39. Ist das was kommt und war, irgendwie egal

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Stefan saß vor einem Stapel Deutschklausuren auf seinem Bürostuhl im Arbeitszimmer. Seinen linken Ellenbogen hatte er auf dem Schreibtisch abgelegt, sodass er seinen Kopf mit der Hand unter seinem Kinn abstützen konnte. Er nutzte die Ruhe im Haus für seine Arbeit, da Karin, Frida und Jakob ausgeflogen waren. In der anderen Hand hielt er seinen roten Korrekturstift, den er fortlaufend nutzte, um Anmerkungen zu notieren. Sein hellblaues Hemd hatte er schon vor einiger Zeit vor lauter Hitze über seinen Stuhl gehängt und saß lediglich in seinem ärmellosen grauen Shirt bei geöffneten Fenster bei der Arbeit.
Schwungvoll setzte er eine Zwei unter die Klausur und wollte sich gerade der Nächsten widmen, als er hörte, wie die Haustür leise geöffnet wurde. Wenig später sah er im Augenwinkel wie Karin mit einem kleinen Körper im Arm, den sie fest an ihre Brust drückte, an der Tür vorbeihuschte. Er wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder den Klausuren zu.
Einige Zeit später spürte er eine zarte Hand auf seiner nackten Schulter und drehte sich zur Seite. Karin stand neben ihm und beäugte seine Beschäftigung.
„Kafka?"
„Mhm, „Der Prozess"."
„Wie läuft es?", fragte sie, während sie mit ihren Fingerspitzen über seine Schulter und den Nacken strich.
„Viel zu warm, um zu arbeiten. Ich könnte ein bisschen Motivation und eine kleine Pause gebrauchen."
„Soll ich dir was zum Trinken holen?"
„Nein, danke." Er zeigt auf sein Wasser, welches an der Tischkante stand.
Sein Stift sank aufs Papier und er rollte seine Schultern im Kreis, während er sich in seinem schwarzen Drehstuhl zurücklehnte. Sein Blick blieb für einen kurzen Moment an dem angekokelten Kapuzineräffchen und dem hölzernen Leierkastenmann hängen, die neben ihrem Bild vom Tango des Abschlussballes auf dem Regal standen. Die Erinnerungen an ihre typische Diskussion in ihrem Schuhkarton, als sie wild mit ihren Armen fuchtelnd in ihrem hinreißenden Kleid vor ihm herumwirbelte, dem abgefackelten Antragsversuch in seinem Wohnzimmer und dem Antrag im Materialraum vor wenigen Monaten zauberten ein Lächeln auf sein Gesicht.
„Hast du Schmerzen?", erkundigte sie sich besorgt bei ihm und holte ihn aus seiner Träumerei.
„Ein bisschen", versuchte er es zu überspielen.
Ihre Hände legten sich auf seine Schultern und bereits beim ersten zarten Kneten dieser und seines Nackens bemerkte sie seine Verspannungen. Mit sanften Berührungen massierte sie ihn einige Zeit und er schloss entspannend seine Augen, bis sie schließlich die Stille durchbrach: „Was hast du schon wieder gemacht?"
„Nur ein bisschen Basketball gespielt."
„Und mal wieder versucht die Jugend mit deinen Tricks zu beeindrucken", lachte sie.
„Ich bin ja auch sehr beeindruckend", erwiderte er selbstsicher und wackelte mit seinen Schultern, um sie aufzufordern ihre Massage fortzusetzen.
„Viel besser", er zog sie an ihrer Hand auf seinen Schoß, sodass sie seitlich auf ihm saß und ihre Beine mit ihren nackten Füßen auf der rechten Seite herunterbaumelten. Ihre Hände verschränkte sie hinter seinem Hals und legte ihren Kopf gegen seinen, während ihre roten Fußnägel unbeschwert in der Luft wackelten. Entspannt ließ er sich noch tiefer in seinen Stuhl fallen.
„Schickes Kleid." Mit seinem linken Arm um ihre Taille zog er sie näher zu sich. Seine andere Hand legte sich auf ihren nackten Oberschenkel unterhalb des roten Kleides und strich sanft über ihre weiche Haut.
„Danke", gefolgt von einem sanften Kuss auf seine Wange, ehe ihre Stirn sich wieder gegen seine legte.
„Was ist mit Jakob?", flüsterte er.
„Der ist total erschöpft von der frischen Luft und der Wärme auf dem Weg nach Hause in seinem Kinderwagen eingeschlafen und schlummert friedlich in seinem Bett."
„Klingt gut und was ist mit Frida?"
„Die wollte nach dem Kindergarten unbedingt noch mit Leonie im Planschbecken spielen. Marie bringt sie nachher nach Hause."
„Zum Glück sind in zwei Wochen Sommerferien, dann habe ich auch endlich mal wieder Zeit mit euch etwas zu unternehmen und wir können die sechs Wochen einfach nur genießen."
„Ja, endlich. Ganz viel Familienzeit für uns bevor ich nach den Sommerferien auch wieder drei halbe Tage arbeiten gehe."
„Die Frau Konrektorin fehlt auch ganz schön in der Schule. Ich kenne mindestens einen Lehrer, der es vermisst sie in ihrem Büro zu besuchen, um von ihr Küsse abzustauben", grinste er. „Küsse sind übrigens ein gutes Stichwort."
Ihre Lippen fanden sich in einer gefühlvollen Berührung, die beide schnell intensivierten und ihre Zungen zärtlich miteinander spielten. Ihre Finger vergruben sich in den Haaren in seinem Nacken und kraulten ihn zärtlich. Stefans Küsse wanderten von ihren Lippen zu ihrem Hals und er saugte liebevoll. Ihren Kopf legte sie nach hinten, sodass er besseren Zugriff bekam. Mit ihren Fingerspitzen wanderte sie seine Seite entlang, um damit unter sein Shirt zu gelangen und strich zärtlich über sein Sixpack. Die Träger ihres Kleides schob er zur Seite, um ihr freigelegtes Dekolleté liebevoll zu liebkosen, was ihr eine Gänsehaut und ein wohliges Kribbeln bescherte. Für einen kurzen Augenblick löste sich sein Mund von ihrer weichen Haut, als sie ihm das Oberteil über den Kopf zog. Doch so schnell er verschwunden war, so schnell verteilte er wieder Zärtlichkeiten mit seinen Lippen auf ihrer Haut.
Gerade machten sich ihre Finger gierig an seinem braunen Gürtel zu schaffen, um ihn von seiner Jeans zu befreien, als sie plötzlich ein lautes Weinen hörten.
„Das war es dann wohl." Enttäuscht sahen sie sich an und er schob ihre Träger zurück in ihre Position. Stefan drückte sie behutsam von seinem Schoß. Gerade wollte sie zur Tür gehen, da zog er sie zurück und platzierte sie mit seinen großen Händen auf ihren Hüften auf seinem leeren Bürostuhl bevor sie protestieren konnte.
„Ich gucke mal nach Jakob. Habe sowieso keine Lust mehr auf Klausurenkorrektur, obwohl ich das mit uns hier sehr gerne weitergeführt hätte", er legte seine Hände auf die beiden Stuhllehnen und küsste entschuldigend ihren Mundwinkel.
„Aber in fünf Tagen ist Notenschluss."
„Jaja, Frau Konrektorin", neckte er sie und lief zur Tür.
„Hey!", sie hob mahnend ihren Zeigefinger und warf Stefan, als er sich im Türrahmen zu ihr umdrehte, mit seinem Shirt ab, welches ihn eigentlich mitten ins Gesicht treffen sollte.
„Das Werfen müssen wir wohl nochmal üben", gekonnt, jedoch nicht ohne sein Gesicht vor Schmerz leicht zu verziehen, fing er sein Shirt auf Höhe seiner Hüfte auf, um es direkt wieder zurückzuwerfen.
„Und das Fangen auch", grinste er, als sie ihre Hand ausstreckte und das perfekt geworfene Kleidungsstück trotzdem an ihren Fingern vorbeiglitt.
„Blödmann", streckte sie ihm die Zunge raus und sammelte den Stoff vom Boden auf.
„Ich liebe dich auch", lächelte Stefan nur, während er sich umdrehte, sich auf den Weg zu Jakob machte und Karin mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht zurückließ, die verträumt seinen muskulösen Rücken betrachtete bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

Stefan betrat Jakobs Zimmer, in dem er in seinem Gitterbettchen lag.
„Na, Jakob, was meckerst du herum?" Sein Blick fiel auf seinen noch nicht mal drei Monate alten Sohn, der mit geröteten Augen und Tränen auf den Wangen in seiner Wiege lag. Seine Ärmchen und Beinchen schlugen wirr umher und seine blonden Haare klebten an seiner Stirn.
„Hattest du einen kleinen Alptraum? Jetzt brauchst du keine Angst mehr haben, Papa ist bei dir." Sanft strich er ihm über das Köpfchen. Er hob seinen Sohn beruhigend auf den Arm, was auch sofort seine Wirkung zeigte, während er ihn hin und her wiegte. Stefan griff vorsorglich nach Jakobs Schnuller und Paula, die auf der Kommode neben seinem Bett lag.
„Du bist ja total durchgeschwitzt, aber bei dieser Wärme ist das auch kein Wunder. Wir ziehen dich um und machen dir eine neue Windel. Danach schauen wir mal, was deine Mama macht und vielleicht hast du auch schon wieder Hunger."
Vorsichtig legte er Jakob auf seiner Wickelkommode ab und befreite ihn von seinem durchgeschwitzten Strampler. Der Säugling genoss sichtlich seine neu gewonnene Freiheit und streckte seine kleinen Ärmchen und Beinchen weit von seinem Körper, während er herzhaft gähnte.
„Das gefällt dir, was Jakob?", streichelte er seine Wange und kitzelte leicht seinen nackten Bauch. Liebevoll küsste Stefan sein winziges Näschen.

Karin stand barfuß mit dem Rücken zur Tür in der Küche und sortierte konzentriert das Besteck in die Schublade. Leise summte sie eine Melodie und ihr Kleid wehte leicht um ihre Beine durch den sanften Wind, der durch das geöffnete Fenster hereinkam.
„So, Jakob, kleiner Mann. Jetzt müssen wir beide unser schönstes Vollmergrinsen auflegen, um Mama von meiner Idee zu überzeugen", ließ sie aufblicken.
Dort stand Stefan lediglich in seiner Jeans, die durch seinen Gürtel locker auf den Hüften gehalten wurde, mit Jakob in einem hellblauen kurzärmeligen Body mit dem Aufdruck eines Löwen im Arm. Gerade zog er ihm den dunkelblauen Schnuller aus dem Mund, allerdings begann Jakob direkt zu quengeln, sodass er ihm den Schnuller wieder in den Mund schob.
„Dann muss ich Mama wohl alleine überzeugen, wenn du mich im Stich lässt", grinste er ihn an und drückte ihm ein Küsschen auf die Stirn.
Als Stefan seinen Kopf hob, stand er plötzlich Auge in Auge mit Karin, die intensiven Blickkontakt aufbaute.
„Womit musst du mich denn überzeugen?", hauchte sie ihm entgegen und strich langsam mit ihrem Zeigefinger seine Bauchmuskeln auf und ab, während sie der Gürtelschnalle gefährlich nah kam. Stefan biss sich auf die Unterlippe und verringerte den Abstand noch weiter zwischen ihnen.
„Ich dachte, dass wir heute Abend grillen könnten. Wir haben noch ein paar Würstchen und aus den Inhalten in unserem Kühlschrank können wir sicher auch noch ein bisschen was zaubern."
„Und dafür musst du meinen kleinen Mann einspannen?", fragte sie vorwurfsvoll grinsend, während sie zärtlich über Jakobs Händchen streichelte. „Ich glaube da kannst du mich auch allein überzeugen, schließlich muss ich dann nicht kochen", lachte sie.
„Also schon überzeugt?"
„Klar, Tomate mit Mozzarella habe ich auf jeden Fall noch und Frida reicht sowieso ihr heißgeliebter Ketchup, dann ist sie glücklich."
„Stimmt, ziemlich pflegeleicht."
„Ich rufe mal Marie an, Frida und Leonie würden sich sicherlich freuen, wenn wir noch gemeinsam Abendessen und Marie meinte, dass sie noch Nudelsalat von gestern übrig habe."
Ihren letzten Satz bekam er nur noch halb mit, weil ihm ihr unverwechselbarer Geruch in die Nase stieg und sich ihre entzückenden Grübchen an ihren Mundwinkeln bildeten.
„Perfekt und das hier...", mit seinem Zeigefinger deutete er einmal zwischen ihren beiden Körpern hin und her und vergrub anschließend die Hand in ihren blonden Haaren. „... können wir heute Abend fortführen, wenn die Kinder schlafen. Mit einer Decke im Garten, wenn der sternenklare Himmel und du mich verzaubern", grinste er sie verschmitzt an. Ihre Nasenspitzen berührten sich und er liebte das vorfreudige Glitzern, das er in ihren Augen sah, während sie mit ihrer Zungenspitze über ihre Lippen fuhr und sich ein wohliges Kribbeln in seinem Körper ausbreitete. Ihre Hand legte sie in seinen Nacken und zog sein Gesicht die letzten Meter zu ihrem, um ihn hingebungsvoll zu küssen.

Ein perfekter Moment, den möchte man am liebsten einfrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt