Zwölf Tage nach den Geschehnissen in Bremen, bin ich auf dem Weg nach Berlin. Es war wirklich eine blöde Idee so kurzfristig alles zu kippen. Ich weiß nicht mehr, wie alles so schnell geklappt hat. In nicht einmal einer Stunde hatten Julian und ich den Umzug abgesagt, die Wohnung gekündigt und bei meinem neuen Arbeitgeber angerufen, um diesem mitzuteilen, dass ich den Job nicht antreten werden. Und das alles wieder rückgängig zu machen, ist kläglich gescheitert. Ich wurde sogar von dem Vermieter gefragt, ob ich ihn verarschen wollen würde. Ich meine, ich kann ihn ja verstehen, aber trotzdem sollte man jemanden nicht so anfahren. Gestern habe ich mich mit den Mädels getroffen und besprochen, wie es weiter geht. Das ich wegziehe steht immer noch fest. Nur ist es nun halt Berlin und nicht Frankfurt. Auf dem Weg dorthin denke ich immer wieder an Julian und die schönen Momente die wir hatten. Ich weiß das es falsch ist, aber ich kann einfach nicht aufhören. Das ist auch der Grund warum ich mit dem Zug nach Berlin fahre und nicht mit dem Auto. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.
Julians Nummer habe ich blockiert. Er hat in den letzten Tagen gefühlt jede Minute angerufen, aber ich will im Moment nichts von ihm wissen, auch wenn ich ständig an ihn denken muss. Vielleicht sollte das mit uns einfach nicht sein. Vielleicht haben wir uns auch einfach zur falschen Zeit kennengelernt. Es kann alles mögliche sein, aber am Ende hat es halt einfach nicht geklappt. Irgendwann komme ich sicher damit klar. Zusätzlich ist der Abstand zu ihm noch größer, wenn ich nach Berlin ziehe. Ich meine, er wohnt zwar in einem anderen Land, aber Düsseldorf ist nun mal näher an Liverpool dran, als an Berlin. Kai habe ich vor einer Woche einen Roman geschrieben. Es tut mir immer noch leid, dass ich ihn habe einfach so in Bremen stehen lassen. Er meinte, dass alles halb so wild sei und wir uns nochmal auf einen Kaffee treffen sollten. Ich habe einfach zugestimmt, obwohl ich weiß, dass ich dann wahrscheinlich gar nicht mehr da bin. Kai weiß nichts davon, dass ich nach Berlin ziehen will. Denke ich zumindest. Vielleicht hat Sophia es ihm aber auch erzählt, dass kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Nachdem ich mein Hotel erreicht und eingecheckt habe, steige ich erst mal unter die Dusche, um etwas munterer zu werden. Zudem fühle ich mich nach langen Bahnfahrten immer irgendwie komisch. Und mich komisch zu fühlen und gleichzeitig irgendwie depressiv zu sein, kann ich im Moment echt nicht gebrauchen. Heute habe ich ein paar Wohnungsbesichtigungen und in den nächsten paar Tagen auch drei Vorstellungsgespräche. Ich bin also für eine Woche in Berlin und habe erst mal Abstand von allem. Zwei der Wohnungen liegen eher zentral, die andere die ich mir heute ansehe, ist etwas außerhalb, aber günstiger. Sobald ich dann einen Mietvertrag unterschrieben habe, mache ich dann mit der Jobsuche hier in Berlin weiter. Klar, es ist eigentlich die falsche Reihenfolge, aber ich muss einfach so schnell wie möglich weg aus Düsseldorf.
"Also, wie gesagt, wenn ihnen die Wohnung gefällt und das scheint ja der Fall zu sein, dann kann ich gerne den Mietvertrag fertig machen und sie ziehen in zwei Wochen hier ein.", redet der Makler vor sich hin. "Ich würde mir sehr gerne auch noch die dritte Wohnung ansehen und dann eine Nacht darüber schlafen. Ich würde mich dann morgen bei ihnen melden und ihnen mitteilen, für welche Wohnung ich mich entschieden habe. Wäre es denn bei allen Wohnungen möglich, dass ich in zwei Wochen einziehen kann?", frage ich während ich mich weiter umsehe. "Bei dieser hier sollte es kein Problem sein. Bei den anderen beiden erkundige ich mich bis morgen, dann können wir alles weitere klären.", antwortet er mit einem Lächeln.
Abends liege ich im Hotelbett und telefoniere mit den Mädels. "Und du willst wirklich nicht bei uns einziehen?", fragt Mia schon wieder. "Nein, ich brauche jetzt einfach den Abstand. Vielleicht komme ich ja nächstes Jahr schon wieder zurück, aber ich muss jetzt einfach da weg.", erkläre ich ihr wieder. "Wie waren denn die Wohnungen heute? War eine gute dabei?", erkundigt sich Nina. "Ja, ich denke ich nehme die erste die ich heute gesehen habe. Sie ist gut geschnitten, groß genug und nicht all zu weit vom Zentrum entfernt. Außerdem konnte der Makler mir zu 50% versichern, dass ich in zwei Wochen dort einziehen kann.", antworte ich. "Was?! In zwei Wochen schon?", meint Nina erstaunt. "Wie willst du dass denn schaffen?", ergänzt sie. "Ich habe noch ein paar Ersparnisse, sodass ich die Kaution und Miete für die ersten drei Monate habe. Außerdem weiß er, dass ich so plötzlich umziehe und mir hier noch einen Job suchen muss. Er meinte auch, dass es er komisch findet, dass ich erst die Wohnung suche und dann den Job. Aber so ist das manchmal eben.", sage ich. "Achso, ist habt also auch über privates gesprochen?", lacht Mia dazwischen. "Sowas sollte ein Makler schon wissen. Man holt sich ja nicht jeden ins Haus.", gibt Jessica zurück. "Danke, Jess. Und außerdem solltet ihr alle mittlerweile wissen, dass ich keinen Bock mehr auf Beziehungen habe. Ich will einfach meine Ruhe haben und endlich mal herausfinden, was ich eigentlich will.", erkläre ich. "Ja, aber wie willst du, dass den alles schaffen? Mit den Möbeln und sowas?", formuliert Nina ihre Frage anders. "Ich bekomme das schon irgendwie hin. Nick hat sich auch schon angeboten. Ich weiß allerdings noch nicht, ob ich sein Angebot annehme.", antworte ich. "Ich leg mich dann mal langsam schlafen. Wenn ich morgen die Wohnung bekomme, bereite ich mich auf meine Vorstellungsgespräche vor. Ich melde mich dann.", verabschiede ich mich. "Okay, mach das. Ach und Marie, ich hoffe du findest viel Zeit für dich und somit auch heraus, was du willst und was nicht.", antwortet Jessica und legt dann auf.
Im Moment will ich Julian. Das Hotel erinnert mich an unsere Fahrt nach Frankfurt. Als er gefragt hat, ob ich bleibe. Als wir miteinander geschlafen haben. Ich spüre wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Wieso schon wieder ich? Ich frage mich echt, wem ich etwas getan habe, dass ich das verdiene. Erst das mit Tobias, dann das mit meiner WG und als Krönung des Ganzen Julian. Und wieder habe ich den Gedanken, dass ich damals einfach nicht hätte mit zu dem Feuerwerk gehen sollen, denn dann wäre mir so einiges erspart geblieben.
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Stay - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)
FanfictionMaries Leben läuft drunter und drüber... Vor ein paar Monaten hat ihr Freund wegen einer anderen Schluss gemacht. Seitdem will sie einfach nur noch die Stadt verlassen und will nichts mehr von Beziehungen wissen. Ihr Umzug ist schon geplant und eine...