein ganzes Gesicht erbleichte innerhalb weniger Sekunden. Wie kamen sie auf diese dämliche Idee!?

"Ich rede auch nicht von Michael und Maurice. Ich rede von anderen Schülern.", Sie klang sanft, aber auch bestimmt. "Was, wenn sie deinen Schlüssel gestohlen haben? Wenn sie dich erpressen, weshalb sie dich vor der Eisdiele weggezogen haben.? Jetzt macht alles einen Sinn."

"Nein, Mama, glaub mir. Niemand schlägt oder erpresst mich.", bat ich verzweifelt.

"Warum tun sie das, Manu? Weil du anders bist?"

"Sie tun nichts! Keiner von ihnen!", rief ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Was lief hier gerade ab!? Meine Mutter seufzte bloß und striff mit sanften Fingern meinen Ärmel hoch, bis zu der Stelle, wo Palle mich vorhin am Arm gepackt hatte. Es war ein blauer Fleck geworden und rötliche Flecken zeichneten die Stelle ab, wo seine Finger gelegen hatten.

"Ich hatte Recht.", seufzte sie mitleidvoll. "Manu, du brauchst die Tatsachen nicht mehr zu leugnen. Ich denke, es wäre besser, wenn du...", Sie zögerte und kniff vor Schmerz die Augen zusammen. "Mit Angie und Basti mitgehst."

"Was!?", rief ich entgeistert und starrte sie an. Ich würde nicht nach Berlin umziehen! Nicht zu meinem Vater!

"Hör zu, Manu.", mischte sich nun auch Angie ein. "Ich sehe, dass du leidest. Dir wird es bei uns besser gehen. In meiner, du hast da uns. Basti und ich werden alles tun, damit es dir gut geht. Es gibt an meiner alten Schule, ein junges, schwules Pärchen und sie werden mit Respekt und Verständnis behandelt. Niemand wird geschlagen, weil er anders ist. Sie sind ungefähr in deinem Alter, vielleicht wären sie sogar in deiner Klasse. Das wäre doch klasse!"

"Ich will das aber nicht!", rief ich verzweifelt und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Dado braucht mich!"

"Du baruchst deine Familie. Und nette Leute um dich herum.", sagte Besti bestimmt. "Angie und ich. Wir holen dich nächste Woche Samstag ab und dann ziehst du mit zu uns.

"Ihr könnt mich mal!", schrie ich und rannte in mein Zimmer, natürlich nicht ohne den Stuhl mitumzuschmeißen.

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Drama, Drama, Baby.

Manu soll also nach Berlin ziehen. In einer Woche. Weg von all seinen Freunden und von Palle. und das nur wegen einem dummen Missverständnis.

Tja... Was meint ihr, wie geht es weiter? Oder habt ihr Feedback? Ballert die Kommentare zu.

~überbackenerZucchiniauflauf

Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt