• • • The Calm Part II • • •

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"Es ist eine Weile her, seit du dir ein neues Mädchen ausgesucht hast. Ich wusste, dass sie dich bald langweilen würde, aber um dich so lange in ihren Bann zu ziehen, muss sie ja gut zu vögeln sein", sagte Miller sturz betrunken. "Hey, jetzt da du mit ihr fertig bist, würde es dir was ausmachen, wenn ich es mit ihr versuche?", fragte Miller eindeutig nicht mehr bei Verstand. Aber da ich es auch nicht war, drehte ich mich zu ihm um, ließ die Messer aus meiner Hand auf den Boden fallen und stapfte wütend auf ihn zu. Ich tippte ihm auf die Schulter, bevor er sich in meine Richtung drehte. Noch bevor er feststellen konnte, dass ich es war, verpasste ich ihm einen Kinnhaken und stieß ihn so zu Boden.

"Noch ein Wort Miller und ich schiebe dir diese Nüsse soweit den Hals runter, dass du daran erstickst", schrie ich ihn wütend an und deutete auf den Vorrat neben ihm. Miller rieb sich den Kiefer, als er zu mir aufsah. "Was hast du vor? Mich erstechen, so wie sie? Du weißt schon, mit deinem Messer?", deutete Miller an und überraschte mich damit etwas. "Ich meine, so hast du doch Jacob Grove und Evan Williams getötet, richtig? Du warst da, Bellamy. Sah sie damals genauso verrückt aus, wie jetzt auch?", fragte Miller. Wegen allem, was gerade aus seinem Mund kam, wollte ich ihm nur zu gerne zeigen, wie verrückt ich wirklich sein konnte. Ich dachte überhaupt nicht nach, als ich mich auf Miller stürzte. Vor Wut stieß ich einen Schrei aus, als ich meine Fäuste wieder und wieder in sein Gesicht schlug. Ich hörte jemanden meinen Namen rufen, doch ich konnte nicht herausfinden, wer es war. Alles was ich wahrnahm war meine schon viel zu lange angestaute Wut.

Schließlich zog mich jemand von Miller weg und verkreuzte meine Arme hinter meinem Rücken. "Red' nur weiter, Miller. Du wirst genauso enden wie sie", drohte ich, als mich jemand fest hielt, während ich versuchte mich zu befreien. "Hailey, hör' auf!", hörte ich Raven schreien, als sie sich direkt vor mich stellte. Sie zu sehen machte mich nur noch wütender. Sie hob ihre Hand, um meine vor Wut glühenden Wangen zu berühren, doch ich spuckte ihr verachtend ins Gesicht. Sie keuchte und trat einen Schritt zurück, als sie sich meinen Speichel von der Wange wischte. "Fass' mich nicht an", zischte ich sie an, bevor ich hinter mich sah und erkannte, dass Bellamy mich festhielt. "Keiner von euch beiden", knurrte ich mit knirschenden Zähnen, als ich mich selbst aus seinem Griff befreite.

"Hailey, was-", begann Bellamy zu fragen, doch ich schnitt ihm das Wort ab, als ich kehrt machte und zum gehen ansetzte. "Wo zum Teufel willst du hin?", rief Bellamy mir nach. "Ich bin nicht dein Flittchen, Bellamy! Du musst nicht alles wissen", warf ich über meine Schulter zurück, als ich in Richtung Dropship ging. Ich betrat das Schiff und griff nach einer großen Axt, die ich in meinen Händen abwog, bevor ich den Griff fest in meiner rechten Hand hielt. Dann lief ich außerhalb des Walls entlang.

Kurz danach erreichte mich Raven außerhalb des Camps mit einem Gewehr über der Schulter. "Keine gute Idee von dir, mir jetzt so nah zu kommen", knurrte ich sie an, bevor ich die Axt erneut in den Baum warf, indem noch immer mein Messer hing. Es war derselbe Baum, an dem ich Bellamy fand, nachdem Charlotte gestorben war. Derselbe Baum, an dem wir uns das erste mal geküsst hatten. "Ich kann verstehen, wieso du wütend bist", rief sie mir zu, während sie etwas Abstand zwischen uns schaffte. "Ach wirklich, Raven?", fragte ich sie und ließ die Axt auf den Boden fallen, bevor ich meine Hände in die Hüfte stemmte.

"Murphy hat uns erzählt, dass du mich Bellamy's Zelt hast verlassen sehen und deine Stimmung hat sich sofort verschlechtert", begann sie und stemmte ihre Hände ebenfalls in ihre Hüfte. "Aber du musst da etwas wissen", fuhr sie fort. Ich rollte mit den Augen und griff wieder nach meiner Axt. "Ich will nicht wissen, wie toll er war oder wie sehr du es genossen hast", schnauzte ich sie an, als sich meine Stimme so sehr verdunkelte, dass ich jedes einzelne Wesen auf dieser verdammten Erde hätte töten können. "Es ist nicht so, wie du denkst, Hailey", versicherte sie mir und klang etwas verärgert über meine Wut. "Ich bin nicht dumm, Raven. Ich weiß ganz genau, was passiert ist und will nichts darüber wissen. Lass' mich einfach in Ruhe, bevor ich etwas tue, dass ich später bereue", warnte ich sie. Doch sie ging nicht. Sie kam so gar noch ein Stück auf mich zu und sah immer verärgerter aus.

"Du bist wirklich dumm, wenn du denkst, dass zwischen Bellamy und mir irgendetwas passiert ist", erzählte sie mir. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich weiß, was für eine Art Mann er ist, Raven. Er benutzt Frauen zu seinem Vergnügen und lässt sie danach sofort wieder fallen." Sie funkelte mich an und trat noch näher an mich heran. "Kannst du einfach mal die​ Klappe halten und mir zuhören?", schrie sie. Ich zog eine Augenbraue nach oben und war etwas überrascht über ihre plötzliche Aggression. Als ich meine Hände wieder in die Hüfte stemmte, nickte ich leicht und ließ die Axt wieder auf den Boden fallen. "Okay", seufzte sie, bevor sie tief einatmete.

"Bellamy kam nicht zu mir. Ich bin zu ihm gegangen. Als Clarke, Finn und du nicht vom Jagen zurück gekommen seid, brauchte ich eine Ablenkung. Natürlich habe ich viel über Bellamy's Vergangenheit mit Frauen gehört", begann sie mir zu erzählen. Ich rollte nur mit den Augen, doch zügelte ich meine Wut. "Also bin ich mit dem Gedanken zu ihm gegangen, dass ich ihn benutzen könnte, um mich besser zu fühlen. Ich habe mich dann also vor ihm ausgezogen", fuhr sie fort. "Ich will gar nicht wissen, wie es weiter geht", beschwerte ich mich. "Doch, das willst du", beharrte sie. "Ich bin hübsch, oder?", fragte sie mich daraufhin unerwartet. So wütend ich auch war, konnte ich es nicht abstreiten, also nickte ich kurz. "Genau, also das hübsche Mädchen steht nackt vor dem Jungen und was macht er? Er sieht weg", erzählte sie mir. Sofort sah ich verwundert zu ihr auf.

"Er musste mir nicht sagen, dass er mir nicht geben konnte, was ich wollte. Ich habe es in seinen Augen gesehen", fuhr sie mit ruhiger Stimme weiter fort. "Vielleicht weiß er nicht, wie er es sagen oder zeigen soll und manchmal kann er wirklich Scheiße bauen, aber er liebt dich, Hailey. Er wollte mich nicht ansehen, weil du das einzige Mädchen bist, das ihm etwas bedeutet." Raven's Worte ließen mein Herz höher schlagen. Ich hätte mir so gewünscht, ihre Worte waren eine Lüge, sodass sich meine Wut bestätigte, vielmehr als dass ich zugeben musste, dass ich ziemlich überreagiert hatte, bevor ich die ganze Geschichte kannte. "Der Blick in seinen Augen war derselbe, den ich sehe, wenn Finn Clarke ansieht", erklärte Raven.

In diesem Moment hatte ich Mitleid mit ihr. Sie beobachtete den Jungen, den sie liebte, ein anderes Mädchen so ansehen, wie sie selbst von ihm angesehen werden wollte. Vielleicht hatte mich Bellamy die ganze Zeit auf die selbe Weise angesehen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich seufzte und fuhr mir nachdenklich durch die Haare. "Ich muss darüber nachdenken", sagte ich fast schon mit einem Flüstern. Raven nickte leicht und lächelte. "Hab' schon verstanden, auch wenn ich weiß, wie es enden wird." Verwirrt nickte ich nur. "Hör' zu, tut mir Leid wegen vorhin. Das Ganze ins Gesicht spucken und so", entgegnete ich und es war mir im Nachhinein echt peinlich. "Ist schon okay. Nur verschwende deine Zeit nicht mit zu viel Nachdenken, okay?", fragte sie mich. Ich nickte kurz, bevor sie mich anlächelte und zurück ins Camp ging. Ich hob meine Axt auf und folgte ihr.

Als wir das Camp betraten, hallten Raven's Worte noch immer durch meinen Kopf. Jeder einzelne starrte mich an und warf mir böse Blicke zu. "Hailey", hörte ich Bellamy's Stimme rufen, doch ich lief einfach weiter in Richtung meines Zeltes. Dann hörte ich ihn schneller auf mich zulaufen, um mich abzufangen. Er griff nach meinem Arm und drehte mich vorsichtig zu sich um. Er sagte kein Wort, sondern wartete darauf, dass ich es zuerst tat. "Ich habe mit Raven gesprochen", begann ich schließlich mit einem Seufzen. "Und was hat sie gesagt?", fragte er mich etwas nervös. "Sie hat mir viele Dinge erzählt, Bellamy. Dinge, über die ich nachdenken muss", entgegnete ich. Er nickte verständnisvoll. "Okay, dann ruh' dich etwas aus", sagte er, bevor er sich umdrehte und mich alleine ließ. Ich seufzte erneut und betrat mein Zelt, als Raven's Worte weiterhin durch meinen Kopf hallten.

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