Kapitel 47 - Die Beichte

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Die Stunde bei Herrn Bergmann war ein reinstes Grauen.

Wir mussten die Wahrscheinlichkeit berechnen, im Lotto zu gewinnen. Und zwar die richtige Wahrscheinlichkeit und nicht die, die uns im Fernsehen und im Radio immer vorgemogelt wurde. Aber richtig konzentrieren, konnte ich mich nicht. Wer konnte das schon, gerade, nachdem sich die große Liebe von einem getrennt hatte.

Aber Palle hatte Recht. Eine Fernbeziehung würde nicht funktionieren, da Palle dafür viel zu... Nun ja, sexbedürftig war. Weshalb hatte er sonst so viele Kondome in seinem Zimmer gehabt?

Mein Fingernagel brach ab, als ich mehr an diesem herumkaute und die besorgten Blicke, die Klaus mir von der Seite her zuwarfen, scherten mich nicht. Zu sehr war ich in meinen Gedanken versunken.

Vielleicht war ein klarer Schnitt, wie Palle es getan hatte, besser für uns, als ein langsames Auseinanderleben mit der Zeit. Vermutlich war es das. Mein Freu- Mein Ex-Freund hatte mehr Erfahrungen mit der Liebe gemacht und ein klarer Schnitt tat zwar weh, aber nicht so sehr, wie als würden wir eine Fernbeziehung führen, die langsam zerbrach. Wer weiß, vielleicht verliebte ich mich ja in Berlin neu. Auch, wenn ich es mir im Moment nicht vorstellen konnte. Ich wollte Palle zurück, aber dieses Verhalten war kindisch und unanständig. Das wusste ich.

Es war Klaus, der mich aus meinen Gedanken holte, da er an meinem Hoodie herumzupfte.

"Was!?", fauchte ich ihn an und dieser zeigte bloß mit einem blassen Gesicht nach vorn. Ich folgte seinem Blick und sah Herrn Bergmann, der vor der Tafel stand, die Hände wütend in die Hüften gestützt und mir streng in die Augen schaute.

"Schön, dass Sie nun wieder dem Unterricht folgen möchten, Manuel Büttinger. Ich hatte Sie gefragt, ob Sie bitte Ihre Lösung an die Tafel schreiben möchten.", tadelte er herausfordernd und trat zur Seite, um mir Platz zu machen.

"Ich habe keine Lösung.", gab ich zu. "Ich bin noch nicht fertig."

"Dann teilen Sie uns eben nur Ihre Gedankengänge mit, damit Clara die Aufgabe beenden kann.", forderte er und Clara, ein blondes Mädchen, welches in der ersten Reihe saß, zuckte zusammen, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass unser Lehrer sie auswählen würde.

"Ich hatte auch keine Gedankengänge.", flüsterte ich. "Ich habe mich noch nicht mit der Aufgabe auseinandergesetzt."

Die Klasse lachte und ich machte mich in meinem Stuhl noch kleiner.

"Sie glauben wohl, dass Sie nur wegen Ihres Umzuges einen Freifahrtsschein haben!?", fragte Bergmann ungläubig. "Es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber das ist nicht der Fall. Ihre neue Schule wird davon unterrichtet werden."

Die Klasse hatte aufgehört, zu lachen und alle hatten sich zu mir gewandt, die Augen aufgerissen und schauten ungläubig und verwirrt drein. Ich schluckte hart. Jetzt hatten meine Klassenkameraden von meinem Umzug erfahren. Ungewollt.

Nervös suchte ich die Gesichter meiner Freunde und die Beiden saßen nebeneinander an einem Tisch und starrten mich an, als wüssten sie nicht, was sie denken sollten.

"Das stimmt nicht. Manu zieht nicht um.", sagte Micha komplett verwirrt und bevor unser Lehrer erwidern konnte, öffnete ich meinen Mund.

"Doch, Micha. Dado, ich ziehe um. Nach Berlin. Am Samstag.", erklärte ich leise und spürte, wie meine Stimme an Kraft verlor und immer schwächer wurde. "Meine Geschwister holen mich ab."

"Und.. Wann hattest du vor, uns das zu sagen?", fragte Micha fassungslos, während Dado in seinem Stuhl zusammensackte, als hätte ich ihn geschlagen. Das tat weh und ich konnte die Tränen kaum zurückhalten. Tapfer bleiben, Manu. Du kannst das.

"I-ich... weiß es nicht."

Die ganze Klasse starrte mich an und sie sahen immer von Micha zu mir und wieder zurück. Es war wahrscheinlich besser, als jeder Kinofilm. Ein verdammt dramatischer. Nur noch Popcorn fehlte. Eigentlich hätte ich bei dem Gedanken geschmunzelt, doch zum Schmunzeln war mir gerade wirklich nicht zu Mute. Eher zum Heulen. Ich wollte Micha und Dado umarmen, ihnen sagen, wie Leid es mir tat.

"Nun... Könnt ihr das bitte in der Pause klären?", fragte Herr Bergmann, der ebenfalls etwas überfordert wirkte, mit der Situation.

Überfordert waren vermutlich alle.

Ich auch.


In der Pause ging ich mi Micha und Dado raus, wir schwiegen alle und es war eine verdammt merkwürdige Situation. Hilfesuchend blickte ich zur Eiche und da saßen Palle und seine Freunde. Ich meinte, den Blick meines Ex-Freundes kurzzeitig auf mir zu spüren, doch jetzt schaute er wieder demonstrativ weg. Seufzend schaute ich wieder zu meinen besten Freunden und ließ mich wieder auf unseren Stammplatz, die Treppe fallen. Nach einer Weile stieß auch Chessy hinzu. Ihre Fröhlichkeit passte gar nicht zu unserer angespannter Stimmung.

"Hi.", lächelte sie und verstummte dann. "Ist was passiert?"

"Manu hat uns eben erzählt, dass er übermorgen umzieht. Nach Berlin.", nuschelte Micha mit gerunzelter Stirn, als würde er die Information noch verarbeiten.

"Nach Berlin?", fragte Chessy interessiert. "Das ist ja cool! Ein richtiges Abenteuer. Du musst uns unbedingt Bilder schicken!"

Wir starrten sie an. Sie war echt etwas Besonderes. Total optimistisch und immer gut gelaunt.

Micha und Dado sagten gar nichts mehr.

Und ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte.

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Ich bin gerade total im Schreibfieber! c:

Vielleicht kommen heute noch mehrere Kapitel! <3

~Zucchinijoghurt


Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt