17. Kapitel || Memories
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Wolverhampton Im Jahre 1871
Wie versteinert saß er auf dem Bett in seinem Zimmer und starrte gerade aus in den Spiegel, welcher an seiner Schranktür hing. Seine Hände gefaltet und vor leichter Nervosität etwas zitternd. Der schwarze elegante Anzug verlieh ihm ein edles Auftreten. Der weiße Kragen war über die schwarze Fliege gefaltet und säuberlich glatt gestrichen. Unter dem Frack hing an der schwarzen samtenen Weste die Taschenuhr seines verstorbenen Großvaters. Er war vor gut zwei Jahren gestorben, als er selbst zwölf Jahre alt war. Nun war er vierzehn. Das leise für ihn unerträglich laute Ticken der Uhr erfüllte den Raum und machte ihn noch unsicherer. Seine Haare waren nach hinten gekämmt, so dass er gepflegt aussah und der süße Geruch eines Männerparfüms erfüllte die Luft des Raumes.
Ein leises klopfen lies ihn etwas zusammen schrecken. Mit einem knarren öffnete sich die Tür. Ein Mann mittleren Alters, sein Vater kam mit seiner vierjährigen Schwester auf den Armen in das Zimmer. Sein Vater trug ebenfalls einen Frack und dazu noch einen Zylinder auf dem Kopf. Marie, seine Schwester, war mit einem schwarzen Kleidchen gekleidet und schwarze Ballerinas zierten ihr kleinen Füße. "Komm mein Sohn. Die Feier beginnt bald." forderte der Mann ihn auf. Mit einem leichten Nicken erhob er sich und schritt zu den Beiden. Marie küsste er auf den Kopf und seinen Vater blickte er traurig an. Dieser schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln. Zusammen verließen sie das große Haus und stiegen in die Kutsche, welche für sie bereit stand. Noch nie hatte Liam dieses Haus gemocht. Es war ihm zu groß und unübersichtlich. Schon immer wollte er in einem kleinen Häusschen in der Stadt wohnen.
Der Weg zum Friedhof erschien ihm viel zu kurz. Am liebsten würde er diese ´Feier´ auslassen und sich tagelang in seinem Zimmer einschließen. Als sie ankamen, drückte sein Vater ihm Marie in die Arme, stieg aus und begrüßte die in ebenfalls schwarz gekleideten Bekannten und Freunde. Liam kannte sie zwar alle, war aber nicht in der Stimmung sich zu unterhalten. Er verließ mit seiner Schwester auf den Armen die Kutsche und bahnte sich den Weg durch die Leute bis zu der kleinen Kapelle, vor der sie gehalten hatten. Als wohl alle eingetroffen waren, wurden die schweren Holztüren geöffnet und alle wurden hereingelassen. Liam steuerte auf die Plätze der ersten Reihe zu und ließ sich auf die Holzbank sinken. Niedergeschlagen betrachtete er den offenen dunklen Holzsarg und die Person, die bleich und reglos darin lag. Schnell wandte er seinen Blick wieder ab und schaute seiner kleinen Schwester dabei zu wie sie mit seiner Taschenuhr spielte. Sie musste spüren das die Stimmung hier sehr angespannt war, da ihre Miene nicht wie sonst so fröhlich sondern eher nachdenklich aussah. Sie hatte wohl kaum eine Ahnung was hier eigentlich passierte. Schließlich war sie erst vier Jahre alt.
Die gesamte Zeremonie über verließen Tränen stumm Liams Augenwinkel. Sein Blick war bereits etwas verschwommen und er fühlte sich als ober er gleich zusammenbrechen würde. Zum Ende hin wurden alle Familienmitglieder dazu aufgefordert abschied zu nehmen. Mittlerweile hatte sein Vater Marie auf seinem Schoß platziert und stand mit ihr zusammen auf. Er selbst hielt sich an den hölzernen Lehne der Bank fest, um nicht umzukippen. Mit weichen Knien und zitternden Händen folgte er seinem Vater. Als er vor dem Sarg stand, wischte er sich die nassen Tränen aus den Augen und schaute auf die Frau in dem Sarg. Er inspizierte jeden Teil ihres Gesichtes und legte seine Hand auf die ihre, welche auf ihrem Bauch einen Blumenstrauß umfasste. Sie war so kalt und leblos. Wie sehr er sich wünschte sie würde Leben und ihn umarmen. Er rief sich einige Situationen seiner Kindheit in die Erinnerung. Ihr Lachen. Ihre grübchen. Ihre Lebensfreude. Ihr Gang. Ihre Liebe zu ihm. Die Geborgenheit die er bei ihr gespürt hatte wenn sie ihn getröstet hatte. Ihre Augen. Dieses helle karamellfarbene braun, welches zur Pupille hin grün wurde. Etwas besonderes, was nicht jeder Mensch hatte. Nun waren ihre Augen geschlossen.
Vorsichtig beugte er sich vor und drückte einen Kuss auf ihre blasse Stirn.
"Ich liebe dich Mum." flüsterte er und eine Träne von ihm traf auf ihre Wange.
Liam
Vorsichtig entfernte ich mich von ihrem Ohr und schaute ihr dann in die Augen. Sie hatte genau das selbe braun. Dieses selbe karamellfarbene, was zur Pupille hin grün wurde. Sobald ich ihr in die Augen blickte, konnte ich mich wieder an meine Mutter erinnern. Das Bild von ihr war schon vor knapp einem Jahrhudert aus meinem Kopf verschwunden und seitdem versuchte ich mich krampfhaft an ihre Silouhette zu erinnern. An ihre Haare, ihre Gesichtszüge oder gar ihr Lächeln, doch bis Victoria die Villa betreten hatte, konnte ich mir diese Dinge nicht ins Gedächtnis rufen. Doch nun ging es wieder. Durch Victoria. Durch ihre Augen. Immer wenn ich sie ansah kam eine Mischung aus Gefühlen in mir hoch. Ich hatte schon so lang nichts mehr gefühlt. Kein einziges mal als ich einen Mensch gesehen hatte. Weder Wut, Angst noch Hass. Doch bei ihr war es anders. Ich konnte es mir nicht erklären, egal wie oft ich darüber nachdachte. Ich konnte nichts fühlen. Eigentlich. Ich hatte kein Herz. Ich dachte es würde nicht gehen, je wieder irgndetwas zu empfinden. Sei es Abneigung oder Liebe. Wenigstens irgendwas. Alles was in mir aufkam wenn ich einen Menschen sah war Lust. Lust auf morden. Lust auf den Anblick von Blut und abgehackten Gliedmaßen. Ich konnte es nicht kontrollieren. Nicht ohne mein Herz. Ich wusste weder wo es war, noch ob es sich vielleicht in dieser Villa befand. Jahre lang hatte ich gesucht. Ohne Erfolg.
Ich wusste zwar, das ich nie wieder Liebe spüren könnte oder auch nur eine wage Zuneigung, doch jeder brauchte Gefühle, wenn auch nur Traurigkeit, Hass und Angst. Gefühle machten einen Menschen erst komplett und erfüllten ihn. Egal ob sie positiv oder negativ waren, dass war bei jedermann anders.
Victoria
Als er sich von mir entfernte und mir dann in die Augen starrte blieb ich wie erstarrt. Die ungewohnte Nähe war mir unangenehm und außerdem hatte ich wieder Angst, er würde mir weh tun, wie er es jedes mal tat wenn er bei mir war. Meine Knie begannen zu zittern und ich verschräkte die Hände ineinander. Angespannt presste ich meine Kiefer aufeinander. Ich merkte wie er seine Muskeln anspannte und zog scharf die Luft ein. Das war kein gutes Zeichen. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück und stieß an einen bronzenen Topf, welcher um fiel und die Flüssigkeit darin sich auf dem Boden ausbreitete. Ich bemerkte wie seine Augen dunkler wurden und wimmerte. Er senkte den Kopf und schien gequält mit etwas in sich zu ringen. Er zuckte unkontrolliert und bewegte ständig den Kopf hin und her. Es kam einem vor als versuchte er sich gegen irgendetwas zu währen. "Geht raus und schließt die Tür ab." presste er fast unhörbar heraus. Überrascht aber auch etwas erleichtert atmete ich aus, doch bewegte mich nicht. Plötzlich schoss sein Kopf hoch und schwarze Augen blickten in meine. "Macht." schrie er und ich tat was er sagte. Ich rannte an ihm vorbei durch die große Tür, schloss diese und drehte den großen Schlüssel in dem Schloss um, welcher schon darin steckte. Ein wenig überwältigt und schnaufend ließ ich mich an der Tür hinuntergleiten und zog meine Beine an den Körper. Was war das gerade?
Plötzlich ertönte ein lauter Knall und die Tür hinter mir wackelte. Ich schrie auf und rückte sofort weg. Schon seit ein paar Minuten randalierte Liam in der Küche und warf alles mögliche herum. Immer wieder hatte ich geschrien, da ich unglaubliche angst hatte. Und das war das erste mal das ich keine Angst vor ihm, sondern Angst um ihn hatte.
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So ihr Lieben :*
Neues Kapitel und ich wollte mich noch für die vielen Votes und reads bedanken :)
Danke das hr die Story lest *_*
Ich liebe euch <3
Elli :3
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Demon. || l.p.
Fanfic[Diese Geschichte enthält gewalttätige und eventuell verstörende Szenen!!!] × Look into my eyes. It's where my demons hide. × Liam James Payne. Er wurde mit 19 Jahren kaltblütig ermordet, um als Experiment eines Wissenschaftlers zu dienen. Ihm wurde...