Kapitel 13

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Kapitel 13

Als ich wieder nach Hause kam, warteten John und meinen Mutter bereits auf mich. „Lydia? Komm ins Wohnzimmer!“ Ich zog meine Schuhe aus und legte meinen Schlüssel ab. Gehorsam ging ich ins Wohnzimmer. 
„Mach die Augen zu! Und streck die Arme aus.“, befahl mir Mama. Ich schloss die Augen und blieb im Türrahmen stehen, weit entfernt von John. Ich hatte beschlossen, die Sache mit John noch zu verheimlichen. Wenn alle so wie Kira regierten – nein, danke. Ich hatte schon versucht, sie aus dem Zimmer zu locken und mit ihr zu reden, aber erfolglos. Auch Eren und Derek hatten keine Chance. Ihnen hatte ich einfach erzählt, dass wir uns gestritten hätten. Näher war ich nicht darauf eingegangen.
Ich erschrak, als mir etwas Weiches in die Hände gelegt wurde. Ich öffnete gespannt die Augen und lächelte. Ein kleiner Welpe mit weißem Fell kauerte verängstigt in meinen Armen und schaute zu mir auf. Finn kam zu uns ins Wohnzimmer, und ihn seinen Händen wedelte ein kleiner schwarzer Welpe aufgeregt mit dem Schwanz.
„Wir konnten uns nicht entscheiden welchen wir nehmen sollten, also haben wir beide mitgebracht.“ John nahm mir den Hund ab. Unwillkürlich wich ich ein paar Schritte zurück, was meiner Mutter aber nicht aufzufallen schien, denn sie schlang die Arme um mich und raunte mir ein „Happy Birthday“ zu. Ich vergewisserte mich nochmals, dass beide Welpen von nun an meine sein würden, bevor ich Mama dankend in die Arme fiel. John schaute ich kurz in die Augen und murmelte ein „Danke“. Mama warf mir einen bösen Blick zu, drehte sich aber kurz darauf um und gab mir die weiße Schachtel, die Olivia mir vorhin schon gezeigt hatte. Darin befand sich ein weißes, trägerloses Ballkleid. Oben war es mit goldenen Steinen geschmückt. Das Kleid war oben eng, fiel aber ab der Taille locker nach unten. Es war wunderschön. Abermals drückte ich meine Mutter, und rang mir diesmal ein Lächeln für John ab.
„Lydia. Umarm deinen Vater.“, sagte meine Mutter bissig, aber so leise, dass nur ich es hören konnte. ‚Er ist nicht mein Vater!‘ Diese Worte lagen mir bereits auf der Zunge und warteten nur darauf, ausgesprochen zu werden. Doch was meine Mutter jetzt sagte, brachte mich kurz aus der Fassung: „Immerhin wirst du zukünftig mehr Zeit mit ihm verbringen. Kira, Eren, Derek, kommt kurz her!“ Innerhalb von fünf Minuten befanden sich alle im Wohnzimmer, sogar Kira. Sie ignorierte mich aber gekonnt.
„Mir müssen euch etwas sagen.“ John schaute erwartungsvoll in die Runde, während ich mich mit meinen Welpen auf die Couch setzte. Ich kraulte ihre Köpfe, und langsam schlossen sie die Augen. Es beruhigte mich ein wenig, und half mir, mich für das zu wappnen, was jetzt kommen würde. Ich hatte schon so eine Ahnung, und hoffte inständig, dass ich diesmal falsch lag.
„Elizabeth und ich werden heiraten, und zwar schon in vier Wochen.“ Ich wusste es, aber es ausgesprochen zu hören, war schrecklich. Eren, Derek, Finn und Kira gratulierten den frisch verlobten, während ich nur teilnahmslos auf der Couch saß. Einige Momente später gab ich mir einen Ruck und beglückwünschte ihnen ebenfalls. Bevor ich es verhindern konnte, hatte John mich schon in seine Arme gezogen. „Es tut mir leid, wirklich. Ich hätte es nicht tun dürfen. Danke, dass du niemanden etwas gesagt hast.“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich kannte John inzwischen gut genug, um zu wissen, dass seine Entschuldigung nicht mehr sein würde. Aber ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich nickte ihm nur kurz zu und verschwand dann in mein Zimmer.
Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker geweckt wurde, schreckte ich auch Tyson und Nala aus dem Schlaf hoch. Tyson, mein schwarzer Welpe mit den dunklen Augen, und Nala, meine weiße Welpe mit dem glänzendem Fell und den blauen Augen. Die beiden streckten sich und rannten aus meinem Zimmer. Draußen ging gerade die Sonne auf. Ich stand auf und zog eine Jeans mit einer altrosafarbenen Bluse aus dem Kasten und verschwand ins Bad. Danach packte ich meine Sachen, schnappte mir meine Jacke, verdeckte die Flecken auf meinem Hals mit einem Tuch und ging in die Küche.
Derek erklärte mir, dass Kira schon gegangen sei. „Über was habt ihr denn bitte gestritten, dass Kira so einen Hass auf dich hat?“, fragte er. Ich ignorierte ihn und verschwand ohne Frühstück aus dem Haus. Noch während ich die Haustür schloss, schlüpfte ich in meine Sneakers. Ich rannte zur Bushaltestelle, in der Hoffnung, Kira noch sprechen zu können, bevor Dawn auftauchte. Doch als ich dort war, sah ich weder Dawns dunkles Haar, noch Kiras blonde Mähne. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, als es läutete. Eine SMS von einer unbekannten Nummer. Ich öffnete sie. ‚Kira und ich sind zu Fuß zur Schule gegangen. Sehen uns dann da. Dawn.‘
Ich stoß frustriert die Luft aus und wanderte auf und ab. War Kira wirklich so wütend, dass sie mir nicht mal in die Augen sehen konnte? Das hast du ja wieder mal toll hinbekommen, Lydia, dachte ich mir.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt