Kapitel 19

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"Bist du dir sicher, dass ich dabei sein soll? Ich meine, es ist doch eine Besprechung zwischen Joel und dir und da will ich wirklich ungern stören.", setzte Bill zum dritten Mal an diesem Morgen an. Ich hätte mir den Mund fusselig reden und meine Haare in Büscheln rausreißen können, so verzweifelt war ich mittlerweile, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Das konnte doch echt nicht wahr sein, dass er anscheinend so sehr auf Nummer sicher gehen wollte, wie kein andere Mensch es in seinem ganzen Leben tun würde.

"Also so langsam habe ich das Gefühl, dass du gar nicht dabei sein willst, Herr Kaulitz.", funkelte ich ihn an und wartete auf eine Reaktion. "Hast du mir nicht gestern noch gesagt, dass du bei jedem Training dabei sein willst?", ein Nicken seinerseits. "Siehst du, dann musst du doch auch zustimmen können, ob du bei den abgemachten Trainingszeiten Zeit hast, oder nicht?", wieder nur ein Nicken. Mir kam es fast schon so vor, als sei ich irgendeine Respektsperson für ihn, die ihm eine Strafe aussprechen konnte, die für ihn fatal wäre. Dabei war ich doch [i]nur[/i] Claire. "Und außerdem kannst du auch mit mir reden."

"Ja, ich weiß, aber-", die Klingel an der Tür unterbrach ihn. Es kam mir schon fast so vor, als würde er automatisch für ein paar Sekunden die Luft anhalten.

"Nichts aber. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.", ich klopfte ihm leicht auf die Schulter und ging an ihm vorbei, um in den Flur zu gehen.

"Aber Claire, was ist, wenn er gar nicht damit einverstanden ist? Ich meine, vielleicht will er mit dir alleine reden und kann mich gar nicht ab. Schließlich bin ich Bill Kaulitz von Tokio Hotel. Alle männlichen Wesen hassen mich!", rief er mir panisch hinterher, was mich meine Augen verdrehen und leicht Lachen ließ.

"Er ist schwul, er wird dich lieben.", brüllte ich schon fast.

"Lustig.", gab er eingeschnappt zurück. "Ich will doch nur alles richtig machen. Vielleicht willst du ja gar nicht, dass ich die ganze Zeit bei dir bin und du bist schon total genervt."

"Dann würde ich es dir sagen, Bill.", hielt ich inne und drehte mich zu ihm um, als ich die Hand auf die Türklinke gelegt hatte.

"Und was ist, wenn du es mir nur aus Mitleid oder reiner Höflichkeit nicht sagst?", ließ er nicht locker.

"Halt jetzt die Klappe!", gab ich jedoch nur zurück und riss fast schon wutentbrannt die Tür auf, um Joel in die Arme zu schließen.

"Also ich denke, dass das angenehm genug für dich wäre. Es wäre genug Zeit zum Trainieren, dass du das Vortanzen mit Bravour meistern kannst und dich trotzdem nicht zu weit aus dem Fenster lehnst. Dass dein Körper da nicht mitspielt haben wir ja beobachten können.", lächelte Joel mich an und wartete auf mein Okay.

"Ja, denke ich auch. Und wenn es dann wieder nicht klappt, dann bin ich womöglich zu schlecht für die beiden."

"Und was sagst du dazu, Bill?", wand ich mich an meinen Aufpasser, der das ganze Gespräch über noch keinen Ton von sich gegeben hatte.

"Ja, mir passt es, da bei mir vorerst alle Termine gelaufen sind und mein Manager mich in den Urlaub entlassen hat.", stimmte er dem ganzen Plan mit einem Lächeln in meine Richtung zu und nicke bestätigend.

"Wie? Das geht so einfach als umjubelter Rockstar? Ich dachte immer, dass irgendwer immer was von einem will.", harkte Joel sofort nach und lehnte sich mit seiner Brust schon fast über den ganzen Küchentisch. Mir war nicht entgangen, dass er Bill wohl gar nicht so schlecht fand und ihm auch hin und wieder den ein oder anderen vielsagenden Blick zuwarf. Schon bei der Begrüßung machte er Anstalten, dass Bill ihm gefiel. Und genau das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso Letzterer sich gekonnt aus dem ganzen Gespräch herausgehalten hatte und eingeschüchtert auf seinem Stuhl saß. Ich habe doch gesagt, dass Joel ihn lieben wird. Schmunzelnd über meine Gedanken beobachtete ich Joel dabei, wie er Bill schmachtend ansah und Bill, wie er mit seinen Augen fast schon panisch meinen Blick suchte.

"Na ja, nachdem die Tour gelaufen war, wurde es ziemlich ruhig um uns. Und wenn nichts Neues mit uns passiert, dann will die Presse auch nichts weiter wissen. Wir waren in verschiedenen Ländern, haben viele Interviews gegeben und jetzt sind sie erstmal zufrieden.", erklärte er. Man konnte sehen, dass er Schwierigkeiten hatte, ruhig zu bleiben und sich darauf zu konzentrieren, was er sagen wollte. Die Blicke von Joel schienen ihn völlig aus dem Konzept zu bringen.

"Na ja, wenn er erst so viele Interviews gegeben hat, dann musst du ja nicht auch wieder mit dem Fragenstellen anfangen, Joel.", wank ich ab und schob die Zettel, die unordentlich und total durcheinander vor uns auf dem Tisch lagen, zusammen. "Ich und Bill wollten auch gleich noch weg. Tut mir leid, wenn ich dich jetzt rausschmeißen muss, aber wir sehen uns dann morgen um drei, ja?", langsam stand ich auf und reichte Joel seinen Stapel der Blätter und sah ihn entschuldigend an.

"Äh, ja.", noch immer starrte er Bill an, weswegen er fast schon hochschrak. Man hätte natürlich auch meinen können, dass Joel Bill so ansah, weil er es faszinierend fand, dass ein Star, eine Berühmtheit, vor ihm saß, aber dafür, dass das auf jeden Fall nicht der Fall war, kannte ich ihn einfach zu gut. Joel fand Bills Aussehen einfach viel zu anziehend, als dass er seinen Blick von ihm nehmen konnte.

"Dann bis morgen, Bill.", verträumt reichte er Besagtem die Hand und schickte ihm noch ein Lächeln entgegen, ehe er mit mir im Flur verschwand.

"Bis morgen, Schätzchen.", lächelte er und drückte mir einen Kuss auf meine Wange. Ich war schon im Begriff die Tür hinter Joel zuzuwerfen und laut loszulachen, doch da drehte er sich noch einmal mit erhobenem Zeigefinger um. "Hübschen Freund hast du da.", zwinkerte er. Doch ehe ich etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden.

"Bill.", brüllte ich, nachdem ich die Tür zugeschlagen hatte, und hielt mir meinen schmerzenden Bauch vor lachen. "Du wirst es nicht glauben...", japste ich. "Oh mein Gott."

"Was?", mit verschränkten Armen vor der Brust lehnte er am Küchentisch und beäugte mich kritisch. "Danke erstmal für deine Rettung.", fügte er noch hinzu.

"Ich hätte dich mal nicht retten sollen. Der Herr steht auf dich und er war schon so lange nicht mehr richtig verliebt. Hast du nicht Lust auf ein Date? Dann brodelt die Gerüchteküche und es wird wieder lauter um euch.", lachte ich noch immer, nicht achtend auf sein erst noch wütendes Gesicht.

"Wenn du dafür die Dritte in unserer Beziehung spielst, gerne.", konterte er und konnte sich sein Lachen nun auch nicht mehr verkneifen.

"Bill Kaulitz mit Balletttänzer liiert.", zitierte ich eine mögliche Schlagzeile einer Zeitung und brüllte den nächsten Freudenschrei heraus.

"Achso, so lustig, ja? Dann bin ich mal gespannt, wie lustig du das findest.", schrie er gegen mein Gelächter an und kam auf mich zu gerannt, um mich von hinten zu packen und in den Schwitzkasten zu nehmen. "Nimm das sofort zurück und versprich mir, dass du mich niemals ins kalte Wasser fallen lässt was Joel angeht.", drohte er mir.

Ich schüttelte nur den Kopf. "Das lasse ich mir doch nicht entgehen."

"Alles klar.", waren die einzigen Worte, die ich noch von ihm hörte, ehe er seine Finger in meine Seiten drückte und somit einen Hilfeschrei nach dem anderen aus meinem Mund entlockte.

Things never turn out the way you expect!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt