Während ich die Treppen nach unten laufe, denke ich darüber nach, wie ich das Gespräch am besten beginnen sollte. Fange ich an ihn zu beleidigen? Was er denn für ein Mistkerl sei, der mir vorheuchelt Single zu sein, obwohl er es nicht ist, weil er dachte mich auf diese Weise für sich gewinnen zu können? Oder lieber auf die harmlose, sachliche Weise? Indem ich ihm sage, dass es ein mieser charakteristischer Zug von ihm sei, mich so zu belügen, obwohl er ganz genau wusste dass ich noch immer deprimiert wegen meinem Ex bin? Okay, der Gedankengang war jetzt nicht so sachlich wie ich wollte, also werde ich es wahrscheinlich auf die ekelhafte, aggressive Art machen, bei der ich alles was mir am Herzen liegt, zu nichte mache. So bin ich halt und ich werde es auf eine lockere Art niemals so hinbekommen wie es sein sollte. Ich lasse meine Gedanken erst mal fallen, als ich unten angekommen bin und auf die menschenleere Straße hinaustrete. Nach einigen Minuten des Wartens, sehe ich einen schwarzen Audi A6 um die Ecke fahren. Nach genauerem Hinsehen erkenne ich Julian am Steuer. Er hält direkt vor mir an und macht das Fenster runter, um mich zu begüßen. Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu und sage ihm, dass er sich einen Parkplatz suchen soll, in der Hoffnung, dass er hier schnell einen, bei diesen Parkmöglichkeiten, findet und das ich eine Straße weiter an der Bushaltestelle auf ihn warten würde.
Nach einer gefühlten Ewigkeit steht Julian dann endlich neben mir. "So, also hier was zu finden ist ja eine echte Katastrophe, ich bin deshalb einfach in eine Tiefgarage gefahren, sonst hättest du hier noch eine Ewigkeit länger warten müssen.", lacht er. Wahrscheinlich, weil er denkt, dass er witzig sei. Ich lache auf jeden Fall lieber morgen oder so, denn ich finde das hier alles andere als witzig. Ohne ein Wort der Belustigung, drehe ich mich um und laufe in Richtung Schloss Benrath. Ich blicke einmal kurz nach hinten, um zu sehen ob er mir wirklich folgt oder ob er wie angewurzelt einfach da stehen bleibt. Zum Glück folgt er mir.
Es dauert nicht lange bis ich das Schloss schon in Sichtweite habe. Wir überqueren die Straße und gehen um den großen Weiher vor dem Schloss herum. Während ich, in meinen Gedanken verloren, den Enten und Gänsen nachschaue, überlege ich, wo Julian und ich ungestört reden können. Wir laufen am Schloss vorbei, wo dann auch schon der Park beginnt. Wir gehen nach links. Es ist wunderschön hier. Wir stehen vor einem langgezogenem Spiegelweiher, links und rechts sind Gehwege und daneben sind diese mit Hecken verschönert. Wir gehen rechts an dem Weiher vorbei und laufen ein ganzes Stück gerade aus, bis der Weg nach rechts zu einem Waldweg führt. Keiner von uns sagt was und ich bin ihm immer ein paar Schritte voraus. Er folgt mir langsam, mit einem gesenkten Blick gen Boden, ohne das Schweigen zwischen uns zu brechen.
Wir kommen da an, wo ich hinwollte. Eine ovalgeformte Wiese, wo viele Hundebesitzer hinkommen, um mit ihren Lieben ein wenig zu spielen. Heute ist hier zum Glück niemand und ich weiß, hier werde ich in wenigen Minuten alles rauslassen, was ich, aufgrund seiner Unfahigkeit, mit Frauen umzugehen, zu sagen habe. Ich suchte mir eine der Parkbänke aus und setze mich, bevor ich Julian mit einer Handbewegung ein Zeichen gebe, dass er sich ebenfalls setzen soll. Schweigen. Ein endlos langes Schweigen. Ich habe immer noch keinen Ansatzpunkt, wie ich mein Problem jetzt am besten schildern soll und dass er nicht mal ein Wort sagt, um mir das ganze zu vereinfachen, macht mich umso wütender auf ihn. Wie kann er hier hin kommen und einfach nichts zu sagen haben? Ich meine, er hat doch bestimmt den Artikel von uns gelesen, und spätestens nach meiner Whatsapp-Nachricht, müsste er doch wissen, dass ich dahinter gekommen bin, dass er mich belogen hat. Also warum um alles in der Welt hält er die Klappe und versucht nicht einmal sich zu rechtfertigen? Welcher Mensch macht so etwas? Immer noch wütend auf Nick und seine mehr als nur bescheuerten Freundin und der Tatsache dass Julian nichts, aber auch nichts, wirklich gar nichts zu sagen hat, platzt mir die Hutschnur. Ich stehe frustriert auf und schreie ihn an. "Warum um Gotteswillen, bist du so ein dummer Idiot? Warum verheimlichst du mir, dass du immer noch in einer Beziehung bist und sagst mir sogar noch, dass du selber vor kurzem erst verlassen wurdest? Was sollte das? Wolltest du, dass ich mich dadurch besser fühle, weil ich dann denke, dass es auch noch andere verlogene und betrügerische Menschen gibt, oder wolltest du mich auf diese Weise rumbekommen, sodass ich irgendwann mit dir schlafe? Ich fand dich gestern Abend wirklich nett. Auch, dass du mich nach Hause gebracht hast, rechne ich dir hoch an. Ich habe sogar gestern Abend noch an dich gedacht, bevor ich eingeschlafen bin. Und kurz darauf stehe ich, mit dir, wie ein Flitchen in der Zeitung. Ich fühle mich durch dein Verhalten tief gekränkt und ich weiß nicht ob ich mit dir überhaupt noch was zu tun haben will. Mit dir und deinen Fußballer-Freunden." Jetzt erst bemerke ich, dass er einfach nur da sitzt und mich mustert, während ich meine Wuttirade fortsetze. "Hast du allen ernstes nichts dazu zu sagen? Du versuchst nicht mal dich zu rechtfertigen. Was bist du nur für ein Mensch? Wegen solchen Menschen, bin ich froh, dass ich in 4 Monaten endlich in Frankfurt wohne." Sauer und mit verschränkten Armen, setze ich mich wieder hin. Den Tränen nahe, versuche ich meine Gedanken von all dem Hass auf ihn zu befreien und an etwas anderes zu denken. Aber es klappt nicht. Bevor die erste Träne fällt, will ich einfach aufstehen und weggehen. Es hat ja sowieso keinen Sinn mehr hier dumm herum zu sitzen. Und ich könnte es nicht ertragen, wenn Julian mich jetzt auch noch weinen sieht.
Ich setze gerade zum gehen an, als Julian nach meiner Hand greift. "Warte bitte... Ich habe was zu sagen!"
Dieses Kapitel wurde von @mary_night219 geschrieben. ♥
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Stay - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)
FanfictionMaries Leben läuft drunter und drüber... Vor ein paar Monaten hat ihr Freund wegen einer anderen Schluss gemacht. Seitdem will sie einfach nur noch die Stadt verlassen und will nichts mehr von Beziehungen wissen. Ihr Umzug ist schon geplant und eine...