Kapitel 28

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Ich war aber auch selber schuld. Was kam ich auch hierher? Ich hätte genauso gut auch vor Annabels oder Dawns Haus warten können, oder ihnen simsen können, dass wir uns im Park oder sonst wo treffen sollten. Idiot.

Aber ich konnte jetzt auch schlecht umdrehen und mich in einer Höhle verkriechen, also ging ich mit erhobenem Kopf an den Schülern vorbei. Immer wieder kamen Schüler aus der Schule geschlendert, aber ich konnte weder Dawns dunklen Haarschopf in der Menge ausmachen, noch Annabel mürrisch aus der Schule stapfen sehen. Also setzte ich mich auf eine Bank, wartete, und versuchte, das Geflüster zu ignorieren. Als sich plötzlich jemand neben mich setzte, dachte ich schon es wäre Dawn, doch es war ein Junge mit genauso dunklem Haar. Ein zweiter gesellte sich zu ihm und ein Mädchen setzte sich auf seinen Schoß. Zuerst schienen sie mich gar nicht zu beachten, sondern unterhielten sich nur untereinander. Der zweite Junge fing plötzlich lauthals an zu lachen und seine roten Haare fielen dabei locker in sein Gesicht. Als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, schaute er kurz zu mir und tippte das Mädchen an.

Sie warf ihre blonde Mähne zurück und drehte sich zu mir um. Erst jetzt erkannte ich wer sie war. Lexi Clapton. Jung, beliebt und schön. Vielleicht sogar Vorsitzende irgendeines bescheuerten Clubs. Sie ging in einen meiner Kurse, und der Junge, auf dessen Schoß sie saß, ebenfalls. Rotschopf kannte ich nicht.

Ich kannte Lexi zwar noch nicht so gut, doch in meinen Augen war sie der lebende Beweis, dass es diese typischen Tennie-Film-Zicken wirklich gab.

„Na, schon genug gestohlen?“, fragte sie und grinste blöd.

Ich verzog verwirrt das Gesicht, doch bevor ich antworten konnte, stand Derek vor mir.

„Lydia. Alles ok?“ Derek baute sich vor mir auf und starrte dabei und meine Banknachbarn.

Will, der Junge mit den dunklem Haar aus meinem Kurs, stand auf und stellte sich vor Derek. „Ich denke schon. Oder Lydia?“ Bei den letzten Worten drehte er sich zu mir und legte den Kopf schief.

„Ääh…“, stammelte ich. Was passierte hier gerade?

Ohne Vorwarnung schlug Derek Will ins Gesicht. Im gleichen Moment holte Will ebenfalls zum Schlag aus, traf ihn jedoch nur an der Schulter. Beide taumelten gleichzeitig rückwärts. Derek hatte sich schnell wieder gefangen und holte zum nächsten Schlag aus. Schnell sprang ich auf und stellte mich zwischen die beiden. Einige Schüler hatten sich schon um uns versammelt.

„Stop jetzt!“, zischte ich ihnen zu und schaute dabei abwechselnd zwischen ihnen hin und her. Doch Will dachte nicht daran und schubste mich aus den Weg. Ich fiel auf den Boden und gegen die Füße einiger Schüler. Als ich das nächste Mal in die Mitte des Kreises schaute, lag Derek am Boden und Will drückte ihn mit den Knien nach unten. Doch Derek drehte sich und warf somit Will zu Boden. Ich konnte es nicht fassen. Derek. Er prügelte sich. Das hätte ich ihm nie zugetraut. Und ein Teil von mir fand das cool. Trotzdem musste ich sie auseinander bringen, bevor sie sich die Zähne einschlugen. Wenn es dafür noch nicht zu spät war.

Schnell war ich wieder auf den Beinen. Und blieb nach einigen Schritten wieder stehen. Denn plötz-lich erschien eine alte Frau in der Menge, die nur eine Lehrerin sein konnte.

Sie schrie die Schüler an, doch Derek und Will ließen sich davon nicht beeindrucken und prügelten weiter aufeinander ein. Miss White versuchte den Kampf zu stoppen, schaffte es jedoch nicht ohne Hilfe einiger Schüler.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich dummerweise.

„Ja.“, antwortete er und befreite sich aus einem Griff eines Schülers.

„Sie beide kommen mit mir mit!“, rief Miss White, drehte sich um und ging Richtung Schulgebäude. Widerwillig ging Will hinterher, doch bevor Derek ebenfalls Miss White folgte, flüsterte er mir noch ins Ohr: „Geh zur Sporthallte. Dawn und Annabel warten dort bereits auf dich.“ Nach einem Moment sagte er: „Ich weiß es.“

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt