Kapitel 36

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"Wehe du erzählst irgendjemanden, was ich dir gerade gesagt habe.", sagte Tyler, drückte meine Hand und lächelte.

Ich lachte kurz auf, als mir der Ernst der Situation wieder bewusst wurde. Finn lag im Krankenhaus während ich im Fahrstuhl Tyler küsste. Eine tolle Schwester war ich.

Auch Lucas und Liv wachten auf, als der Fahrstul stehen blieb und die Türen sich öffneten. Schnell sprang ich auf und blinzelte gegen das Licht einer Taschenlampe an. Tylers Bruder, sein Vater, Liz und Ethan standen vor der Tür. Schnell drückte ich mich an ihnen vorbei, rannte nach draußen und rempelte dabei Liz, doch im Moment war es mir egal. Meine Furcht war wieder zurückgekehrt und
alles was ich wollte, war, dass ich irgendwie ins Krankenhaus kam.

Ich trat hinaus in den Regen und innerhalb von wenigen Minuten würde ich vollkommen durchnässt werden. Verzweifelt suchte ich nach irgendetwas, mit dem ich ins Krankenhaus kommen könnte.

"L, das ist Wahnsinn! Komm wieder rein!", schrie Liz vom Eingang. Tyler musste ihnen erzählt haben, was passiert war. Als sie merkte, dass ich nicht reagierte, kam sie auf mich zu, gefolgt von Tyler, Lucas, Ethan, Liv und Jasper, Tylers Bruder.

Liz legte mir einen Arm um die Schulter und wollte mich zusammen mit Liv wieder sanft in Richtung Eingang schieben.

"NEIN!", schrie ich und befreite mich aus ihren Griff. Ich schaute mich wieder nach etwas um, und entdeckte ein Fahrrad. Vielleicht war es reiner Selbstmord, jetzt mit dem Fahrrad durch die Straßen zu fahren, aber es war mir egal.

Ich machte einen Schritt darauf zu, doch Lucas durchschaute mich und zog mich am Arm wieder zurück.

"Du KANNST jetzt nicht zu Finn! Es ist zu gefährlich! Was bringt es ihm den, wenn du auch noch im Krankenhaus landest?" Lucas war wütend. "Hör zu, ich versteh dich ja-"

"Du verstehst mich eben NICHT!", rief ich und entriss mich seinen Griff. "Du hast keine Geschwister, aber was wenn es deine Mum wäre?"

Lucas schaute zu Boden und zögerte.

"Es ist mir egal, ob es regnet oder nicht! Ich werde jetzt zu Finn fahren, mit oder ohne euch.", erklärete ich, bevor jemand anderes etwas sagen konnte.

Schnell drehte ich mich um und war fest entschlossen, das zu Fuß zu gehen, da ich mit dem Fahrrad vielleicht doch zu sehr schlittern würde. Ich würde zwar länger brauchen, aber dann musste ich mich eben beeilen.

Plötzlich seufzte Jasper und sagte:" Warte, Lydia. Ich fahr dich."

Ungläubig drehte ich mich um und antwortete nach einem Moment der Fassungslosigkeit:" Nein, du hast doch vorher selbst gesagt, dass du es für zu gefährlich hälst. Und wenn etwas passiert-"

"Aber du wirst doch so oder so zum Krankenhaus fahren, und wenn DIR etwas passiert, möchte ich das nicht verantworten."

Ich zögerte kurz, bevor ich antwortete:"In Ordnung. Danke Jasper."

"Ich komme mit.", beschloss Tyler.

"Ich auch!", riefen Lucas, Liz und Liv gleichzeitig.

Ich schüttelte den Kopf, als Jasper sagte:" Nein, ihr bleibt hier. Ich werde mit Lydia fahren und wir werden euch anrufen, falls es etwas Neues gibt."

"Ich komme mit." Tyler kam entschlossen auf mich zu und nahm meine Hand. Er lächelte mich durch den Regen hindurch an, was ein warmes Gefühl durch meine Brust jagte.

Tröstend lehnte ich mich an ihn und murmelte ein "Danke." Jasper schaute kurz zwischen uns hin und her, bevor er seufzte und uns zu seinem Wagen scheuchte.

Tyler und Jasper saßen vorne, ich setzte mich auf den Rücksitz. Ich merkte gar nicht, dass mir Tränen über die Wangen liefen, bis Tyler mir eine Hand auf den Oberschenkel legte und mich fragte, ob er sich zu mir zurück setzten sollte. Ich verneinte, denn dafür müssten wir stehen bleiben, und das würde bedeuten, dass wir noch mehr Zeit verschwendeten.

Ich checkte gerade mein Handy (ich hatte unzählige Anrufe in Abwesenheit), als Jasper genervt murmelte: "Ich kann fast nichts sehen."

Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Was wenn uns etwas passierte? Ich würde Schuld sein. Immerhin hatte ich darauf bestanden, bei diesem Unwetter ins Krankenhaus zu fahren. Ich sah aus dem Fenster. Der Regen platschte noch immer unaufhörlich gegen die Fenster, und in regelmäßigen Abständen war auch ein Donner zu hören.

Ich biss mir auf meine Wange und versuchte die düsteren Gedanken zu verscheuchen. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mich nur auf meinen Atem zu konzentrieren und Tylers Hand, die immer noch auf meinem Schoß lag. Kurzerhand drückte ich sie, lehnte mich vor und küsste Tyler, ohne groß darüber nachzudenken.

"Wir sind da.", sagte Jasper erleichtert und unterbrach somit unseren Kuss. Tyler lächelte nochmals, bevor er sich nach vorne drehte.

Wir wollten gerade auf den Parkplatz fahren, als Tyler angstvoll schrie:"Jasper pass auf!"

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt