19. ...dann überfallen sie dich (Teil 2/2)

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A/N: Gerade erst habe ich mich über die 3000 gefreut, da sind es schon über 4000 Aufrufe. 😱
Vielen lieben Dank für eure Kommentare und über 420 Votes! 😍 Mit dieser Resonanz hätte ich niemals gerechnet. 🙈
Jetzt möchte ich euch nicht weiter auf die Folter spannen, denn es ist Zeit für die Geburt von Baby Vollmer. 😊
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Im Krankenhaus angekommen, spurtete Stefan die Treppe hinauf und manövrierte sich im Slalom um Ärzte, Schwestern, Pfleger, Patienten und Betten herum zu Kreißsaal 2. Seine Hand legte sich auf die Klinke, er atmete noch einmal tief durch, klopfte an und drückte dann die Tür vorsichtig auf, um seinen Kopf durch diese zu stecken. Dort erblickte er Karin im Bett und Charlotte an ihrer Seite. Karin drehte ihren Kopf in Richtung Tür. Sie begann zu lächeln und ihre Augen trotz Erschöpfung zu strahlen: „Stefan!"
„Hey, alles klar?"
Er schloss die Tür behutsam hinter sich, ging schnellen Schrittes zu Karin ans Bett und drückte ihr glücklich einen Kuss auf die Lippen. Charlotte schlich sich leise aus dem Raum.
Die nächsten Stunden versuchte Stefan Karin bei der Geburt mit allen möglichen Mitteln zu unterstützen, indem er ihre Hand hielt, ihr gut zuredete und ihr immer wieder mit einem kalten Lappen die Stirn tupfte. Dabei war er ziemlich überrascht über die Schimpfworte, die er immer wieder aus ihrem Mund vernahm, denn normalerweise war es ihr unmöglich zu fluchen. Bei ihren Worten musste er sich ziemlich zusammenreißen, dass er nicht in lautes Gelächter ausbrach und wenn ihm doch mal ein feines Grinsen auf die Lippen huschte, brachte Karin ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen und er küsste sie entschuldigend.
Plötzlich meinte die Hebamme, dass es langsam Zeit war den Arzt zu holen, was auch umgehend gemacht wurde. Nach einer weiteren Viertelstunde voller Schweiß, Schmerzen, atmen, pressen und zerquetschter Hände des werdenden Vaters wurde der Raum schließlich durch einen Schrei erschüttert und Karin liefen sofort die Freudentränen über die Wangen.
„Herzlichen Glückwunsch zu ihrem Sohn", gratulierte die Hebamme, legte Karin den kreischenden Kleinen auf die Brust und ließ die beiden Eltern die ersten Minuten mit ihrem Sohn, der sofort beim Körperkontakt mit seiner Mama verstummte, alleine. Die glücklichen Zweitlingseltern konnten ihre Blicke von dem kleinen Bündel auf Karins Brust vor Verliebtheit nicht abwenden und betrachteten ihn einfach nur sprachlos. Gleichzeitig durchströmte Karins Körper eine unfassbare Wärme, die sie zuletzt gespürt hatte, als Frida das erste Mal in ihren Armen lag. Die wenigen blonden Härchen auf Jakobs Kopf waren durcheinander angeordnet und seine blauen Kulleraugen waren weit aufgerissen, als wolle er nichts um sich herum verpassen.
Karin küsste ihren Sohn zärtlich auf das Köpfchen und murmelte ein leises "Ich liebe dich." gegen seine Haut. Stefan strich glücklich mit seinem Finger über seine Wange, sein Arm lag um Karins Schulter und zog sie sanft an sich, dabei kuschelte sie sich an seine Seite. Ihre Gedanken und Gefühle konnten beide im Moment nicht in Worte fassen.
„Ich bin unglaublich stolz auf dich. Du warst großartig", unterbrach Stefan nach einigen Minuten die Stille, die ausschließlich daraus bestand jede kleine Regung des Säuglings zu betrachten, und schaute Karin glücklich in die Augen, die ihren Kopf etwas in seine Richtung gedreht hatte.
„Danke, du warst aber auch nicht schlecht."
Die beiden versanken in einen glückseligen Kuss, der kurz darauf durch das Jammern von dem kleinen Jungen auf der Brust seiner Mama unterbrochen wurde. Dies war das Zeichen für die Hebamme, die sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und die kleinen Augenblicke der Familie mit einer Kamera festgehalten hatte, ihn für die nötigen Untersuchungen abzuholen.
Stefan ließ es sich nicht nehmen und hob seinen Sohn, nachdem er stolz die Nabelschnur durchgeschnitten hatte, zum ersten Mal vorsichtig aus Karins Armen. Dieser quakte leise und machte seinen Unmut bemerkbar, dass die körperliche Verbindung zu seiner Mama getrennt wurde.
„Shh, Papa ist da", beruhigte er ihn sofort und drückte ihn vorsichtig an seine Brust. Während er das Tuch fester um Jakobs Körper wickelte, spürte er plötzlich etwas nasses, warmes an seinem Shirt, welches er unter seinem geöffneten hellgrauen Hemd trug. Entsetzt und angewidert hielt er den Säugling schnell von seinem Körper weg. Das führte jedoch nur dazu, dass das Tuch verrutschte, sodass sich Jakobs Urin noch mehr auf seinem Oberteil verteilte und der Boden ebenfalls nicht trocken blieb: „Vielen Dank auch, Jakob. Ich kann auch nichts dafür, dass du zu deiner Untersuchung musst und deshalb nicht bei Mama bleiben kannst. Ich wäre auch viel lieber bei ihr geblieben, aber dafür musst du mich hier jetzt nicht anpinkeln."
Im Hintergrund hörte er Karin lachen, genau wie die Hebamme, der er jetzt Jakob auf den Untersuchungstisch legte.
„Damit müssen Sie jetzt immer rechnen, Herr Vollmer. Kleine Jungs machen das beim Wickeln gerne. Ihre kleine Frida hat das wahrscheinlich selten gemacht."
„Frida hat das nie gemacht", entgegnete er selbstsicher.
„Das glaubst auch nur du", mischte sich Karin von weitem ins Gespräch ein. „Mich hat sie beim Wickeln ständig angepinkelt. Also weißt du schon mal, worauf du dich jetzt gefasst machen kannst", neckte sie ihn.
„Ich ahne böses", schmunzelte Stefan.
Bei der Untersuchung ließ er seinen Sohn, nachdem er sein Shirt ausgezogen und sein Hemd zugeknöpft hatte, trotzdem keine Sekunde aus den Augen und nachdem diese abgeschlossen waren, wickelte er ihn und zog ihm den blauen Strampler und das Mützchen über, die Frida für ihren Bruder ausgesucht hatte. Diese holte er aus Karins Krankenhaustasche, die bereits seit über drei Wochen gepackt neben ihrer Hauseingangstür gestanden und auf ihren Einsatz gewartet hatte.
„Jetzt geht es wieder zurück zu deiner Mama", legte er Jakob stolz in Karins Arme, die ihn mit offenen Armen empfing und das Hungergefühl ihres kleinen Babys linderte, das daraufhin seelenruhig in ihrer Umarmung einschlief.
Die drei genossen ihre gemeinsame Zeit, denn die Hebamme und der Arzt hatten sich verabschiedet. Stefan saß auf Karins Bett, die sich an ihn schmiegte und zusammen beobachteten sie Jakob, dessen Brustkorb sich gleichmäßig hob und senkte.
„Jakob sieht aus wie Frida."
„Nur ein bisschen kleiner ist er", erwähnte Stefan.
„Er ist einfach perfekt", erwiderte sie verliebt.
„Oh ja, das ist er."
„Diese zehn perfekten Fingerchen und das kleine Näschen", schwärmte Karin weiter. „Es tut mir Leid, aber ich habe mich gerade nochmal neu verliebt."
„Ist nicht schlimm, bei mir gibt es auch noch jemand anderen", erwiderte er beiläufig, was Karins Gesichtsausdruck von einer Sekunde auf die andere panisch werden ließ und sie ihren Kopf entsetzt zu ihm drehte. Seine Hand strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte sich anschließend auf ihre Wange: „Keine Sorge, sie heißt Frida und ist vier Jahre alt. Außerdem weißt du, dass in meinem Herzen genug Platz für Liebe für euch vier ist."
„Du Depp", verdrehte sie schmunzelnd die Augen und stieß ihm leicht mit ihrem Ellenbogen in die Rippen.
„Ich bin dein Depp", lächelte er glücklich, während sich sein Mund ihrem langsam näherte und seine Nase sanft gegen ihre strich. Karins leises „Ich liebe dich." ging in dem gefühlvollen Kuss unter, den er auf ihren Lippen platzierte.
Etwas später verabschiedete sich Stefan von den beiden mit einem: „Ich hole jetzt die große Schwester ab. Wir fahren noch kurz nach Hause und kommen dann schnell wieder zu euch."

Ein perfekter Moment, den möchte man am liebsten einfrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt