Kapitel 18

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"Julian hat gesagt, dass er auf dich wartet." Bei diesen Worten fange ich wieder an zu weinen. Nina bringt Marlon schonend bei, dass es besser ist, wenn er jetzt geht. Ich hatte eigentlich vor in die WG zurück zu fahren, aber ich habe absolut keine Lust auf Nick und Leo. Deswegen fährt Jessica schnell ein paar Sachen von mir holen. Schluchzend esse ich die Schokobrötchen von Marlons Oma und sie sind perfekt. Ich muss ihm bescheid sagen, dass ich das Rezept brauche. 

Kurz vor Mitternacht, versuche ich mich schlafen zu legen. Aber sobald ich die Augen schließe, sehe ich Emilys Gesicht und ihre Worte hallen durch meinen Kopf. "Er hat mir gestern noch geschrieben, dass er mich um jeden Preis zurück will." Bei diesen Satz sind mir plötzlich Tränen in die Augen geschossen. Und direkt danach kamen mir Julians genuschelten Worte wieder in den Sinn. Alles passt perfekt zusammen und ich kann nicht glauben, das ich wieder so blöd war zu denken, dass mich jemand wie er mögen könnte. Das ich so blöd war, mich anscheinend in ihn zu verlieben. Unser Kuss hat ein Feuerwerk in mir ausgelöst. Und ich weine wieder. 

"Hat er dir auch den Steg gezeigt? Dort haben wir uns das erste Mal geküsst." Woher wusste sie überhaupt, das wir in Koblenz waren? Julian musste es in der Nachricht erwähnt haben. Und ich fühle mich total mies. Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Wenn es hier nicht so unheimlich wäre, würde ich spazieren gehen. Schnell hole ich mir ein Schokobrötchen und setze mich auf die Fensterbank. Ich beiße etwas ab und schließe die Augen. Ein großer Fehler. Denn plötzlich habe ich die schlimmste Szene des Tages wieder vor Augen. Eine Szene die schlimmer ist, als die zu erfahren, dass dein Freund dich betrügt. So wie es mein Ex getan hat. 

Ich stand perplex ein paar Schritte entfernt von Julian und beobachtete die Unterhaltung der beiden. "Weißt du nicht mehr, wie schön alles immer war? Was wir alles tolles erlebt haben?" Sie griff nach seinen Händen und Julian bewegte sich keinen Meter. Als wäre er zu Stein erstarrt. Ich spürte eine innerliche Wut, das Gefühl hintergangen worden zu sein und Trauer. Mit einem Lächeln auf den Lippen fuhr sie mit ihren Händen an seinen Armen entlang um kurz danach ihre Arme um seinen Nacken zu legen. Ich spurte immer mehr, wir mir Tränen in die Augen stiegen. Denn genauso hatten Julian und ich gestern am Steg gestanden. Emily hatte noch etwas gesagt, aber ich hatte es nicht verstanden, da sie es in sein Ohr geflüstert hatte. Danach lief alles weiter, als wäre ich in einer endlosen Zeitschleife gefangen. Genauso wie ich gestern, stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen. Und schon spürte ich, wie mir die Tränen die Wangen runterliefen. 

Sie küsste ihn. Und was alles noch schlimmer machte war, das er den Kuss erwiderte. Ich hatte das Gefühl meine ganze Welt würde zusammen brechen. Ich rannte aus der Wohnung und stolperte mehr die Treppen runter, als sie zu laufen. Nun musste ich mir wirklich eingestehen, dass ich mehr für Julian empfand, als Freundschaft. Das von Beginn an, wirklich mehr zwischen uns war, als ich oder wir gedacht hatten. Aber er stand da in seiner Wohnung und küsste seine Ex-Freundin. Obwohl er mich keine 30 Minuten vorher, noch als seine Freundin bezeichnet hatte. 

Wieder zurück in der Realität, stehe ich auf um mir ein Taschentuch zu holen, als mir ein Zettel aus der Tasche fällt. Ich hebe ihn auf und starre ihn an. Mit meinem Pullover wische ich meine Tränen weg und drehe den Zettel in meiner Hand. Seinen Brief. Für einen Moment habe ich ihn total vergessen. Ich überlege ihn zu lesen. Aber was würde mir das bringen? Ich bin anscheinend nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Wieder den Tränen nahe werfe ich den Brief wieder auf den Boden. Erst jetzt bemerke ich den Satz der auf der Rückseite steht. 


Nichts auf der Welt ist vergleichbar mit der Schönheit deines Lächelns.


Ich atme kurz tief durch und hebe den Brief wieder auf...


Marie, es tut mir unendlich leid, was heute passiert ist. Ich hätte Emily einfach wegschicken sollen, als sie vor meiner Wohnung stand. Das Wochenende, beziehungsweise die Tage mit dir waren unglaublich. Ich finde keine richtigen Worte dafür. Ich habe mich noch nie so geborgen und wohl gefühlt wie bei dir. Und ich liebe dein Lächeln. Du hast an diesem Wochenende durchgehend nur gelächelt. Und du glaubst nicht, wie glücklich du mich damit gemacht hast. Verdammt, du hast es mir nicht mal übel genommen, als ich im Schlaf von Emily geredet habe. Weil du verständnisvoll bist. Es tut mir so unglaublich leid. Ich wünschte ich könnte deine Tränen trocknen. Aber ich weiß auch, dass du mich im Moment nicht sehen willst. Wenn du mich überhaupt noch mal wiedersehen willst. Ich will das du weißt, dass alles was Emily gesagt hat gelogen war. Ich habe sie nie betrogen und erst recht nicht, habe ich ihr gestern so einen Scheiß geschrieben, wie sie behauptet hat. Ich will sie nicht zurück. Das war vielleicht am Anfang so. Aber sie hat mich hintergangen. Das würde ich niemandem verzeihen. Aber ja, es stimmt, dass ich mit ihr auch an dem Steg war. Es war allerdings nicht so wie mit dir. Mit dir war es perfekt. Ich habe jeden Moment genossen. Selbst als wir nur da saßen und auf den Rhein geblickt haben. Für nichts in der Welt würde ich diese Erinnerung, diesen Moment, das Zusammensein mit dir, eintauschen wollen. Und der Kuss hat mir nichts bedeutet. Ich war einfach nur von ihrer Handlung schockiert. Ich kann mir vorstellen, wie es für dich ausgesehen hat. Aber so war es nicht. Ich würde für dich alles stehen und liegen lassen. Du hast mich vom ersten Moment an verzaubert. Weil du einfach du selbst bist, weil du das tust, was dir gefällt und nicht den anderen. Ich habe mich in dich verliebt, Marie. Und es bricht mir das Herz zu wissen, das du bald wegziehst. Ich will das du bleibst.

Please, stay...


Liebe Leute, das Kapitel sollte eigentlich schon früher online kommen, aber ich war noch mit Lernen beschäftigt, da ich morgen eine Klausur schreibe. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Und bin gespannt auf eure Vermutungen, wie Marie wohl auf Julians Brief reagiert. Bis dahin, wünsche ich euch einen schönen Tag, ich hab euch lieb. ♥


Stay - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt