Kapitel 27

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Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, lag ich in meinem Zimmer. Nachdem Tyler mich zu Finn begleitet hatte, setzte ich mich sofort ins Auto. Ich antwortete nicht auf seine Frage, stattdessen legten wir den Rest des Weges schweigend zurück. Finn bestand darauf, mich noch kurz ins Krankenhaus zu fahren, da ich solche Kopfschmerzen hatte. Aber da ich nicht schlimm verletzt war, durfte ich sofort nach Hause und bin in Auto eingeschlafen.
Ich drehte meinen Kopf und sah aus dem Fenster. Draußen war es bereits dunkel. Ich setzte die Füße auf den Boden und schaute auf mein Handy. Zehn nach Sieben. Auf wackligen Beinen ging ich zur Tür und schaute über das Geländer. Licht drang aus der Küche. Langsam ging ich hinunter und öffnete die Küchentür. Meine Mum stand vor dem Waschbecken und spülte das Geschirr. Als sie mich bemerkte, ließ sie sofort den Topf fallen und nahm mich in die Arme. Ihre nassen Hände hinterließen Flecken auf meinem Shirt.
„Lydia! Ich bin so froh dass dir nichts passiert ist! Was war den los?“ Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände.
„Mum, alles ok.“ Ich nahm ihre Hände aus meinem Gesicht und lächelte sie an. „Ich bin nur gestol-pert.“
„Gestolpert? Naja, ich bin froh, dass es dir gut geht. Hast du Hunger?“, fragte sie und holte schon eine Schüssel aus dem Kühlschrank. Sie stellte sie in die Mikrowelle und nach zwei Minuten stand eine dampfende Schüssel Nudeln vor mir. Nach einigen Minuten kam John in die Küche, fragte mich ob es mir gut ginge und massierte meiner Mum die Schultern, als er fragte: „Wollen wir?“
Mum seufzte und drehte sich um. Sie schüttelte kurz den Kopf und antwortete leise: „Ich kann jetzt nicht gehen. Lydia…“
„Wo wollt ihr denn hin?“, fragte ich neugierig.
„Ich habe für uns einen Tisch in einem Restaurant reserviert. Aber natürlich hat deine Mutter Recht. Es wäre unsensibel von mir, sie jetzt dorthin zu schleppen.“
So sehr ich den Gedanken auch hasste, dass meine Mom jetzt mit John bei einem romantischen Dinner sitzen konnte, kam mir diese Gelegenheit genau richtig.
„Ach, quatsch. Geht nur. Ich komm schon alleine zurecht. Außerdem kommt Kira bald von der Schule nach Hause. Und Finns Fußballtraining ist auch bald vorbei.“ Ich lächelte meine Mum an, und zwang mich auch kurz zu John zu schauen.
Mum zögerte. „Nein. Wir können auch wann anders gehen. Ich bleibe bei dir.“
Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, ein genervtes Stöhnen auszustoßen. Warum musste sie gerade jetzt einen auf fürsorgliche Mutter machen? In den letzten Wochen war das ja auch nicht der Fall gewesen.
„Nein, wirklich. Geht nur. Du hast es dir verdient. Du hast in letzter Zeit so viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun. Du hast einen entspannten Abend verdient.“ Ich dachte kurz daran, vorzuschlagen, Olivia anzurufen, damit sie vorbeikam, hielt es aber dann für doch so keine gute Idee.
Nach einem Moment stimmte Mum zu und verschwand schnell ins Badezimmer. Ich schaute auf die Uhr. Eine halbe Stunde später waren John und Mom verschwunden.
Ich schaute noch mal auf mein Handydisplay. Wenn ich Dawn und Annabel noch vor der Schule ab-passen wollte, musste ich mich beeilen. Schnell rannte ich nach oben in mein Zimmer, zog mir eine Jean und ein Shirt an, schnappte mir meine Jacke, Schlüssel und Tasche und sprintete zur Bushalte-stellte.
Da um diese Uhrzeit kein Bus mehr direkt zur Schule fuhr, musste ich ein Stück zu Fuß zurücklegen. Ich bog gerade um die Ecke zur Schule, als die restlichen Schüler die Schule verließen. Mein Plan war eigentlich, etwas früher da zu sein, um mich verstecken zu können. Tja, blöd gelaufen.
Als mich die erste Gruppe entdeckte, wurde schon fleißig getuschelt und getippt. Anscheinend hatte sich mein Auftritt herumgesprochen, genau das hatte ich befürchtet.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt