Mariekes Sicht:Ich atmete fast nicht mehr. Meine Lungen waren vollkommen verschweißt, es konnte keine Luft mehr zu mir gelangen. Es fühlte sich an, als würden 10 Tonnen auf mir liegen und ich konnte mich nicht bewegen. Mein ganzer Körper war elektrisiert, doch auch gelähmt. Ich wusste, dass mein Geist, meine Seele, noch da war, doch mein Körper war schon lange verschwunden. Das Wasser, das vorhin so kalt gewesen war und mich wortwörtlich zerstochen hatte, fühlte sich nun angenehm warm an. Ich hatte keine Kontrolle mehr, niemand konnte mich retten. Der Schrei, den ich vorhin hören konnte, war nicht mehr hörbar. Ich schwebte im Wasser und genoss die letzten Momente meines Lebens. Nun konnte mir niemand mehr etwas unterstellen, niemand wird mich je wieder anschreien oder angreifen. Ich hatte das Gefühl von reinem Frieden in mir. Meine Gliedmaßen hatten keine Kältezuckungen mehr, sie bewegten sich nur leicht im Wasser. Ich wollte meine Hände bewegen, doch sie waren frei. Frei von meiner Kontrolle. Mein Körper hörte nicht mehr auf mich. Alles, was ich sehen konnte, war schwarz. Nichts als Leere. Ich öffnete meine Augen, doch alles, was mein Augenlicht erfassen konnte, war verschwommen. Je länger ich meine Augen offen hatte, desto mehr schmerzten sie und damit begann ich sie wieder zu schließen. Das Treiben meines Körpers stoppte.
Ich war am Meeresboden angekommen und fühlte einen leichten Stoß in meinem leblosen Körper. Als Reaktion riss ich die Augen auf. War ich wirklich schon so weit im Wasser gesunken? Ich konnte nicht einmal die Wasseroberfläche sehen. Die Stelle, wo ich zum letzten Mal eine Zukunft hatte. Es ist vorbei. Mein Leben ist vorbei. Ich lag am Meeresboden und dachte an mein elendes Leben. Die unzähligen Male, dass mich Leute im Stich gelassen hatten. Oder bilde ich mir das alles nur ein? Werden Leute an mich denken? Um mich trauern? Werden meine Eltern und Freunde an mich denken, wenn alles schon zu spät ist? Eigentlich ist es mir egal. Meine Mutter würde nur meinen, wie egoistisch ich nicht sei und mein Vater würde nur entsetzt schauen. Doch ich beschloss, alles hinter mir zu lassen. Wollte ich sterben? Nein. Ich hatte ein Leben. Nun ist es vorbei. Doch die letzten Sekunden meiner Lebensspanne waren definitiv die besten, die ich je hatte. Ich hatte mich gerade damit abgefunden, dass dies die letzten Momente meines wertlosen Lebens waren, als mich plötzlich etwas kühles, raues anfasste. Es war eine große Hand, die mein blasses Handgelenk umfasste.
Warum? Warum kam in dem Moment, in dem sich meine Luftröhre schloss und ich mich schon damit abgefunden hatte zu sterben, diese Hand und rettete mich aus meinem Elend? Ich schloss meine Augen und die Welt in mir brach zusammen.
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Schrei, niemand wird dich hören
Gizem / GerilimEin stummes Mädchen. Ein verrückter Liebhaber. Ein Stalker, der dir dein Leben zur Hölle macht. Marieke litt unter einem Stalker, der ihr Leben zerstörte. Sie versuchte tapfer zu kämpfen, bis sie aufgab. Doch sie bekam eine zweite Chance im Le...