"Bitte, sag es uns einfach", flehte ich den Grounder an. "Hailey, aus dem Weg", schrie mich Bellamy an. Kopfschüttelnd drehte ich mich zu ihm. "Nein." Frustriert seufzte er auf und hielt dabei ein Messer fest in seiner Hand und hatte ein Teil des Gurtes vom Dropship über der Schulter hängen. "Hailey", begann er, doch ich schüttelte weiter den Kopf. "Nein! Das bist nicht du!", schrie ich ihn an, als ich mich selbst zwischen ihm und dem Grounder wiederfand. "Woher willst du das wissen?", schrie er direkt zurück. "Weil ich dich kenne, Bellamy!", entgegnete ich, als Tränen in meine Augen stiegen.
"Du bist nicht die Person, die jemanden foltert oder tötet! Du konntest Atom nicht töten, weil das nicht du bist! In der kurzen Zeit, in der ich dich kenne, weiß ich genau, was für eine Art Mann du bist - und das hier ist er nicht. Bitte, Bellamy. Ich flehe dich an. Tu' das nicht." Sein Blick wandte sich von mir ab. Vorsichtig nahm ich sein Gesicht in meine Hände, sodass er mich wieder ansah. "Überschreite diese Grenze nicht. Werde nicht zu etwas, das du nicht bist. Bitte." Meine Worte schienen ihn auf irgendeine Art zu beeinflussen. Ich erkannte einen Funken Schuld in seinen Augen, doch dieser verschwand viel zu schnell.
"Halt' sie zurück", beauftragte er Miller. Ich bekam ein flaues Gefühl in meinem Magen, als Miller mich am Arm von Bellamy und dem Grounder wegzog. Bellamy nahm das Messer und zerschnitt damit das Oberteil des Grounders. "Zeig' uns das Gegengift oder du wirst dir wünschen, du hättest es getan", sagte Bellamy, bevor er den letzten Streifen des Oberteils zerschnitt. Dann sah er zu Clarke, die ihm zunickte. Ich riss meinen Arm aus Miller's Griff und ging zu Octavia. "Nein, Bellamy. Bitte", bat sie ihren Bruder ein letztes Mal. Ich legte meine Arme um sie und zog sie fest an mich. "Sieh' nicht hin", flüsterte ich zu ihr. Sofort versteckte sie ihren Kopf in meiner Halsbeuge, doch ich hielt meinen Blick weiterhin auf Bellamy und den Grounder gerichtet. In diesem Moment musste ich einfach sehen, wozu Bellamy fähig war.
Bellamy nahm den Gurt, an dessen Ende sich eine breite Schnalle befand und schwang ihn wie eine Peitsche über den Körper des Grounders. Ich zuckte zusammen und schloss meine Augen, als der Grounder vor Schmerz aufstöhnte. Ich spürte Octavia's Tränen auf meiner Schulter. Dann öffnete ich meine Augen wieder und sah, wie Bellamy mich anstarrte. Ich schüttelte meinen Kopf, in der Hoffnung, er würde aufhören, doch schwang er den Gurt ein weiteres Mal und traf nun den Kopf des Grounders. Ich schnappte nach Luft und zog Octavia fest an mich. Clarke trat neben Bellamy und stoppte seinen nächsten Schlag. "Bitte, welches ist das Gegengift?", fragte Clarke, als sie die Fläschchen auf den Boden vor dem Grounder verteilte. "Sag es ihnen", murmelte Octavia und sah den Grounder an, doch er blieb stumm. "Clarke", sagte Bellamy. Sie seufzte, stand auf und genehmigte ihm so einen erneuten Schlag. Octavia blieb weiterhin in meinen Armen.
Bellamy schlug wieder und wieder zu. Ich sah solange zu, wie ich konnte, doch dann hielt ich es nicht mehr aus. "Es reicht!", schrie ich und griff nach Bellamy's Arm. "Clarke! Es geht ihm schlechter!", rief Raven plötzlich von der unteren Ebene. "Uns läuft die Zeit davon. Welches davon ist es?", fragte Clarke, als Bellamy vor mir zusammen sank. Ich schätze, jemanden so aus zu peitschen, holt alle Kraft aus dir heraus. "Wenn du uns hilfst, dann hören sie auf", plädierte ich. ''Bitte sag uns, welches das Gegengift ist und dann hören sie auf", fügte Clarke hinzu, doch der Grounder blieb still.
Bellamy richtete sich auf, bevor er die behelfsmäßige Peitsche beiseite warf. "Wenn das nicht zieht, dann vielleicht das hier", sagte Bellamy, als er einen großen Haken aufhob. "Clarke, du musst nicht hier bleiben, wenn du nicht willst", ließ er sie wissen. "Ich werde erst gehen, wenn ich das Gegengift habe", entgegnete sie mit den Händen in die Hüfte gestemmt. "Hailey, du auch. Du musst nicht hier sein", sagte er mit etwas weicherer Stimme zu mir. "Ich werde nicht gehen", erwiderte ich kopfschüttelnd. "Ich will aber nicht, dass du hier bist!", schrie er mich an und versuchte mir so Angst zu machen, doch dachte ich gar nicht daran zu gehen. "Das ist mir scheißegal, Bellamy! Ich werde hier bleiben, bis du wieder zu selbst bist oder bis ich mir sicher bin, dass ich mich in dir geirrt habe!", schrie ich, während ich mir einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. "Außerdem kann ich so genau sehen, welchen Schaden du ihm zufügst, denn du kannst deinen Arsch darauf verwetten, dass ich nicht zulasse, dass du ihn umbringst!", knurrte ich ihn an, als ich mich wieder neben Octavia stellte.
Bellamy schien mich nicht verstehen zu wollen, als er mit dem Haken in der Hand auf den Grounder zuging. "Letzte Chance", sagte Bellamy wütend. Der Grounder antwortete nicht, also stieß Bellamy den Haken durch die Handfläche des Grounders, der vor Schmerz brummte. Octavia und Clarke drehten sich weg, doch ich starrte auf die Wunde. Ich betrachtete den Grounder mit dem Haken in seiner Hand und gleichzeitig auch Bellamy. Ich dachte er wäre mehr als das, als das Blut von der Hand des Grounders auf den Boden tropfte. "Was dauert denn so lange?", rief Raven, bevor sie unsere Ebene betrat. "Seine Atmung hat ausgesetzt", informierte sie Clarke. "Was?", fragte diese, als sie sich auf die Luke zu bewegte, doch Raven hielt ihre Had aus und stoppte sie. "Er atmet wieder, aber nächstes mal vielleicht nicht", entgegnete Raven. "Er wird es uns nicht sagen", erklärte Clarke, als mein Blick zwischen dem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck des Grounders, dem Haken in seiner Hand und Bellamy's gesenktem Kopf wechselte.
"Wollen wir wetten?", fragte Raven, als sie zu einigen Kabeln lief und diese aus der Wand riss. "Was machst du da?", fragte Bellamy, als sich mein Kopf zu drehen begann. Der Grounder zuckte bei den Funken, die aus den Kabeln kamen, zusammen. "Ich zeig' ihm was neues", entgegnete raven, als sie die Kabel aneinander rieb und so Funken erzeugte. Der Grounder trat zurück so weit er konnte. Mein Kopf pochte und drehte sich weiterhin, während ich realisierte, was Raven vorhatte. Bei dem Gedanken drehte sich mein Magen um.
Die Lichter flackerten, als Raven die Kabelenden gegen die Haut des Grounders drückte und dieser vor Schmerzen aufschrie. "Welches ist es? Komm schon!", schrie Raven den Grounder an. Plötzlich stiegen alte Erinnerungen aus der Nacht in mir auf, in der Jacob Grove und Evan Williams mich angegriffen hatten. Mein Herz raste. Ein zweites Mal verpasste Raven dem Grounder einen Stromschlag und Punkte besprenkelten meine Erinnerung. "Octa-", verlor ich mich, als ich nach ihrem Arm griff. Meine Beine zitterten und konnten mein Gewicht nicht mehr tragen. Das letzte, an das ich mich erinnerte war das verschwommen Gefühl des Fallens und jemand, der meinen Namen rief.
Ich stöhnte leise, als sich meine Augen langsam öffneten. Dann realisierte ich, dass ich mich nicht in meinem Zelt befand. Ich hörte, dass es keine Anzeichen eines Sturmes mehr zu geben schien. Erneut stöhnte ich auf, als ich mich selbst aufsetzte. "Langsam", murmelte Bellamy's Stimme, während ich seine Hand auf meiner Schulter spürte. Bei seinem plötzlichen Dasein zuckte ich zusammen.
"Was ist los? Was ist passiert?", fragte ich und rieb mir meinen Hinterkopf, als ich dort eine kleine, schmerzvolle Beule bemerkte. "Du bist ohnmächtig geworden", entgegnete er und nahm seine Hand von meiner Schulter. "Ohnmächtig?", gab ich fragend wieder. Er nickte. Ich seufzte und sah auf meinen Schoß. "Ist der Grounder...ist er-" Ich stoppte, unfähig die Frage zu beenden. "Tot?", fragte Bellamy für mich. Ich nickte leicht. "Nein, er ist nicht tot", entgegnete er. "Was ist mit Finn?", fragte ich nach. "Finn geht's gut. Octavia hat den Grounder zum Reden gebracht und wir konnten das Gegengift benutzen", erklärte er mir. Lächelnd nickte ich leicht.
Eine Bewegung außerhalb des Zeltes fing meine Aufmerksamkeit ein und ich stand auf. "Hailey, du musst dich ausruhen", bestand Bellamy und griff nach meinem Handgelenk. "Mir geht's gut", entgegnete ich und löste mich aus seinem Griff, als ich nach draußen ging. Alle Zelte hatten sich überschlagen und die Wand des Dropships war völlig zerstört. Ich sah mich um, bevor ich auf etwas trat. Als ich es aufhob, erkannte ich den blutigen Haken, der in der Hand des Grounder's steckte. "Wir räumen es wieder auf", versprach Bellamy mir und schaute sich die Zerstörung des Sturmes an. "Das ist nicht unser einziges Problem", murmelte ich und hielt den Haken behutsam in meiner Hand.
"Hailey", rief Bellamy sanft. Er nahm meine Hand und entfernte vorsichtig den Haken aus dieser. Mit seiner freien Hand nahm er mein Handgelenk und seine Finger strichen langsam über die weiche Haut meiner Handfläche. Diese Berührung ließ mich aufsehen und ich traf Bellamy's dunklen und fesselnden Blick. "Wer wir sind und wer wir sein müssen, um zu überleben, sind völlig verschiedene Dinge." Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme machte es mir unmöglich wegzusehen. Ich wollte seine Augen so dringend lesen können, denn ich wusste, tief in ihnen versteckten sich positive Gefühle. Dann zeigte sich Funken Reue, bevor sie wieder unlesbar wurden. "Das sollten sie nicht sein", entgegnete ich leise, als ich meine Hand sanft zurück zog.
"Und was machen wir jetzt mit ihm?", fragte ich und sah zur oberen Ebene des Dropships. "Wir können ihn nicht für immer einsperren", fügte ich hinzu. "Wenn wir ihn gehen lassen, kommt er zurück und dann wird er nicht alleine kommen." Stille folgte Bellamy's Worten. "Das Sagen zu haben ist nicht leicht, was?", fragte er mich sanft. Ich sah ihn wieder an und wusste, dass er nur das Beste für uns alle wollte. Doch etwas in mir sagte, dass es zwei Campbewohner gab, die verängstigt waren. Vermutlich die zwei, dessen Zeichnungen in dem Tagebuch eines Grounders waren. Bellamy suchte meinen Blick für einen Moment, bevor er sich abwandte. Dann ließ er mich ohne weiteres in der Mitte des Camps stehend zurück.
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» Lawless « [Bellamy Blake]
FanficIch präparierte meinen Bogen und kerbte einen neuen Pfeil. ''Wo ist das Funkgerät, Bellamy?'', fragte ich und deutete mit der Pfeilspitze auf ihn. Er drehte sich zu mir und es sah aus, als würde er mich anbrüllen, doch als er den Pfeil sah, durchfu...