46. Regen prasselt an die Fenster

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A/N: Über 1000 Votes. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. 😱
Vielen lieben Dank für jeden Einzelnen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schön diese Bestätigung und eure Kommentare für mich sind. Dankeschön! ❤️
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Draußen herrschte mitten in der Nacht ein großer Herbststurm. Der Wind pfiff wütend um die Häuser und der starke Regen trommelte unermüdlich gegen die Fensterscheiben. Immer wieder funkten Blitze am Himmel, die das Schlafzimmer im hellen Licht erleuchteten, dicht gefolgt von lautem Donnergrollen. Das unruhige Wetter außerhalb sorgte jedoch nicht dafür, dass Karin und Stefan im Inneren aufwachten. Sie schliefen mit engem Körperkontakt zueinander in ihrem gemeinsamen Bett, welches in den Raum ragte, sodass er mit dem Rücken in Richtung Wand und sie auf der Fensterseite lag. Sein Arm schlang sich locker um ihre Hüfte, sodass seine Hand fürsorglich auf ihrem Bauch ruhte, während sie sich mit dem Rücken gegen seine Brust schmiegte und er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub.
Plötzlich und ohne Vorwarnung flog die Schlafzimmertür auf und knallte ungebremst und geräuschvoll gegen die weiße Wand.
„Papi", quietschte es ängstlich und schon stürmte eine heulende Frida ins Zimmer.
Stefan wurde nicht vom Sturm geweckt, sondern von der Furcht in der Intonation der Stimme seiner Tochter. Sie schmiss sich angsterfüllt gegen seinen Rücken und klammerte sich mit verkrampften Fäustchen an seinen Hals. Wie in Trance drehte er sich, zog die Dreieinhalbjährige in seine Arme ins Bett und versuchte sie mit heiserer Stimme zu beruhigen. Sie weinte unentwegt in sein dunkles Schlafshirt und benetzte es mit ihren verängstigten Tränchen. Bei jedem Donnern, das den Raum erfüllte, zuckte sie furchtsam und schreckhaft in seinen Armen zusammen. Sein Kopf pochte und Karin bewegte sich langsam neben ihm.
Seine Beruhigungsversuche zeigten bisher keinerlei Wirkung, weshalb er sich mit Frida aus dem Bett schälte. Diese vergrub ihr Gesicht sofort in seinem Hals und er lief barfuß mit ihr ruhig im Zimmer auf und ab, während er weiterhin Beschwichtigungen in ihr Ohr murmelte und sie in seinen Armen hin und her schaukelte. Karin erwachte nun auch und erblickte Stefan, der Frida fest mit seinen durchtrainierten Armen gegen seinen Oberkörper hielt und seine Hände unter ihrem Po verschloss, sodass sie auf den Innenflächen seiner Hände saß. Ihre mit gelben Socken bedeckten Füßchen baumelten rechts und links an seinen Seiten herab und die Beinchen ihrer bunt geringelten Schlafanzughose waren durch die Bewegung nach oben gerutscht.
Allmählich wurde das Donnern leiser und nur noch vereinzelte Blitze waren zu sehen, was dazu führte, dass auch Fridas Schluchzen weniger wurde. Der Regen prasselte nur noch leicht gegen das Haus.
Karin erhob sich und ging zu Vater und Tochter, die inzwischen am Fenster standen und ins Dunkel nach draußen schauten. Sie legte ihre Hand auf Stefans Schulter und streichelte mit der Anderen sanft über Fridas blonde Haare. Ihre Tochter schaute auf und blickte ihre Mama mit großen, blauen, verweinten Augen an. Einige Strähnchen klebten in ihrem verschwitzten Gesicht und Karin strich diese und die getrockneten Tränen mit ihren Daumen sanft von ihren Wangen: „Alles wieder gut?"
Frida nickte. „Ich hatte ganz doll Angst, weil alles plötzlich laut war. Doofes Wetter", beschwerte sie sich grummelnd und blickte böse drein.
„Frida, du brauchst hier drinnen keine Angst vor Gewitter haben", mischte sich Stefan in die Unterhaltung ein.
„Ich weiß, denn du passt auf mich auf, Papi", sie schmiegte sich schläfrig an seine Brust und er drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Haare.
Er fing Karins Blick auf und nickte in Richtung Bett, sodass die Drei sich dorthin bewegten und Frida sich zwischen ihre Eltern in dieses kuschelte.
„Gute Nacht, ihr zwei", wandte sich Stefan an seine Frauen, drückte erst Frida ein Küsschen auf die Haare und küsste anschließend seine Frau.
„Das wünsche ich euch auch", sagte Karin und gab Frida ebenfalls einen Kuss.
„Gute Nacht, Mami und Papi."
Erschöpft schloss Stefan die Augen und war kurz davor einzuschlafen. Sein Schläfe pulsierte vor Schmerz, seine Glieder brannten, sein Hals tat bei jedem Schlucken weh und er hoffte inständig, dass dies die einzige Unterbrechung der Nacht blieb um sich zu erholen.
„Papi?" Er spürte einen kleinen Finger, der vorsichtig sein Gesicht stupste.
„Was ist denn, Frida?", flüsterte er mit geschlossenen Augen.
„Mein Hasi liegt noch in meinem Bett. Ohne kann ich doch nicht schlafen." Stefan zog leicht seine Augen auf, sie grinste ihn mit einem Lächeln, das er nur zu gut kannte, an und blinzelte mit ihren Augen.
„Ich hole den schnell", antwortete er und rollte sich leicht schwerfällig von der Matratze.
Als er zurück kam, legte er sich wieder ins Bett und gab Frida ihren Stoffhasen, den sie an ihre kleine Brust knuddelte.
„Danke", grinste sie ihn an und obwohl es ihm nicht besonders gut ging, konnte er nichts tun außer zurück zu lächeln.
Mit „Jetzt wird aber geschlafen." schloss er wieder seine Augen.
„Papi?", ertönte es kurze Zeit später wieder. „Warum gibt es Gewitter?"
Ohne seine Augen zu öffnen, erklärte er kurz und knapp: „Wenn warme und kalte Luft aufeinander treffen, entsteht Gewitter. Alle anderen Fragen werden morgen geklärt, jetzt ist Schlafenszeit."
Sie gab sich mit dieser Antwort zufrieden, da sie merkte, dass ihr Papa müde war und versuchte ebenfalls zu schlafen, indem sie sich fest an seinen Körper kuschelte.
Karin, die die Unterhaltung schmunzelnd verfolgt hatte, wickelte ihre Tochter in die warme Decke und im Hause Vollmer kehrte nach der stürmischen Unterbrechung Ruhe ein.

Ein perfekter Moment, den möchte man am liebsten einfrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt