31. Kapitel

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31. Kapitel || "Good Night."

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Liam

Ich kochte vor Wut, meine Muskeln waren angespannt und mein Kiefer trat hervor, als ich stark die Zähne zusammen biss. Meine Brust hob und senkte sich schnell und mein Blick lag auf dem zusammen gesackten Mädchen vor meinen Füßen. Das warme pulsierende Organ in meiner rechten Hand tropfte ein wenig und ich konnte beobachten wir aus der tiefen Wunde ihrer Brust das Blut heraus quoll und das Leinenhemd in ein dunkles Rot tauchte. Eine Laiche bildete sich um den leblosen Körper und ohne dass ich es mir erklären konnte, erschrack mich dieser Anblick. Ich hatte mein Versprechen gebrochen. Ich hatte ihr weh getan. Meine Ehre, die ich sonst immer gerade so aufrecht erhalten hatte, war nun vollständig geschwunden.

Mit dem Blick auf Victoria wich ich ein paar Schritte zurück und Bilder der letzten Minuten schossen mir durch den Kopf. Sie. Durch drehend. Schreiend. Ich. Wütend. Fordernd. Es traf mich wie ein Schlag, als mein Blick auf das Herz in meiner Hand und dann wieder zu ihr wanderte. Ich hatte ihr, das genommen, was ich haben wollte. Ich hatte sie wie mich gemacht. Doch würde sie überhaupt weiter leben können? Das ständige pulsieren in meiner Hand, musste nicht heißen, dass sie wieder aufwachen würde. Aber nein. Ich würde sie nicht komplett sterben lassen. Ich brauchte sie. Ich brauchten jemanden an meiner Seite, der mir Gesellschaft leistete. Mir Liebe gab. Mich in den Arm nahm. Jahrhunderte hatte ich allein gelebt. In Einsamkeit. Und ich wollte es nicht mehr. Ich würde es nicht mehr verkraften. Es machte mich kaputt. Auch wenn ich es mir nicht eingestanden hatte.

Wie in Trance drehte ich mich um, meine Schritte führten zu der kleinen Schatulle auf dem Holzschränkchen. Vorsichtig platzierte ich Victorias Herz auf die rechte Seite des innen mit rotem Stoff verkleideten Kästchens. Meine Augen inspizierten den Raum, dem meinen und nachdem ich es ausgemacht hatte, bewegte ich mich schnellen Schrittes darauf zu, nur um es so bedacht wie möglich in meine Hände zu nehmen. Sorgsam putzte ich den wenigen Dreck darauf ab und kehrte wieder um. Sachte legte ich meines neben das von Victoria. Der Platz in der Schatulle war begrenzt, so dass sie sich leicht berührten.

In dem Moment, als sich die zwei Organe berührten, konnte ich mit ansehen, wie sich das rote leuchten Victorias Herzens dem von meinem anpasste und sie im gleichen Takt weiter schlugen. Ein etwas überwältigtes Schlucken ließ meinen Adamsapfel kurz nach vorn springen. Meine zitternden Finger schlossen den Deckel und entfernten sich dann wieder.

Die Gedanken, an meinen Tod und das Mittel welches mir damals gespritzt wurde, schwirrten mir im Kopf herum. Mit einem vorerst letzten Blick auf Victoria, um mich zu versichern, dass sie noch da lag (was sich im nachhinein als ziemlich naiv meinerseits herausstellte), verschwand ich durch das Loch in der Wand und schaute mich um. Ich kannte diese Kellerräume. Schon vorhin war mir aufgefallen, dass ich hier schon einmal war. Aber nicht zu meiner Zeit als Dämon, wie ich mich nannte. Nein, zu meiner Lebenszeit. Ich war mir sicher, dass sich in der Nähe, der Gang zu Dr. Flynts Labor befand. Mit der Gewissheit es zu finden,  verschnellerte sich mein Schritt. Wirr irrte ich durch die Kellergewölbe, um die Wendeltreppe zu finden. Es dauerte nicht lang, was meine Ungedult besänftigte, bis ich die nach unten führenden Stufen entdeckte. Ohne zu zögern stolperte ich die Treppen herunter und rannte dann so schnell ich konnte durch den mir so vertrauten engen Gang. Als meine Augen die schwere Metalltür erfassten, erhöhte ich mein Tempo nochmals und ich umgriff fest die Türklinke, als ich davor stand. Gereizt zerrte ich an der Tür, als ich bemerkte, dass sie verschlossen war. Sie musste wohl klemmen.

"Verdammt." Meine Fäuste schlugen auf das Metall, bevor ich mich mit dem Rücken dagegen lehnte und hastig ein und aus atmete. Mit einer Hand fuhr ich mir überlegend durchs Haar. Kurz darauf drehte ich mich wieder um und starrte aufgebracht auf das matte alte Metall. Keine Sekunde später,hatte meine rechte Faust auch schon eine tiefe Beule in den Stahl gehauen. Immer wieder schlug ich auf die Tür ein. An meinen Fingerknöcheln schürfte stark Haut ab und den Schmerz verspürte ich kaum. Nach nicht allzu langer Zeit, war die Tür so verbeult und nach innen gedrückt,dass man sie problemlos aus den Scharnieren heben konnte, welche ebenfalls demoliert waren. Mit einem lauten Knall stellte ich die Tür an  die Wand und betrat den stickigen dunklen Raum. Meine Hände tasteten die Wand nach einem Lichtschalter ab, den ich sofort fand und betätigte.

Demon. || l.p.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt