23. Kapitel

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23. Kapitel || "Faszinierend nicht wahr?"

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Victoria

Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh  aufgewacht. Durch die Schlitze der Gardinen schien  ein blasses Licht und das Zirpen der Grillen war von draußen zu hören. Meine nackten Füße tapsten über den Holzboden und die Struktur der Dielen drückte sich in meine Haut. Ich durchsuchte das zweite Stockwerk nach einem Bad, welches ich nach einer etwa zehnminütigen Suche fand. Mein Weg ging zu der kleinen Kommode auf der eine Wasserschüssel stand. Meine Hände spritzten mir etwas der kühlen Flüssigkeit ins Gesicht so dass ich wacher wurde. Mit einem Schniefen wischte ich mir den Wasserfilm mit meinem Leinenhemd, welches ich gestern in einem der Schränke gefunden hatte und nun trug, vom Gesicht. Ein Seufzen entfuhr mir als ich mich in dem mit Rissen versehenen, verstaubten Spiegel betrachtete. Meine Haare hingen mir zerzaust über die Schulter und meine Haut war bleich. Meine Lippen hatten einen leichten Blauton, da ich fror und ich hatte das Gefühl immer mehr abzunehmen, da meine Arme immer dünner wurden. Ich wendete den Blick schnell ab und machte mich wieder auf den Weg in das Zimmer, in dem ich die letzten Tage übernachtet hatte. Die bedrückende Stille in den Gängen umhüllte mich und meine Finger zitterten etwas von der morgendlichen Frische. Durch die Fenster im Flur schien die Sonne und der Staub tanzte in den Strahlen der Morgenröte. Es war schon fast eine kleine Aufführung dachte man sich die Musik dazu. Schweigend schlenderte ich weiter, bis mich eine Sanfte dunkle Stimme auf sich aufmerksam machte und mich in meiner Bewegung innehalten ließ. Liam. Sie war gedämpft und schien aus einer der nächsten Türen zu kommen. Langsam ging ich weiter und lauschte. Als ich vor dem über nächsten Zimmer war, wusste ich das es daher kam. Ich hörte genau hin, um den Text der leisen Melodie zu verstehen.

"Your eyes now get smaller

You're tired my dear

The stars twinkling gently and clear

So now that the sun has faded away

At the end of this beautiful beautiful day "

Immer wieder wiederholte Liam diese Zeilen. Meine Neugier stieg und unbedacht auf die Folgen, die es haben könnte, legte ich meine Hand auf die Türklinke und öffnete die Tür einen Spalt. Da ich nichts sah, machte ich sie noch ein Stück weiter auf und trat still ein ohne ein Geräusch zu verursachen. Leise schloss ich die Tür wieder hinter mir und blieb stehen.

Da saß er. An einem Schreibtisch am Fenster, mir den Rücken zugewandt, wodurch er mich nicht bemerkte. Er trug nur ein Hemd und eine Hose. Schuhe trug er nicht, genauso wenig wie seinen Frack. Sein Blick war auf seine Hände gerichtet, in denen er etwas hielt. Ich betrachtete es genauer und stellte fest das es sich um eine Brosche handelte. Eine Weile lang stand ich einfach da, lauschte seinen Worten und musterte ihn. Irgendwann verstummte er dann. Sein Blick glitt aus dem Fenster und er starrte sich fest. Die Brosche in seinen Händen umschloss er stark mit seiner Faust.

"Ein schönes Lied" flüsterte ich unbedacht. Er schreckte hoch und sein Kopf drehte sich blitzschnell in meine Richtung. Er musterte mich von oben bis unten und ich hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Meine Beine bewegten mich auf ihn zu und ich setzte mich auf den Tisch. Er hatte jede meiner Bewegungen verfolgt und starrte mich nun an. Ich wusste wirklich nicht was in mich gefahren war, dass ich mich ihm freiwillig näherte. Irgendetwas in mir sagte mir, dass seit gestern etwas anders war.

Meine zierlichen Hände umschlossen seine große Faust und machten diese auf. Ich war überrascht, dass er dies so einfach zuließ. In seiner geöffneten Hand lag nun die Brosche. In der Mitte war sie mit einer großen weißen Perle verziert. Leicht fuhr ich mit meinen Fingerspitzen darüber und streifte dann Liam's Hand. Ich schaute ihm in die Augen.

Demon. || l.p.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt