Kapitel 6

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Olivia stand vor mir und grinste mich an. Ich war so perplex, dass ich gar nicht wusste, was ich tun sollte. Natürlich freute ich mich riesig, aber was machte sie hier? Im nächsten Moment hatte Olivia aber schon die Arme um mich geschlungen und drückte mich fest an sich.
„Olivia! Was machst du denn hier?“, fragte ich. Olivia löste sich aus der Umarmung und lächelte.
„Happy Birthday!“, rief sie aufgeregt und hüpfte vor Freude auf und ab.
„Happy Birthday? Hast du Geburtstag? Wieso hast du den nichts gesagt?“, schimpfte Kira und mischte sich in unser Gespräch mit ein.
„Hab ich nicht.“ Ich drehte mich zu Kira. „Zumindest nicht heute. Mein Geburtstag ist erst morgen. Aber wie bist du hierher gekommen?“ Olivia zuckte mit den Schultern.
„Dein Bruder hat irgendwas bei Kyle vergessen, und der hat es ihm heute gebracht und mich mitgenommen. Bist du den gar nicht froh, mich zu sehen?“ Traurig schaute sie auf den Boden.
„Natürlich freue ich mich dass du hier bist!“ Ich lachte und drückte sie nochmal. 
Ich stellte Kira und Olivia gegenseitig vor und Kira fragte Anabel, ob es ok wäre, wenn Olivia heute mitkommen würde. Anabel hatte nichts dagegen.
Kira, Anabel und Dawn verabredeten sich noch zum einkaufen, doch ich wollte nicht mit. Olivia liebte Shoppen, wollte aber wegen mir zu Hause bleiben.
„Geh schon mit“, sagte ich, als Olivia und ich uns auf mein Bett setzten. „Ich muss sowieso noch was für die Schule machen.“
„Aber ich bin doch wegen dir hier, nicht wegen des Einkaufens.“ Olivia ließ sich auf das Bett fallen und musterte die Decke meines Himmelbetts.
„Olivia. Ich weiß, wie gerne du einkaufen gehst. Mir macht das nichts aus. Außerdem kannst du dann Kira besser kennenlernen und sicher sein, dass ich eine tolle neue Schwester habe.“ Olivia überlegte kurz und nickte dann. „Ok, aber ich beeil mich. Und den Rest der Woche machen wir was zusammen.“
„Wie lange darfst du den bleiben?“, fragte ich.
„Genau eine Woche. Naja, so ungefähr. Wir fahren ja nächste Woche Sommersportwoche, und London ist unser Ziel. Das Hotel ist nicht weit von hier, und da ich schon mal hier bin, treff‘ ich die anderen am Montag vorm Hotel. Vormittags machen wir immer was zusammen, aber nachmittags haben wir frei und können machen was wir wollen.“ Ich freute mich riesig, eine Woche mit meiner besten Freundin zu verbringen. 
Fünfzehn Minuten später verließen Kira und Olivia das Haus und ich ging ins Wohnzimmer. Derek, Eren und Finn waren auch da. Der Fernseher lief, jedoch tippte Derek eifrig auf seinem Handy herum, wahrscheinlich schrieb er mit Anabel. Ich wollte mich gerade neben Eren auf die Couch setzten, als ich Kyle entdeckte.
„Kyle?“, fragte ich, obwohl ich ja wusste dass er es war. Kyle lächelte mich an und sprang auf. Er drückte mich kurz bevor er sich mit mir zu Eren auf die Couch setzte. Finn saß in einem Sessel neben uns und grinste mich an, bevor er sich seinem Laptop widmete.
„Na, wie war dein erster Schultag?“, wollte Eren wissen. Ich musste wieder an Lucas denken und senkte den Kopf.
„Ganz ok.“, antwortete ich, doch Finn schnaubte und schüttelte lachend den Kopf. 
„Was ist zwischen dir und Lucas passiert?“, fragte Derek, ohne von seinem Handy aufzuschauen. Eren warf ihm einen bösen Blick zu, woraufhin Derek nur mit den Schultern zuckte und ein ‚Was denn?‘ mit seinen Lippen formte.
Natürlich wollte Kyle nun auch wissen, was passiert war. Um seiner Frage auszuweichen, stand ich auf und wollte uns allen etwas zu trinken holen. Ich durchsuchte die Schränke nach Gläsern und stellte sie auf ein Tablett. Erst jetzt fiel mir auf, wie laut der Fernseher war. Ich konnte jedes Wort verstehen, fast als würde ich neben ihm stehen. Ich nahm die Gläser und einen Krug und ging ins Wohnzimmer. Gerade als ich aus der Küche wollte, lief ich mit John zusammen und ließ das ganze Tablett fallen. Tausende von Scherben glitzerten auf den Boden und bohrten sich in meine Schuhe.
„Du Trampel“!, rief John erbost. „Das waren Erbstücke!“ Er schaute mich wütend an und ließ seine Hand auf meine Wange fallen. Vor lauter Schreck fiel ich auf den Boden und stützte mich mit den Händen ab, wobei sich einige Scherben schmerzhaft in meine Haut bohrten.
„Alles ok?“ kam es aus dem Wohnzimmer. Bei der Lautstärke des Fernsehers haben sie wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, dass mir das Tablett samt Gläser und Krug aus den Händen gefallen ist. Auch John mussten sie überhört haben. Kira und Olivia waren einkaufen, und meine Mutter war arbeiten.
„Alles gut.“, rief John ruhig zurück. „Du machst das hier noch sauber.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging aus dem Haus.

Carpe diem, LydiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt