Kapitel 41

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Langsam drehte ich mich um. Liv schaute mir lächelnd ins Gesicht und setzte sich zu mir.
"Hey Lydia. Was machst du hier?" Olivia lehnte sich zurück und grinste. Es kam mir vor, als wären schon Jahre vergangen, seitdem Liv und ich alleine was gemacht hatten. Früher haben wir jeden einzelnen Tag damit verbracht, irgendwelchen Blödsinn anzustellen. Und wenn wir uns mal nicht sehen konnten, haben wir den ganzen Tag telefoniert oder SMS geschrieben.
Ich deutete auf Tyson und Nala, die gerade miteinander spielten. "Was machst du hier?"
"Oh, ich war gerade auf dem Weg zu dir. Du musst dir doch mein Kleid ansehen!" Schnell sprang sie auf und packte mein Handgelenk.
"Warte!", rief ich, als sie mich hinter sich her zog, "Ich muss die Hunde noch nach Hause bringen."
"Quatsch, nimm sie doch mit."
Liv ließ mir gar keine Zeit zu überlegen, denn sie rief bereits die Hunde, legte ihnen die Leine um und gab mir eine davon.

Fünf Minuten später waren wir bereits bei ihr. Liv zerrte mich in ihr Zimmer, verschwand aber gleich wieder, weil es an der Tür läutete. Während ich auf sie wartete, zog ich mein Handy aus meiner Tasche. Und tatsächlich, ich hatte eine SMS von Tyler:
Tut mir leid, dass ich jetzt erst zurückschreibe. Es geht so, ich vermisse dich auch. Wie gehts dir?

Olivia, Liz und Marie-Ann kamen ins Zimmer. Liv schnappte sich sofort die Tasche von Lucas und verschwand im Badezimmer, während sich die anderen zwei anderen zu mir aufs Bett schmissen. Ich legte mein Handy auf Livs Nachttisch, als sich Marie-Ann neugierig zu mir beugte und versuchte, einen Blick auf meinen Bildschirm zu erhaschen.
"Hey Lydia!", begrüßten sie mich fast gleichzeitig. Ich lachte, stand auf und begrüßte sie ebenfalls. Ich holte mir Livs verstaubte Gitarre aus der Ecke und setzte mich auf ihren Schreibtischstuhl. Ich zupfte ein wenig an den Saiten und stimmte sie, während Marie-Ann mich fragte: "Hat Tyler dich schon zum Ball eingeladen?"
Ich schaute weiter auf die Gitarre und verneinte.
"Hast du ihn schon eingeladen?" Liz setzte sich auf und schaute mich scharf an. Wieder verneinte ich.
"Wieso nicht?", ertönte Olivias Stimme aus dem Badezimmer.
Ich lachte nur kurz auf und fing an, 'Thinking out loud' von Ed Sheeran (A/N ♥) auf der Gitarre zu spielen und summte leise mit.
"Und?" Liv betrat den Raum und drehte sich.
"Ich glaub, ich spinne. Du bist wunderschön.", murmelte Liz.
Olivia trug ein rotes, kurzes Kleid. Es war trägerlos und eng. Die Mitte ihres Ausschnitts war mit einem Steinchen besetzten Dreieck geschmückt. Eine lange, roter Schleier war am Kleid befestigt und fiel locker auf den Boden.
"Wow, du siehst umwerfend aus.", gab ich zu, nachdem ich sie eine Weile angestarrt hatte. Sofort ging Liv zum Spiegel und drehte sich einmal davor. Ein breitest Grinsen war auf ihrem Gesicht zu sehen, als hätte man ihr gerade das schönste Geschenk der Welt gemacht.
Plötzlich läutete mein Handy. Liz schnappte es sich vom Nachttisch und sagte, nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm: "Deine Mum."
"Stell auf laut.", murmelte ich, weil ich zu faul war aufzustehen und mein Handy zu holen. Ich zupfte weiter an den Saiten, als die wütende Stimme meiner Mutter zu hören war: "Lydia! Wo bist du? Wir wollten doch einkaufen fahren!"
Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. Verdammt, das hatte ich völlig vergessen. Schnell stellte ich die Gitarre zurück auf ihren Platz, während ich antwortete: "Tut mir leid, das hab ich vergessen! Ich bin gleich da." Mit einem Handzeichen machte ich Liz klar, dass sie auflegen sollte, damit meine Mum nichts mehr erwiedern konnte.
Eigentlich wollte wir ja schon nach der Schule einkaufen fahren, aber da John und Mum noch was für die Hochzeit erledigen mussten, haben wir das auf später verschoben.
"Ich glaube, ich muss auch wieder nach Hause. Unsere Nachbarn kommen heute noch.", erklärte Liz, während sie ihre Tasche suchte. Marie-Ann musste ebenfalls schon nach Hause.
Ich legte gerade Nala die Leine an, als mir eine Idee in den Sinn kam. "Liv? Willst du mitkommen?"
"Wohin?"
"Einkaufen. Ich brauche ja neue Sachen."
Liv war sofort dabei, deshalb zog sie sich schnell um, holte ihre Tasche und sagte ihren Eltern bescheid. Zusammen liefen wir schnell zu mir nach Hause, wo schon alle auf uns warteten.
"Liv fährt mit.", sagte ich meiner Mum, während wir die Hunde in den Kofferraum setzten. Mum nickte nur und lächelte mich an. Liv und ich fuhren bei Mum im Auto mit, Finn, Derek und Eren bei John.
"Hallo, Olivia." Mum lächelte sie im Rückspiegel an, als sie in den Wagen stieg. Olivia machte nur ein verwirrtes Gesicht, wahrscheinlich dachte sie an den Streit, den ich und Mum vor unserem ersten Umzug hatte. Liv hatte sich immer die Schuld dafür gegeben, weil sie ja damit angefangen hatte. Und als Liv dieses eine Wochenende bei mir war, hatten sie sich fast gar nicht gesehen.
"Wie gehts dir?", fragte Mum unbeirrt, die anscheinden nicht von Livs Blick bemerkte, oder es einfach ignorierte.
Olivia wartete einen Moment, bevor sie antwortete. Doch dann lächelte sie, und sagte: "Gut. Ich freue mich, das ihr wieder da seit."
Kurz sah man Trauer über Mums Gesicht flitzen, jedoch verschwand es schnell wieder und sie fuhr los.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt