Carpe diem, Lydia

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Kapitel 1

Unser Auto fuhr gerade in die Einfahrt, als meine Mutter mich an der Schulter rüttelte.

„Aufwachen, mein Schatz. Wir sind da.“ Verschlafen öffnete ich die Augen und stieg aus dem Auto. Vor mir stand ein dunkelbraunes Haus, welches mit schönen Verzierungen an der Veranda geschmückt war. Aus einem Fenster konnte ich schon die neugierigen Blick meiner neuen Geschwister sehen. „Lydia, hilfst du mir mal?“ Mein ‚richtiger‘ Bruder Finn lugte hinter dem Wagen hervor und hielt einen Koffer in der Hand.

Ich ging zu ihm und hievte die letzten zwei Koffer aus dem Auto. Ich schlug den Kofferraum krachend zu und ging zusammen mit Finn zum Haus. Meine Mutter ist schon ins Haus gehuscht und kam jetzt mit John und seinen Kindern im Schlepptau aus dem Haus.

„Lydia, Finn! Da seid ihr ja!“ John umarmte uns und stellte uns seinen Kindern vor. Meine Mutter war jetzt seit sechs Monaten mit John zusammen, trotzdem hatten Finn und ich nie die Gelegenheit, seine Kinder kennenzulernen. Was mir aber auch nur allzu Recht war. Finn und meine Mutter schwärmten zwar für seine nette, freundliche Art, aber ich mochte ihn nicht besonders. Und er mich auch nicht. Aber was tut man nicht alles für seine Familie? Denn jetzt zogen wir auch noch zusammen. Ich finde ja, dass John und meine Mutter das alles überstürzten, aber auf mich hört ja keiner. Innerhalb von einer Woche waren wir aus unserem alten Haus ausgezogen und hier her gefahren.

„Finn, Lydia, das ist mein ältester Sohn Eren.“ Eren war groß und muskulös, seine kurzen braunen Haare hingen ihm ins Gesicht, doch er schob sie mit einer kurzen Handbewegung zurück. Er trug ein weißes Shirt und eine kurze Sporthose. Eren war in Finns Alter, achtzehn. Um seiner Schulter hing eine Sporttasche. Gegenüber von seinem – unserem – Haus war eine riesige Wiese und ein Spielplatz. Einige Jungs schlenderten gerade darauf zu. Ich vermutete, dass Eren das auch wollte. Dennoch blieb er hier, um uns kennenzulernen. John deutete mit seiner Hand auf einen Jungen neben Eren, der sich als Derek entpuppte. Derek war genauso muskulös wie Eren, jedoch etwas kleiner. Seine Haare waren schwarz. Dereks Augen waren grau, und als er grinste, bildeten sich kleine Grüppchen in seinem Gesicht. Er sah wirklich gut aus.

Die letzte der Carter-Familie war Kira. Kira war so alt wie ich, also sechzehn. Sie hatte goldene Haare, die ihr locker über die Schultern fielen. Ihre Augen leuchteten in einem wunderschönen grün und blickten mich geradewegs an. Ein paar Sommersprossen zierten ihre Wangen, und sie trug ein violettes Shirt und eine schwarze Hotpants. Kira sah aus, als wäre sie gerade irgendeinem teurem Modemagazin entsprungen.

Ich wusste ja schon vorher, dass Johns Kinder hübsch waren. Auf den Fotos die er uns gezeigt hat, sahen sie fabelhaft aus. Doch in echt waren sie noch schöner. Finn konnte locker mit Eren und Derek konkurrieren, mit seinen blauen Augen und muskulösen Körper war er der Schwarm jedes Mädchen.

Ich jedoch kam mir vor wie das hässliche Entlein höchstpersönlich. Im Gegensatz zu Finn hatte ich nicht Mamas perfekte Lippen oder Papas schönen, dunkelblauen Haare geerbt. Mit meinen langen, braunen Haaren und unscheinbaren Gesicht ging ich schnell in der Menge unter.

Als John auch Finn und mich vorgestellt hatte, gingen wir zusammen ins Haus. Erik und Derek waren schon zum Fußballfeld gegenüber gelaufen und nahmen Finn gleich mit.

Kira brachte mich ins Haus. Ich staunte nicht schlecht. Fast alles war aus Holz, der Rest war weiß gestrichen. Rechts neben uns befand sich das Wohnzimmer, links die Küche.

Kira und ich gingen gemeinsam ins obere Stockwerk und an etliche Türen vorbei, als sie eine Tür öffnete. „Das hier ist dein Zimmer. Der Umzugswagen hat ja letzte Woche schon ein paar Sachen vorbeigebracht, deswegen ist es so gut wie fertig.“ Kira lächelte mich an und ich lächelte zurück.

Ich hatte einen Balkon und ein angrenzendes Bad in meinem Zimmer. Ich wusste zwar nicht wieso ich dieses Zimmer bekam und nicht Finn oder Kira, aber es war mir auch egal. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett plumpsen. Kira schlenderte zu mir und sich aufs Bett. „Alles ok?“, fragte sie.

„Ja, ich bin nur müde. Sag mal, hast du zufällig meinen Stundenplan?“ Kira wusste zwar nicht wo er war, konnte ihn aber auswendig, da sie mit mir in einer Klasse war. Wir redeten noch ein bisschen über die Schule, ihre Freunde und die Stadt. Später ließ mich Kira allein und ich schlief sofort ein.

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Sry wenn das erste Kapitel etwas verwirrend und langweilig ist, aber es wird in den nächsten Kapiteln besser! :)

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