Kapitel 21

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„Wieso geht nicht Kira?“, fragte ich.

„Weil ich ihr beim Kochen helfe.“ Kira kam hinter mir in die Küche. Ich nickte nur, schnappte mir eine Tasche und ging aus dem Haus.

Langsam schlenderte ich zu Bushaltestelle und stopfte mir die Kopfhörer in die Ohren. Iris von Goo Goo Dolls ertönte und ich begann leise mit zu summen. Ich setzte mich auf eine Bank, vergrub meine Hände in den Jackentaschen und wartete. Der Wind peitschte durch meine Haare und schlich durch meine löchrige Jeans. Ich schlug die Beine übereinander, um mich zu wärmen, doch der Wind blies unaufhörlich um meinen Körper und ließ mich frösteln.

Als ich nach einer Dreiviertelstunde endlich in der Stadt war, brauchte ich noch eine Weile, bis ich den Lebensmittelladen fand. Es dämmerte bereits, als ich hineinging. Der Laden war riesengroß und voll, trotzdem fand ich schnell alles, was ich wollte.

Ich holte Tomaten, Paprika und Mehl für meine Mum. Danach suchte ich noch eine Cola und Kaugummi und ging zur Kassa.

Als ich fertig war, ging ich wieder zum Bus. Der nächste würde erst in einer Stunde kommen. Wenn ich mich beeilte, würde ich es noch zu einem Modegeschäft schaffen. Mit schnellen Schritten ging ich die Straße entlang.

Es waren nur noch wenige Leute einkaufen, da das Geschäft bald schließen würde. Ich ließ meinen Blick durch die Ständer wandeln und probierte ein Top und eine Hose an. Das Top nahm ich mit, und als ich bezahlt hatte, ließ ich vor Schreck fast meine Einkäufe fallen. Der Bus kam bereits in sieben Minuten.

Ich rannte gerade um die Ecke, als ich ein Mädchen wimmern hörte. Ruckartig blieb ich stehen und sah mich um. Es war dunkel und keiner war zu sehen. Trotzdem hörte ich wieder ein Flüstern. Diesmal etwas lauter: „…Geld, sonst sind du und deine armselige Familie fällig! Verstanden?“

Es war eine Männerstimme, die aus einer Gasse drang. Ich schlich mich näher heran und lugte um die Ecke. Erschrocken riss ich die Augen auf.

„Aber wir brauchen mehr Zeit! Zwei Tage sind einfach zu wenig!“ Dawns Locken tanzten wild um ihren Kopf, als sie ihn schüttelte. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Annabel schob sie schützend hinter sich und reckte das Kinn.

„Zeit ist alles was wir brauchen.“, war alles was sie sagte.

Ein bulliger Junge stellte sich vor Annabel und stieß sie an der Schulter nach hinten. Dawn, die sich schluchzend an Annabels Rücken gekrallt hatte, fiel auf den Boden. Doch Annabel stand felsenfest auf beiden Beinen.

„Ihr habt genau zwei. Tage. Oder-“

Er wurde unterbrochen, als ich mich eine Schritt weiternachvorn wagte, und Müll unter meinen Fuß zerquetschte. Erschrocken presste ich mich an die Wand und schloss die Augen. Mein Herz hämmerte so laut, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn man es noch meilenweit hören könnte.

„Was war das?“, zischte jemand. Schritte kamen näher. Ich hörte ich kleines piepsen und öffnete vorsichtig die Augen. Eine Maus kroch über den Boden.

„Nur eine blöde Maus.“, antwortete jemand. Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus meiner Lunge und ließ die Schultern hängen.

Doch in nächsten Moment wurde ich an der Schulter gepackt und auf den Boden geworfen. Mein Kopf landete hart am Asphalt und für einige Sekunden sah ich nur verschwommen. Als ich hochgezogen wurde, blinzelte ich, und mein Blick wurde wieder klarer. Mein Kopf fühlte sich an, als würde jemand mit einem Hammer draufschlagen. Wenn mich dieser bullige Typ nicht gehalten hätte, wäre ich auf dem Boden zusammengebrochen.

Der Junge war circa zwanzig Jahre alt, groß und breitschultrig. Er hatte braune Haare und grinste mir unverschämt entgegen. Ein anderer der drei Typen drehte mich zu sich und packte mich am Arm.

Dawn und Annabel sahen erschrocken zu mir. „Kira…“, flüsterte Annabel, schlug sich kurz darauf jedoch die Hand vor den Mund und sah ängstlich zu meine Angreifer.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt