Kapitel 38 - Trip to the past (4)

3.3K 143 58
                                    

"Wo geht er hin?" Ich sah Namjoon fragend an, ließ dann meinen Blick wieder zu dem fort schlendernden Yoongi schweifen. Namjoon hatte sich beruhigt und wir waren ein wenig spazieren gegangen und hatten alle geredet. Er hatte viel erzählt über die schönen Zeiten mit Mila und er hatte gelacht. Unter einem bedrückten Gesichtsausdruck hatte er gelächelt und seine Tränen weggewischt. Nach einer Weile waren wir stehen geblieben. Namjoon und Yoongi hatten sich einen Blick zugeworfen und Yoongi war in eine andere Richtung gegangen. Ich war verwirrt...
"Er geht zum Grab von seiner halmeoni." Antwortete Namjoon und zog mich am Handgelenk weiter.
"A-Alleine? Warum?" Ich blieb erneut stehen.
"Er mochte es nie, wenn jemand mitgekommen ist. Er braucht da seine Zeit. Du kannst es gerne versuchen, aber er wird oft etwas frustriert und manchmal sauer." Erklärte er mir. Ich nickte verständlich und war bereit es zu akzeptieren und wieder mit Namjoon zum Haus zu gehen, als nun er stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
"Er war lange nicht mehr dort... Vielleicht gehst du ihm doch hinterher, damit ich mir keine Sorgen machen muss, ja? Ich will einfach wissen, dass alles ok ist. Aber sei vorsichtig. Er ist sehr... reizbar." Forderte er mich auf und schubste mich in die Richtung, in die Yoongi verschwunden war. "Sicher?" Fragte ich und ging zögernd ein paar Schritte. "Ja doch. Geh schon." Er gab mir gestikulierend das Zeichen mich auf den Weg zu machen, ehe er sich umdrehte und ging. Ich war ein wenig nervös, um ganz ehrlich zu sein. Ich hatte Yoongi noch nie in einem emotionalen Zustand gesehen, außer auf dem Dach in Japan. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, da er auf mich einen unberechenbaren Eindruck machte, doch ich konnte Namjoon verstehen. Er hatte gerade einen Menschen verloren und nun war er besorgter um die wichtigen Menschen, die noch in seinem Leben waren.

Ich ging weiter. An vielen Grabsteinen, Namen und Daten vorbei und es war nicht ganz unemotional für mich, doch ich hatte Übung in so etwas. Gekonnt schüttelte ich die Bilder des Grabsteines meiner Mutter ab und die des Unfalls, die in meinem Kopf zu erscheinen drohten, bis ich einen schwarzhaarigen Schopf in der Ferne erblicken konnte. Yoongi?
Ich lief auf ihn zu, bis ich zögerlich stehen blieb. Er war es. Er weinte. Ein wenig geschockt stand ich dort und gab keinen Ton von mir. Sein schluchzen jagte einen ungemütlichen Schauer über meinen Rücken. Es brach mir das Herz...
Langsam sank ich auf die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe sein zu können und ließ mich neben ihm nieder. Er warf mir einen kurzen Blick zu. Ich schluckte schwer, als ich seine roten Augen und die Tränen sah, die seine blasse Haut zum glänzen brachten. Als er mich sah, unterdrückte er seine seinen Tränenfluss und drehte seinen Kopf ein wenig von mir weg.
"Geh wieder zu Namjoon." Er merkte wie dünn seine Stimme war und räusperte sich ein wenig, um den Satz zu wiederholen,
Ich schüttelte den Kopf.
"Yoon! Du sollst-" seine Stimme Begann lauter und wütender zu werden, doch ich unterbrach ihn, als ich das bemerkte. "Weißt du was? Nach dem Autounfall meiner Eltern war ich jeden Tag auf dem Friedhof. Es fühlt sich beinahe wie zu Hause an. Es ist kaum noch abschreckend..." Ich sah starr auf den Grabstein seiner Oma. Ein ironisches Schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen. Wie kann ein Friedhof sich so bekannt anfühlen und so beruhigend?

Yoongi starrte mich an. So, als würden in seinem Kopf gerade alle Fragen beantwortet werden. "Wie nah standet ihr euch?" Ich sah ihn an. Er schwieg eine Weile, bis er seinen Blick abwendete und auf die Blumen starrte, die wohlmöglich er dort hingelegt hatte.
"Sie war meine ganze Familie." Antwortete er und wieder flossen ein paar Tränen. Mein Herz zog sich zusammen, als ich den gebrochenen Ausdruck in seinen Augen sah. Sanft legte ich meine Hand auf seine und drückte sie ein wenig. Ich wusste genau, wie es sich anfühlte diesen Namen auf dem Grabstein zu sehen und es nicht glauben zu können. Ich drehte mein Gesicht zu seinem und strich ihm sanft eine Träne von der Wange. Entgeistert sah er mich an, als wäre ich verrückt, doch ich lächelte. Mir war es egal. Er war vielleicht kein Mensch, der Emotionen mochte, aber in manchen Momenten waren sie unbestreitbar. So wie jetzt. Er wehrte sich nicht und ließ es zu, dass ich immer wieder mit meinem Daumen über seine Wange strich, um sie von der Nässe zu befreien, ähnlich wie er es bei mir im Flugzeug getan hatte.

No more Scars {BTS Min Yoongi FF} BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt