24. Was wir haben, bleibt ein Wunder

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A/N: Die Idee für diesen OS stammt von derlehrer_tv und bei der Geschichte aus der Vergangenheit vom Vollmer waren die Finger von jessicab291 ebenfalls mit im Spiel. 😊
Ich bin froh, dass ich in der Umsetzung genau das getroffen habe, was ihr euch vorgestellt habt.
Vielen lieben Dank für eure Kreativität und besonders eure konstruktive Kritik! ❤️
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Stefan kam mit einem kuschelnden Jakob auf dem Arm ins Wohnzimmer, der seine dicke, gerötete Wange ebenso wie seinen zierlichen Körper an seinen Oberkörper schmiegte und seine Beinchen energielos an den Seiten herab baumelte. Gleichzeitig klammerte er sich an den Beißring, den er in seinem Mund versenkte und mit seinem Zahnfleisch malträtierte, um seine Schmerzen zu stillen. Seit einigen Tagen zahnte er und zu den üblichen Schmerzen, gesellte sich bei Jakob zusätzlich Fieber, sodass er kaum schlief und seine Laune dementsprechend schlecht war. Das Einzige, was im Moment half, waren gekühlte Beißringe, die sich in ihrem Kühlschrank stapelten, und ganz viel Körperkontakt und Aufmerksamkeit. Gestern Morgen hatte seine große Schwester freudig Jakobs ersten Zahn im Unterkiefer entdeckt, aber die Schmerzen waren bisher noch nicht weniger geworden, sodass der kleine Mann seit Tagen litt.
Frida lag auf ihrem Bauch auf dem Fußboden und puzzelte akribisch an ihrem Bild mit den Buchstaben und den dazugehörigen Tieren, um das Alphabet zu üben, während sie ihren Kopf auf einer Handinnenfläche abstützte, die Worte leise vor sich hin murmelte und ihre Stirn konzertiert krauste.
Stefan strich Jakob sanft über die Wange und gab ihm einen Kuss auf seine blonden Haare, bevor er sich an seine Tochter wandte: „Mama hat erzählt, du willst mir etwas zeigen, Frida?"
Sofort schreckte das blonde Köpfchen von ihrer Arbeit auf und lächelte glücklich: „Papi, ja komm schnell zu mir." Sie setzte sich auf, winkte ihn mit ihrem Ärmchen herbei und klopfte auf den Platz neben sich.
Zusammen mit Jakob setzte er sich zu ihr und Frida öffnete fröhlich ihren Mund, um mit ihrem Daumen und Zeigefinger ihren Schneidezahn im Unterkiefer zu wackeln. „Heute Morgen habe ich im Kindergarten gemerkt, dass mein erster Zahn wackelt", grinste sie stolz. „Jetzt bin ich schon ein ganz großes Mädchen."
„Ja, das bist du. Was ist nur aus meinem kleinen Mädchen geworden?", bemerkte er leicht melancholisch, während er ihr über die Haare strich und sie danach halb in seine Arme zog.
„Ich bin immer noch dein Mädchen, Papi", munterte sie ihn auf und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange, während sie ihn fest umarmte. „Dafür ist Jakob ja noch klein", fürsorglich strich sie ihrem Brüderchen über die Wange, der nur kurz seine geröteten und müden Augen öffnete.
Frida setzte sich ebenfalls auf seinen Schoß, sodass Stefan sich mit seinen beiden Kindern im Arm gegen das graue Sofa lehnte.
„Papi, aber wenn jetzt mein Zahn wackelt und der bald raus fällt, ist der dann kaputt und ich bekomme keinen Neuen mehr?", fragte sie ängstlich.
Stefan beruhigte sie sofort: „Nein Frida, wenn du einen Milchzahn verlierst, dann wächst dort bereits ein neuer Zahn. Du musst dir keine Sorgen machen."
„Zum Glück", pustete sie erleichtert durch, was Stefan zum Lächeln brachte, weil sie damit ein paar Haarsträhnchen, die sich aus ihren Zopf gelöst hatten, nach oben wirbelte. „Papi, weißt du was?"
Er schüttelte unwissend den Kopf.
„Im Kindergarten haben wir auch ein Buch von der Zahnfee und da steht drin, dass die Zahnfee in jeder Nacht nach Hause kommt, wenn ein Zahn ausgefallen ist. Kommt die Zahnfee dann auch bald zu mir?"

Plötzlich klingelte es an der Tür, riss Vater und Tochter aus ihrem Gespräch und Jakob aus seinem Nickerchen auf Stefans Arm, der sofort wieder mit dem Quengeln auf Grund seiner Schmerzen begann.
„Papi, wer ist denn das?", erfragte Frida über Jakobs Jammern hinweg.
„Das sind die Lieferanten, die nehmen unsere kaputte Waschmaschine mit und bringen uns die Neue."
„Ach so", sie griff nach Stefans Hand, der inzwischen aufgestanden war und mit einem weinenden Jakob machten sie sich zu dritt auf den Weg zur Tür, an der sie die beiden Mitarbeiter begrüßten. Frida umschloss das rechte Bein ihres Papas und lugte schüchtern hinter seinem Oberschenkel auf die Männer, die in ihrer Haustür standen.
„Ich sehe hier ist einiges los", grinste einer der Männer.
„Ja, meine Frau ist gerade einkaufen und der kleine Mann bekommt seine ersten Zähnchen. Kommen Sie rein", machte Stefan Platz und hielt Frida, die sich immer noch an sein Bein klammerte, mit einer Hand auf ihrem Rücken fest, damit sie nicht rückwärts stolperte. Gleichzeitig wog er Jakob auf seinem Arm hin und her, um ihn zu beruhigen.
„Das kenne ich, ich habe vier Kinder. Wo steht denn ihre kaputte Maschine?", erfragte er über das Geschrei hinweg. Stefan wies den Beiden den Weg in ihren Hauswirtschaftsraum und sie machten sich direkt an die Arbeit.
Egal, was Stefan probierte, Jakob ließ sich nicht beschwichtigen und Stefan wurde es langsam unangenehm, da er die Männer nicht unbeaufsichtigt arbeiten lassen wollte, aber seinem Sohn die Situation sichtlich überforderte und stresste.
„Papi, ich kann auf Jakob aufpassen", war Frida seine Rettung, die bisher nur stumm die Arbeit an der Waschmaschine beobachtet hatte.
„Würdest du das machen? Das wäre wirklich großartig."
„Na klar, ich bin ja schon groß, schließlich habe ich jetzt einen Wackelzahn."
„Wollt ihr zwei euch aufs Sofa legen? Dann kannst du Jakob eine Geschichte erzählen und mit ihm kuscheln."
„Ja", sie nickte freudig. „Aber vorher brauchen wir noch Paula und einen neuen Beißring." Frida lief in die Küche, öffnete den Kühlschrank und zog einen neuen, kalten Ring heraus. Als sie ins Wohnzimmer kam, lag der weinende Jakob bereits auf dem Sofa und Stefan saß neben ihm, während er ihm beschwichtigend den Bauch streichelte und gedämpft mit ihm sprach. Frida kletterte neben ihren kleinen Bruder und reichte ihm den Beißring, den er sofort in seinem Mund versenkte und fleißig nagte. Sein Klagen wurde leiser und Frida schmiegte sich an Jakob, dem sie einen kleinen Kuss auf die Wange drückte. Stefan bedeckte die Zwei mit einer kuscheligen Decke, Frida tätschelte seinen Bauch und Jakob schloss müde seine Äuglein, während sie ihm eine Geschichte von den Abenteuern einer Giraffe und eines Hasen erzählte.

Ein perfekter Moment, den möchte man am liebsten einfrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt