Kapitel 12

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Kira öffnete den Mund, doch bevor sie etwas sagen konnte, stürmte Olivia kreischend aus dem Badezimmer und fiel mir um den Hals.
„Oh mein Gott! Ich hatte das bei dem ganzen Stress völlig vergessen! Wieso sagst du den nichst?“ Ich schaute sie nur verwirrt an.
„Alles Gute zum Geburtstag!“ Olivia drückte mich nochmal, während Kira wutentbrannt aus dem Zimmer stürmte und die Tür mit einen lauten Knall zuschlug. Ich seufzte.
„Was ist der den über die Lunge gelaufen?“, fragte Liv.
„Über die Leber, Liv. Es heißt über die Leber.“
„Ist doch völlig egal. Du hast Geburtstag, und das sollten wir feiern.“ Olivia rannte aus dem Zimmer und schrie beim laufen, ich solle kurz warten.
Währenddessen klopfte Finn an meine Tür und kam mit einem Päckchen in mein Zimmer. Er drückte mich und wünschte mir alles Gute. Wir setzten uns auf mein Bett.
„Wieso hast du nicht zurück gerufen? Ich hab dich den ganzen Vormittag versucht zu erreichen. Wo warst du?“
„Ich war bei Annabel. Hat Mama dir nichts gesagt?“, fragte ich enttäuscht. Finn schüttelte den Kopf.
„Die hat nur noch Augen für John, und ich hatte den ganzen Vormittag Fußballtraining mit Derek und Eren.“
„Fußballtraining? Du bist jetzt im Team?“ Finn liebte Fußball, er war ziemlich gut.
„Ja. Aber, jetzt mal zu dir.“ Er lächelte und drückte mir das Päckchen in die Hand. Gespannt riss ich es auf. Das rote Geschenkpapier flog zu Boden und offenbarte eine blaue Schatulle. Ich öffnete sie – und hielt kurz inne. Eine wunderschöne silberne Kette mit den passenden Ohrringen lag in der gepolsterten Schachtel. Der Schmuck war mit Diamanten bestückt und sah wahnsinnig teuer aus. 
„Wow, das ist wunderschön. Danke.“ Ich umarmte Finn und lachte.
„Ich dachte, das könntest du nächstes Wochenende tragen. Am Ball.“
Ball? Welcher Ball? Das war sicher auf Olivias Mist gewachsen. Ich kannte sie zu gut, um zu wissen, dass sie eine Party organisiert hatte. Sie wusste, wie sehr ich für Bälle schwärmte. Im nächsten Moment stürmte sie mit Derek, Eren, Dawn und Annabel im Schlepptau in mein Zimmer. Olivia hatte eine Torte in der Hand, Dawn trug einen Gitarrensack und Annabel hatte zwei Pakete in der Hand.
Mir wurde von allen Seiten gratuliert, und ich stand nur mit einem gefälschten Lächeln in der Mitte. Olivia hatte Dawn, Annabel und Kira erzählt, wie sehr ich Gitarren liebte. Und da meine beim Umzug kaputt wurde, legten sie alle zusammen, sogar Eren und Derek zahlten einen Teil. Sie waren echt verrückt. Eine Sigma Westerngitarre, die kosten über vierhundert Euro. Ich wusste zwar, dass er Kiras Familie nicht an Geld fehlte, trotzdem wurde mir mulmig, wenn ich an den Preis dachte. Annabel drückte mir noch zwei Liederbücher in die Hand.
„Danke, Leute. Ich habe eigentlich gar nichts erwartet, ihr hättet mir nichts schenken müssen.“ Später saßen wir alle in der Küche und aßen Kuchen, bis auf Kira. Sie war immer noch sauer auf mich.
„Oh, ich muss gleich los. Aber vorher…“ Olivia zog eine große, weiße Schachtel unterm Tisch hervor. Danach griff sie nochmals hinunter und stelle eine etwas kleiner darauf. Neugierig öffnete ich die kleinere Schachtel. Darin befanden sich weiße High Hells, die auf der Seite mit silberfarbenen Verschnörkelungen verziert waren. Die große Schachtel durfte ich erst aufmachen, wenn meine Mutter wieder da war. Sie war mit John unterwegs.
„Das ist nämlich von ihr. Aber die Schuhe sind von mir. Die kannst du am Freitag anziehen.“ 
„Wieso?“, fragte ich misstrauisch.
„Da ist deine Geburtstagsparty.“ Strahlend sprang Olivia auf und packte mich am Arm.
„Komm, ich muss los.“ Ich verdrehte die Augen und gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Hotel. Dawn begleitete uns, da wir uns noch nicht auskannten. Annabel blieb bei Derek.
Wir fuhren eine halbe Stunde mit dem Bus. Meine alte Klasse kam zeitgleich mit uns am Parkplatz an. 
Elizabeth kam auf mich zugelaufen und streckte die Arme aus. Unwillkürlich dachte ich an meine Mutter, da sie ja den gleichen Namen hatten. Seit wir hier wohnten, habe ich kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Ich weiß, wir waren noch nicht lange hier, aber es machte mich trotzdem traurig. 
Ich begrüßte Liz kurz, und verabschiedete mich aber gleich wieder. Ich versprach, sie nächste Woche noch zu besuchen. 

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt