Kapitel 38

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Als ich das nächste mal die Augen aufschlug, war ich alleine im Zimmer. Ich konnte nur das vertraute Piepen der Geräte hören, während ich langsam wieder wach wurde. Ich hatte einen Verband um meine linke Schulter, und auch mein rechter Knöchel tat weh, jedoch war er nicht gebrochen. Ich hatte leichte Kopfschmerzen, doch es war nicht so schlimm. 
Ich wollte gerade auf einen Knopf drücken, um eine Krankenschwester zu rufen, als Tyler zu mir kam.
"Lydia, du bist wach.", lächelte er, und stellte seine Cola auf ein Regal. Danach kam er sofort zu mir und küsste mich. 
"Tyler.", flüsterte ich und lächelte ebenfalls. "Wie gehts dir?"
"Besser. Du hast uns alle ziemlich viel Angst gemacht.", sagte er mit einen schwachen Lächeln und streichelte mit dem Daumen meine Hand.
Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Wie lange war ich den bewusstlos?"
"Fünf Tage.", antwortete er nach eingen Momenten. "Du hast dir ziemlich den Kopf angeschlagen, dabei hast du dir auch deinen Fuß verdreht. Außerdem hat sich eine riesige Scherbe in deine Schulter gebohrt."
"Und...was ist mit den anderen? Geht es ihnen gut?"
Tyler zögerte, was mich sofort nervös machte. Mein Herzschlag beschleunigte sich und Tyler bemerkte es natürlich sofort an dem Piep-Geräusch der Maschine. "Hey, alles ist gut. Ich gehe schnell einen Arzt holen, um ihn zu sagen, dass du wach bist." Tyler küsste mich nochmal, bevor er das Zimmer verließ.
Tatsächlich beruhigte ich mich ein wenig, aber trotzdem saß mir die Angst fest im Nacken. 
Wieso hat er meine Frage nicht beantwortet? Ist jemanden etwas passiert? Ging es meiner Mum gut? Als ich sie das letzte mal sah, sah sie zwar den Umständen entsprechend gut aus, aber was weiß ich schon?
Vielleicht ging es aber auch um Jasper oder John. Ich hoffte, mit ihnen war alles in Ordnung. Es war ja schon schlimm genug, dass ich für den Autounfall verantwortlich war, aber wenn jemand etwas Schlimmeres passiert sein sollte, oder sogar jemand tot war, würde ich mir das nie verzeihen können.
Tränen drohten mir die Wange herunterzurollen, doch ich hielt sie so gut wie möglich zurück, als Tyler mit dem Arzt in mein Zimmer kam.
Er machte ein paar Tests und schaute nochmals nach meinen Verletzungen, danach verschwand er wieder. Annabel kam mit Dawn und meiner Mum ebenfalls in mein Zimmer, sogar Ethan besuchte mich. Im Laufe des Tages kamen alle mal zu mir: Liv, Liz, Marie-Ann (die extra von ihren Eltern hergebracht wurden, genau wie Ethan, da ihr Schulausflug schon zu Ende war), John, Eren, Lucas, sogar Jared und Jasper.
Jeder kam, bis auf Derek und Kira. Als ich meine Mutter darauf ansprach, wo die beiden waren, fing sie plötzlich zu weinen an. John nahm sie in den Arm und schaute traurig zu Boden, während ihm ebenfalls die Tränen über die Wangen kullerten.

Nein, nein, nein. Neinneineneineneinenein. Das durfte nicht wahr sein. Die beiden waren doch sicher zu Hause. 
"WO SIND KIRA UND DEREK?", schluchzte ich. Ich spürte etwas Nasses an meiner Wange, und erst da bemerkte ich, dass ich weinte. Lucas und Tyler waren die einzigen, die jetzt noch hier waren, und kamen gerade in mein Zimmer. Die beiden versuchten mich zu beruhigen, doch ich schrie immer weiter. Immer und immer wieder. 
"Lydia, sie mich an! Sieh mich an!", schrie Tyler und nahm mein Gesicht in seine Hände. Sofort hörte ich auf zu schreien, tortzdem heulte ich weiter wie ein Wasserfall.
"Alles wird gut, hörst du? Ich verspreche es." Tyler küsste mich, doch ich drückte ihn nach einigen Sekunden wieder weg.
"Wo, sind Kira und Derek?",fragte ich diesmal ruhiger zwischen mehrern Schluchzern.
Meine Mum schien sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben, denn sie zog sich einen Stuhl zu meinem Bett und nahm meine Hand. Tyler streichelte mir durchs Haar, doch das bemerkte ich kaum. Ich hörte wie jemand neben mir weinte, und als ich den Kopf drehte, sah ich wie Lucas Tränen über die Wangen liefen. Sogar Tylers Augen glitzerten verdächtig. Ich fühlte mich, als würde mein Herz in tausend Teile zerspringen.
"Lydia, Schatz. Du musst jetzt stark sein. Nachdem Kira uns angerufen hat..." Weiter kam meine Mum nicht, denn sie brach schon wieder in Tränen aus und auch ich musste stärker weinen. John nahm Mum sofort wieder in den Arm, die sich an ihn klebte, als hinge ihr Leben davon ab.
"Nachdem Kira dich und deine Mum angerufen hat, ist die Rettung sofort aufgetaucht.", erklärte Derek. Er war plötzlich in der Tür und wurde von Finn mit einem Rollstuhl geschoben.
Mir fiel ein riesiger Stein von Herzen, und ich lachte unter Tränen. "Derek! Ich...ich dachte, du wärst...tot." 
Derek wurde an meine andere Seite neben Lucas geschoben und nahm meine Hand. Finn ging um das Bett herum und drückte sanft meine andere Hand.
"Ich hatte auch Angst, dass du nicht mehr aufwachen würdest." Derek lächelte, jedoch erreichte es nicht seine Augen und er schaute zu Boden.
Sofort verschwand auch mein Lächeln, und ich beschlich wieder dieses schlechte Gefühl, welches in letzter Zeit schon so oft verspürte: "Derek, was ist los? Gehts dir gut? Wieso sitzt du im Rollstuhl? Und wo ist Kira?"
Dereks linker Arm war verbunden, sonst konnte ich nichts sehen. Er seufzte. "Nachdem Kira dich und deine Mum angerufen hat, ist die Rettung sofort aufgetaucht." ,wiederholte er, "Eren ist mit ihnen im Krankenwagen mitgefahren. Da nur eine Person mitfahren konnte, wollten Kira und ich mit dem Auto nachkommen, jedoch war es zu gefährlich für uns mit dem Auto zu fahren." Auch er weinte jetzt. "Wir saßen im Wohnzimmer, während wir auf einen Anruf von Eren warteten. Irgendwann schliefen wir ein. Vielleicht ist die Kerze umgefallen, vielleicht hat auch etwas anderes das Feuer verursacht. Wir wissen es nicht. Ich wachte irgendwann auf und bemerkte, dass das ganze Wohnzimmer in Flammen stand."

"Nein", flüsterte ich. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. "Was ist mit Kira??"
Sie durfte nicht tot sein. 
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Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt