Kapitel 11

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Jason zückte sein Handy und tippte eine Nummer ein.
„Wen rufst du an?“, fragte ich misstrauisch.
„Na wen wohl? Die Polizei.“ ,antwortete er gelassen. Schnell streckte ich meine Hand aus und schlug ihm das Handy aus der Hand. 
„Alter! Was soll das?“ Jason bückte sich und hob sein Handy auf. Ich sagte ihnen, dass ich keine Polizei wollte.
„Der Sauerstoffmangel hat dir mehr geschadet, als ich zuerst dachte.“, meinte Olivia. Ich schenkte ihr einen bösen Blick und erwiderte: „Klappe, Liv. Ich bin gerade mal zwei Tage hier, und da will ich nicht schon Ärger machen.“
„Du hast doch keinen Ärger gemacht. L, wenn Ty nicht ins Wasser gesprungen wär, wärst du jetzt vielleicht tot. Ich wusste, dass du nicht alle Tassen im Schrank hast, aber dass…“ Lucas schüttelte den Kopf. Also hat Tyler mich gerettet. Obwohl ich das Mädchen und den Jungen nicht kannte, war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass sie mich nicht umgebracht hätten. Ich hatte keine Ahnung, woher diese Erkenntnis kam, aber ich wusste es einfach.
„Ok. Ich hab’s verstanden. Ihr haltet mich alle für verrückt, aber ich will trotzdem keine Polizei. Ich schwöre, dass ich – falls ich die beiden je wieder sehen sollte – sofort zur Polizei gehen werde, ohne Umwege.“
Wir diskutierten noch eine Weile, doch letztendlich gaben meine Freund nach. Wir beschlossen, die Drogen die Toilette runterzuspülen und warfen das Kleid in den Kamin. Lucas, Tyler und Jason gingen nach Hause und wir fünf warfen uns auf Annabels Couch. Dawn brach die Stille, als sie fragte: „Also, ich weiß dass das nicht der richtige Moment war, aber…“
„Lucas?“, schnaubte ich. Kira, Dawn und Annabel nickte eifrig, also begann ich zu erzählen. Manchmal redete auch Olivia weiter, wenn ich nicht mehr konnte. Als wir geendet haben, sagte niemand etwas. Ich stand auf und holte uns etwas zu trinken.
„Wollen wir jetzt einen Film schauen?“, fragend hielt ich drei DVDs hoch und lächelte. Der Rest fing auch an zu grinsen und Annabel warf die DVD ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, befanden wir uns immer noch im Wohnzimmer. Olivia lag neben mir auf dem Sofa, Kira und Annabel schliefen in einem Sessel und Dawn lag am Boden. Leise stand ich auf und tapste ins Bad. Die kurzen Shorts und das Shirt, das mir Ann geliehen hat, waren zerknittert und meine Haare sahen aus, als wären sie in einen Staubsauger geraten. Doch das schlimmste war mein Hals kleine blaue Flecken zierten ihn und hoben sich von meiner hellen Haut ab. Vorsichtig hob ich die Finger und legte sie auf meinen Hals. Schnell hastete ich in den Flur und nahm meinen Schal von der Garderobe. Danach zog ich mir wieder meine eigenen Sachen an: Eine Jeans und ein Top mit einer Strickjacke. 
Langsam wachten auch die anderen auf. Gemeinsam hockten wir uns in die Küche und frühstückten. Danach packten wir unsere Sachen und gingen nach Hause. 
Kira lag auf meinem Bett, Liv hatte ihre Füße darauf gelegt und ich lag neben Olivia auf dem Boden. Livs Handy klingelte und sie stöhnte genervt auf.
„Was ist los?“ Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung.
„Liz hat mir gesimst. Sie sind in einer Stunde da und ich soll vorm Hotel auf sie warten.“ 
„Wer ist Liz?“, fragte Kira neugierig.
„Elizabeth war in meiner alten Klasse.“, antwortete ich müde.
Olivia stand auf und ging ins Bad. Sie wollte noch duschen, bevor sie los musste. Das war der richtige Moment, um mit Kira zu reden. Ich wartete, bis Liv im Bad war und setzte mich dann auf.
„Kira?“
„Hm?“
„Kann ich kurz mit dir reden?“ Kira erhob sich und klopfte neben sich aufs Bett. Zögernd stand ich auf und setzte mich neben sie. Ich schlang meine Arme um meine Knie und zog den Kopf ein. Kira streichelte mir übers Haar und fragte besorgt: „Hey, was ist los?“ Ich hob den Kopf.
„Dein Vater…“
„Ich weiß, ihr habt nicht gerade das beste Verhältnis zueinander, aber er ist-“
„Nein, nein, das mein ich nicht.“ Ich machte eine Pause und holte tief Luft. Wie sollte ich nur anfangen? Einfach drauf los.
„Hat er dich schon mal geschlagen?“
Kira schaute mir zuerst entsetzt an, danach konnte man förmlich die Wut in ihren Augen kochen sehen. Sie sprang auf und starrte wütend auf mich herab.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt