Kapitel 3 - Wie ein Vogel am Boden

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Selbst wenn ein Vogel auf dem Boden
läuft, spürt man, dass er Flügel hat
~Unbekannt~

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„Und warum machst du so was, ka?", zischte sie wütend und verengte ihr leuchtend grünen Augen genervt. „Weil du zu lange in deiner Welt warst.", antwortete er ruhig. „Was geht das dich an, alter Mann? Mein Leben gehört mir, da kannst du dich doch nicht einfach einmischen! Vielleicht wollte ich ja in meiner Welt bleiben!", knurrte sie nach kurzem Zögern. „Wolltest du?", fragte er noch immer ruhig nach. Sie zögerte wieder und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. „Nein.", antwortet sie dann knapp. „Und was in dann daran so schlimm, dass du nun hier bist?" Statt auf die Frage des Mannes zu antworten, stellte sie selbst eine Frage: „Hast du das mit dem Sturm zu verantworten, ka?" Hagoromo verneinte mit einem knappen Kopfschütteln. „Warum hast du mich hergebracht?", fragte sie weiter. „Das wirst du noch erfahren."
„Es hat was mit Indra und Ashura zu tun, nicht wahr?"
„Ich denke schon."
„Wie jetzt? Du holst mich aus einem Grund her, den du selbst nicht kennst, ka?"
„Ich werde den Grund bald kennen."
„Ach, ist ja toll, ich würde gerne wissen, warum ich hier bin, alter Mann. Mir ist das nämlich nicht grade egal!"
„Du wirst es früh genug erfahren. Oder du weißt es schon. Meines Wissens nach kennst du die Zukunft in dieser Welt, nicht ich."
Nachdenkliches Schweigen trat ein. Asai fiel ein Grund ein, warum sie hier sein könnte, aber sie konnte es Hagoromo nicht sagen, damit würde sie die Zukunft vollständig verändern. Und das sollte sie wahrscheinlich nicht tun. „Gut, ich denke, ich habe verstanden. Aber ich bräuchte vielleicht andere Sachen, sonst falle ich wohl etwas zu sehr auf.", meinte sie dann seufzend. Der Alte nickte leicht. „Ich habe hier ein Zimmer für dich, dort sind auch Sachen. Aber eine Sache noch.", sagte der Mann ruhig, den letzten Satz hing er ran, als Asai grade aufstand und sich Richtung Tür drehte, wobei ihre Flügel hell aufblitzten. „Was denn?", fragte sie und wendete sich wieder zu dem Mann. „Deine Flügel, damit wirst du hier nicht rumlaufen. Wie du gesagt hast, es wäre zu auffällig.", sagte er und deutete auf ihre Flügel. Jetzt verwendet er meine eigene Aussage gegen mich, dachte sie und seufzte leise auf, doch dann nickte sie und machte die Flügel ab. „Wenn die Gelenke oder die Streben rosten, dann mach dich auf was gefasst.", zischte sie leise und stellte die Flügel vorsichtig ab. „Ich werde mich gut um die Flügel kümmern.", antwortete er und nahm die Flügel zu sich. „Hoffe ich für dich. Und denk ja nicht, ich würde dich siezen oder mit sama ansprechen, nur weil ich jetzt hier an den Boden gefesselt bin.", schnaubte sie und lief zur Tür, zögerte davor jedoch kurz. „Dein Zimmer ist das dritte im hinteren Flur.", meinte Hagoromo, der bemerkte, warum sie stehen geblieben war. „Arigatou.", murrte sie und machte sich auf den Weg zu ihrem neuen Zimmer.
Dort zog sie sich schnell um. Im Schrank gingen einige Gewänder, fast alle waren gleich. Entweder weiß oder grau, auf dem Rücken neun Magatama und das Zeichen der sechs Pfade. Sie wählte ein langes, weißes, das genauso aussah wie die von den anderen, die hier wohnten. Ihre Haare band sie sich zu einem Zopf zusammen, dann ging sie nach draußen.
Sobald sie die Tür verließ, wurde sie von Ashura und seinen Freunden begrüßt. „Zeigst du uns jetzt deine Flügel?", fragte Ashura grinsend, doch sein Grinsen verschwand, als er das Fehlen des Metallgestells auf ihrem Rücken bemerkte. „Würde ich gerne, aber Hagoromo hat mir die Flügel abgenommen.", schnaubte sie und lief Richtung Wald. „Warum das denn?", fragte der Kurzhaarige und lief mit seinen beiden Freunden hinter ihr her. „Weil das zu auffällig wäre...", murrte sie und legte sich eine Hand in den Nacken, während sie stehen blieb und sich zu den Dreien umdrehte, die sie ziemlich enttäuscht ansahen. „Aber ich kann euch gerne etwas anderes zeigen.", lenkte sie grinsend vom Thema ab. „Ja!", riefen die drei begeistert, dann folgten sie der Braunhaarigen in den Wald. Denkt er wirklich, er könnte mich lange am Boden halten? Ich bin wie ein Vogel, ich bin geboren, um zu fliegen, jetzt bin ich ein Vogel am Boden, dachte sie und verzog dabei genervt das Gesicht.
„Was zeigst du uns?", fragte der Junge neben Ashura, dessen schwarzes, zerzaustes Haar vorne eine kleine, braune Stelle hatte. „Ich kann ohne meine Hände Bäume hochklettern, ohne den Einsatz von Chakra.", meinte sie und sah die drei an. „Aber erstmal... wie heißt ihr beiden?", wollte sie von den beiden Freunden Ashuras wissen. „Ich bin Taizou.", antwortete der Junge, der ihr zuvor die Frage gestellt hatte. „Und ich bin Kenzo.", meinte der andere lächelnd. „Also gut, dann gehts jetzt los.", sagte sie grinsend und sah sich um, auf der Suche nach einem dicken Baum, bei dem nicht so viele Äste im Weg waren. Schnell würde sie fündig und ging einige Schritte von dem Baum weg, um Anlauf zu nehmen. „Und das funktioniert ohne Chakra?", fragte Ashura mit glänzenden Augen. „Ja, ich habe das schon einige Male gemacht.", antwortete sie. Ich weiß nicht mal, ob ich Chakra habe, fügte sie in Gedanken hinzu. So schnell sie konnte rannte sie auf den Baum zu und stieß sich kräftig am Boden ab. Ihre Schritte waren schnell und präzise gesetzt, ihre Füße berührten den Baum kaum eine Sekunde, so konnte sie weder abrutschen noch fallen. Der Wind in ihren Haaren, der versuchte, sie runterzudrücken, erinnerte sie an den Wind bei ihrem ersten und vorerst letzten Flug. Sie genoss das Gefühl und wäre am liebsten einfach weiter gerannt, aber sie war schon an der Spitze des Baumes angelangt. Sie sprang auf einen Ast und blieb oben. Sehnsucht war in ihrem Blick zu erkennen, als sie in den Himmel blickte, doch wohl oder übel musste sie wieder runter zu den anderen. „Wow, wie hast du das denn gemacht?", fragte Ashura mit glänzenden Augen, als sie leichtfüßig vor den Dreien landete. „Übung macht den Meister.", gab sie schulterzuckend zurück. „Jetzt lasst uns zurück gehen, ich fühle mich, als hätte ich tausend Jahre nichts gegessen!", lachte Asai und ging vor, die Jungs folgten ihr zügig.
Dort angekommen gingen Ashura und Asai in ihr Haus und machten sich etwas zum Essen. Asai bereitete Onigiri vor, das Rezept hatte sich nach den vielen Jahren in Japan in ihr Gedächtnis gebrannt wie das ka am Ende ihrer Fragen.
„Das schmeckt ja gut!", meinte Ashura grinsend, als er den ersten Bissen eines der Onigiri nahm. Indra war inzwischen auch dazugekommen, ebenso wie der Vater der beiden Brüder. Die vier aßen nun zusammen und der Jüngste redete die ganze Zeit darüber, wie gut das Essen von Asai war, während Hagoromo und Indra das Mädchen musterten, diese beachtete die anderen um sich herum nicht wirklich, sondern konzentrierte sich auf das Essen und überlegte dabei, wann sie wohl ihre Flügel zurückbekommen würde. Nachdem ihr die Flügel abgenommen wurden, hatte sie sich zwar körperlich leichter gefühlt, aber sie hatte immer ein schweres Gewicht gespürt, dass sie am Boden gehalten hatte. Auch wenn sie nur einen Flug hatte, sie hatte sich dabei gefühlt, als wäre sie mit dem Himmel aufgewachsen, mit diesem Gefühl durch den Wind zu gleiten wie auf Wellen. Doch nun fühlte sie sich wie ein Vogel, dem die Flügel genommen wurden.

Man erkennt zwar, dass er mal geflogen ist und es wieder tun will, doch tun kann man nichts mehr für ihn, bis er die Flügel zurück hat., erinnert sie sich an ihre eigenen Worte, die sie vor hunderten von Jahren gesprochen hatte.

Zum Fliegen Geboren ||Naruto FF|| [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt