Kapitel 12

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Ich betrat langsam das Zimmer. Luna lag auf in ihrem Bett und schlief. Dachte ich zu mindestens. Sie regte sich und drehte ihren Kopf zu mir, lächelte schwach und winkte mich zu ihr. ,,Luna!", rief ich und ging zu ihr. ,,Hey...", sagte sie schwach. Ich setzte mich auf das Bett und schaute in ihre Augen. Sie fingen an zu glänzen als ich sie so glücklich anschaute. Aber ich wusste: tief im inneren hatte sie Angst. Große Angst vor dem was uns bevorsteht. Ich lächelte und versuchte diese Angst zu vergessen. ,,Wir werden das überleben. War doch schon immer so.", sagte sie und lächelte, doch es sah ziemlich gefaked aus. ,,Ich bin froh, dass du hier bist. Weißt du, allein sein mit seinen Gefühlen ist das schlimmste von allen weil man nirgendwo hin kann. Sie sind da und tanzen im Kopf und alles was man machen kann ist handeln. Doch meistens kommt dabei nichts gutes raus. Danke, dass du hier bist."

'Etwas später'

Ich verließ das Krankenzimmer von Luna und atmete auf dem Gang auf. Die Ärzte sagen, dass sie außer Lebensgefahr ist. Das größte Problem ist aber im Moment das hohe Fieber. Es ist bereits Nachtruhe, weshalb die Gänge auch leer sind. Von weiter hinten hörte ich Stimmen. Ich konnte sie nicht richtig verstehen, weswegen ich weiter in die Richtung ging. An einer Ecke blieb ich stehen und lausche dem Gespräch. ,,Warum musst du denn hier bleiben?", fragte eine Frauenstimme. ,,Die Ärzte wollen rausfinden was mit mir los ist. Also muss ich hier bleiben.", meinte ein Mann. ,,Man Aidien! Morgen kommst du wieder!" ,,Ja alles gut." Da ich den Namen Aidien gehört hatte, tat ich so als würde ich den Gang aus Zufall entlang gehen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah welches Mädchen da stand. ,,Leia?!", rief ich unkontrolliert durch den Gang. Es hallte von den Wänden wieder. Eine Stille legte sich über uns. ,,Thomas? Was machst du denn hier?" ,,Luna besuchen, aber die bessere Frage ist: Was machst du bei ihm?", antwortete ich verunsichert. ,,Was meinst du damit? Er ist mein Freund. Was dagegen?!", fragte sie und nahm Aidien in den Arm. ,,Leia! Geh weg von ihm! Er ist nicht auf unsere Seite!", Lukas kam hinter mir angerannt. ,,Was?! Aid verheimlichst du mir was?" ,,Leia...ich-", er stockte und griff nach ihrer Hand. ,,Nicht schon wieder!", rief sie und schaute sich hektisch um. ,,Leia! warte! Es...sind nur diese Kopfschmerzen! Alles ist gut!", meine er und sah mich wieder an.

Leia PoV.

Ich schaue weg. Nach unten. Auf einmal sind meine Füße sehr interessant. Ich nehme meine Hand weg. Am liebsten wäre ich jetzt nicht hier. Erst als seine Hand sich langsam in meine schiebt, sehe ich auf. Sehe in sein Gesicht. Er sagte nichts. Er sah mich nur an. Ganz langsam schmiegte er seine Finger zwischen meine, bis unsere Hände miteinander verschränkt waren. Fest miteinander verflochten. Dann küsst er mich. Ich weiß nicht ob ich zurück küssen soll. Doch aus Reflex küss ich ihn zurück. ,,Mrs. Clifford? Mr. Storm? Sie müssen sofort wieder zurück in ihr Zimmer. Wir müssen sie an die Geräte anschließen. Dann können wir erst ihre Werte überprüfen und dann kommen sie schneller hier raus. Also kommen sie", er löste den Kuss und ließ mich geschockt zurück. ,,Kommen sie jetzt bitte mit mir", er nickte und ging mit den Arzt mit. Ich wollte mitgehen wurde aber von Thomas aufgehalten. ,,Kann ich mit dir reden? Danach darfst du zu ihm.", sagte er. Ich blieb stehen und schaute zu ihm hoch. ,,Was ist denn?", fragte ich genervt und wartete darauf das er mich gehen ließ. ,,Leia... Er...Naja... Ist in 'ner Gang." ,,Ja und? War ich ja auch." ,,In einer bestimmten Gang." ,,Ist mir egal! Und jetzt geh!" ,,Warte! Warum ist er eigentlich hier?" ,,Das geht dich garnichts an!", sagte ich entsetzt, ging zu Aidien und schloss die Tür hinter mir als Thomas gerade reingehen wollte. Ich schaute zum Bett. Dort lag Aidien. Regungslos. ,,Hey." sagte ich leise. Er drehte sich langsam um. ,,Hey Leia." ,,Tut mir Leid wie ich mich vorhin verhalten habe. War dumm von mir. Ich hätte ihm nicht vertrauen sollen. Er hat mich früher schon immer verarscht.", sagte ich ruhig, zog einen Stuhl näher zum Bett und setzte mich darauf. ,,Alles gut. Ist nicht schlimm. Ich nehme es dir nicht übel. Hat er noch was gesagt?" ,,Er sagte noch, dass du in einer 'bestimmten' Gang bist und wollte damit ausdrücken, dass du gefährlich seist und-", ich lachte doch Aidien unterbrach mich. ,,Leia da hat er nicht direkt Unrecht." ,,Was?" ,,Ich...nun ja ich bin in einer Gang. Einer sehr bestimmten Gang. Ich hab Angst dir zu sagen in welcher, da ich Angst habe, dass du dann weg gehst. Mich verlässt. So wie alles und jeder sonst." Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Ich werde dich nicht verlassen. Egal was es ist. Ich werde immer hier sein. Durch dick und dünn." Ich lehnte mich rüber und küsste ihn. ,,Ich hab die ganze Nacht Zeit. Also erzähl mal. Erstens wie ist das mit dir und Thomas und zweitens in welcher Gang bist du und wieso?", fragte ich. ,,Also.", seufzte er. ,,Kennst du die Gang... Born to kill?", fragte er vorsichtig. Ich nickte. ,,Es ist die gefährlichste Gang New Yorks. Warum sollte ich sie nicht kennen?", er schaute aus dem Fenster und stieß meine Hand weg. ,,Ich bin bei ihnen...", sagte er kleinlaut. ,,Was?", ich stand den Tränen nahe. Ich schaffte es irgendwie sie zu unterdrücken. ,,Ist nicht dein ernst!?" ,,Doch. Und jetzt wirst du mich wahrscheinlich verlassen oder?", er drehte den Kopf zu mir. Seine Augen schimmerten im Licht und sie zeigten Angst und Traurigkeit zugleich. ,,Nein! Ich hab gesagt ich bleib bei dir. Und ich war auch in einer Gang. Ich war bei Thomas. Und Lucian! Und ich werde dich nicht verlassen!", ich schaute ihm hoffnungsvoll in die Augen. Er lächelte. Bis ein schrilles Piepen ertönte und er nach meiner Hand griff. Er zuckte und biss sich auf die Unterlippe. Dann ließ seine Kraft nach und er schloss langsam die Augen. Im selben Moment lief eine Krankenschwester rein. Ich schreckte von meinem Stuhl hoch. Hinter der Krankenschwester kamen noch zwei weitere Ärzte rein. ,,Er hat ein Herz-Kreislauf-Versagen! Schwester hohlen sie den Defibrilator! Schnell! Wir verlieren ihn sonst vielleicht!", rief einer der Ärzte. Eine andere Schwester kam zu mir. ,,Sind sie verwandt mit ihm?" ,,Nein er ist mein Freund!" ,,Dann müssen sie leider draußen warten. Nur Verwandte dürfen vielleicht drinnen bleiben. Hat er Verwandte?" ,,Nein, nicht dass ich wüsste.", noch bevor ich zuende gesprochen hatte schob die Krankenschwester mich aus dem Raum. Einen Moment lang musste ich realisieren was passiert war, doch dann liess ich mich auf einen der Stühle neben mir sinken. Ich schlug meine Hände vors Gesicht und weinte. Ja ich weinte. Ich hatte seit langem nicht mehr wegen einem Jungen geweint. Ich weiß nicht ob es Unvernunft oder pure Dummheit war als ich aufstand und mich auf den Weg aus dem Krankenhaus machte. Ich brauchte Gewissheit. Ich musste es wissen. Es konnte doch nicht sein, dass jemand so aussieht und so spricht wie Lucius aber nicht Lucius ist. Ja ich war damals auf seiner Beerdigung und ja uns wurde von einem Arzt mitgeteilt wann genau er verstarb, doch ich bin mir trotzdem nicht sicher ob er vielleicht noch lebt. Geschweige denn dass das er ist. Ich ging zu meinem Auto und fuhr in Richtung Polizei. Die könnten Fingerabdrücke nehmen und die mit ihrer Datenbank vergleichen. Dann hätte ich vielleicht Gewissheit. ,,Oh hey Leia. Lange nicht gesehen!", begrüßt mich Lukas. ,,Ich hab 'ne wichtige Aufgabe. Du musst Fingerabdrücke von einem Freund von mir nehmen und sie dann mit eurer Datenbank vergleichen. Ich will Gewissheit, dass es sich nicht um Lucian handelt.", antwortete ich. ,,Du weißt, dass das nicht gut ist. Du weißt, dass das nicht Lucian ist. Egal wie ähnlich er ihm ist!" ,,Vielleicht sollten wir manchmal einfach das tun was uns glücklich macht und nicht das was am besten für uns ist!", ich wurde etwas lauter und deutlicher. ,,Okay okay ich mach es. Du musst aber bis heute Mittag warten." Ich schaute auf die Uhr. Kurz vor Fünf. ,,Du solltest schlafen gehen. War 'ne lange Nacht.", sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter. ,,Danke.", ich lächelte ihn an und ging nach draußen. Irgendwann setzte ich mich auf eine Bank im Park und öffnete ein Notizbuch. '5 Uhr morgens, ich bin hier in irgendeinem Park und denke unablässig an dich. Solltest du es sein Lucian. Irgendwo dort in Aidien's Körper, weißt du noch wer du warst bevor dir andere sagten wer du zu sein hast? Ich will dich. Jetzt. Hier. Bei mir. Wir beide. Das wär's doch.' Ich schlug das Buch zu und sah auf in den wolkenlosen Himmel. Es war den ganzen Tag warm gewesen, doch jetzt ist es ein klarer Himmel, eiskalt und es schimmern tausende Sterne am Himmel. Am Horizont sah man schon feine Orange-rote Streifen am Himmel. ,,Warum kannst du nicht einfach hier mit mir sein, Lucian?". Ich stand auf und ging wieder zum Auto. Dann fuhr ich nach Hause und legte mich auf mein Bett. An den Wänden hingen mehrere Bilder von früher. Auf den meisten Bildern lächelte Lucian nicht. Aber ich hatte in meinem Nachttisch ein paar aussortierte wo er lächelte. Ich öffnete die Schublade und holte ein paar der Bilder heraus. Irgendwann muss ich dann wohl eingeschlafen sein.

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