Kapitel 6 - Der Genuss des Fliegens

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Der Betrachter kann nicht den
Genuss des Fliegens spüren
allein vom Zuschauen
~Enno Ahrens~

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Den restlichen Tag verbrachte sie am Himmel, bis die Sonne fast unterging. Sie beobachtete die Menschen bei ihrer Arbeit, wie sie die Felder umpflügten und wässerten, einige trainierten bei Hagoromo die Chakra-Kontrolle und die Kinder spielten mit Ashura oder beobachteten Asai am Himmel. Erst am späten Abend ließ sie sich langsam zu Boden gleiten und landete vor dem Haus, in dem sie mit dem Rikudou Sennin und seinen Söhnen lebt. Der jüngere der beiden kam sofort zu ihr und sah sie mit strahlenden Augen an. „Das war der Hammer! Du kannst echt gut fliegen!", rief er, während Asai ihre Flügel mit dem Drehrädchen zusammenklappte und dann vorsichtig abnahm. „Danke.", lächelte sie und legte sich die Flügel über die rechte Schulter. „Wann hast du das gelernt?", fragte er sie. „Ich habe es nie wirklich gelernt, ich habe nur viel trainiert, um starke Arme zu bekommen und viel Ausdauer zu haben. Gelegentlich habe ich auch den Vögeln zugesehen, meistens Adlern, und habe mir gemerkt, wie sie die Winde nutzen. Das habe ich dann übernommen.", antwortete sie wischte sich dabei etwas Schweiß von der Stirn. „Ich habe echt Hunger und bin müde, ist essen vorbereitet?", wollte sie wissen. „Ja, wir haben noch etwas da.", gab der braunhaarige Junge zurück und rannte rein, Asai folgte ihm langsam in die Küche. Auf dem Tisch stand ein Topf voller dampfender Suppe, vor der Indra saß und nachdenklich mit seinen Stäbchen auf seinem mit Suppe gefüllten Teller rumstocherte. Die beiden anderen setzten sich ebenfalls an den Tisch und füllten sich Suppe auf die dort stehenden Teller. „Indra, was ist los?", fragte Asai den langhaarigen Jungen. „Mh? Nichts, ich denke nur nach...", meinte er ausweichend und nahm mit den Stäbchen einige Nudeln aus der Suppe, die er dann aß. „Worüber?", hakte die Braunhaarige nach, nachdem sie einige Nudeln gegessen hatte. „Nicht so wichtig.", antwortete er leise und trank die Suppe aus, dann stellte er seinen Teller ans Waschbecken und ging aus der Küche. Ashura und Asai sahen ihn kurz nach und wendeten sich dann wieder ihrem Essen zu. „Als du geflogen bist, das war echt super! Es hat sich fast so angefühlt, als wäre ich auch geflogen, als ich in deinem Schatten gerannt bin!", rief er lachend. Er hat zu viel Fantasie, seufzte Asai innerlich und sah ihn nachdenklich an. „Lass mich das mit einem Zitat beantworten: Der Betrachter kann nicht den Genuss des Fliegens spüren allein vom Zuschauen. Was du gespürt hast, war Bewunderung, nicht das Gefühl, selbst zu fliegen. Leute, die nicht fliegen können, können das Gefühl nicht nachvollziehen.", knurrte sie und aß ihre Suppe schnell auf, dann verließ sie die Küche ebenfalls und wartete nicht mehr auf eine Erwiderung von Ashura. In ihrem Zimmer angekommen zog sie sich schnell um und legte sich ins Bett. Nachdenklich starrte sie an die Decke und überlegte.

Ich habe noch nie darüber nachgedacht, was andere über mich denken, wenn ich fliege, ich habe nur daran gedacht, mir diesen Wunsch zu erfüllen, ohne die anderen Menschen zu beachten. Jetzt weiß ich, was andere darüber denken. Ich habe Ashura gehört, er hielt mich für einen Engel, aber wie ist er darauf gekommen? Nur weil ich geflogen bin? Nein, er musste einen anderen Grund haben... vielleicht hatte er wirklich das Gefühl, selbst zu fliegen. Naruto ist ja Ashuras Reinkarnation, damit haben die beiden mehr Ähnlichkeiten als Geschwister. Und Naruto kann sich gut in andere reinversetzen, vielleicht hatte Ashura ja wirklich das Gefühl, selbst zu fliegen... ich hätte ihn nicht gleich so anmotzen sollen... das war gemein und unfair...

Seufzend hielt sie sich eine Hand an die Stirn. Ich werde mich morgen bei ihm entschuldigen, entschloss sie sich in Gedanken, dann drehte sie sich auf die Seite und schloss die Augen, doch einschlafen konnte sie nicht, irgendwas beschäftigte sie noch.
Ashura starrte währenddessen in seine bereits kaltgewordene Suppe und überlegte, was Asai damit gemeint hatte. Er hatte es genau gespürt, als er unter ihr gelaufen war, im Schatten ihrer Flügel. Den Wind ins seinen Haaren und die Luft, die sich um seinen Körper zog. Es hatte sich für ihn so angefühlt, als würde er fliegen, er hatte den Boden unter den Füßen nicht mehr gemerkt, er hatte sie leichter gefühlt und war schneller gelaufen als je zuvor. Aber vielleicht fühlte sich das wahre Fliegen ja anders an. Vielleicht hatte er sich das alles auch nur eingebildet und fantasiert, er wäre schneller als früher. Langsam stand er auf und stellte seine Schale zu den anderen, dann ging er in Richtung seines Zimmers. Vor dem von Asai blieb er kurz stehen und überlegte, ob er vielleicht nochmal mit ihr reden sollte. Kopfschüttelnd wendete er sich ab und verschwand in seinem Zimmer. Morgen vielleicht, beschloss er in Gedanken und zog sich schnell um. Vor seinem Fenster blieb er kurz stehen, als er ein silbriges Funkeln bemerkte. Verwundert sah er nach draußen. Er sah draußen Asai stehen, ihre zusammengefalteten Flügel auf dem Rücken sah sie hinaus zum Sternenhimmel. Langsam und möglichst geräuschlos öffnete er sein Fenster und sah zu Asai. „Was machst du denn da draußen?", rief er ihr zu, doch sie antwortete nicht, stattdessen warf die Braunhaarige ihm nur einen knappen Blick über die Schulter zu. Rasch kletterte er durch das Fenster und rannte zu ihr, blieb erst neben ihr stehen. „Asai? Hast du etwas?", fragte er das Mädchen, welches darauf leicht den Kopf schüttelte. „Nein, alles in Ordnung.", murmelte sie leise. „Wir sollten reingehen...", sagte Ashura und musterte sie. „Geh ruhig, ich wollte noch die Sterne beobachten.", gab sie zurück und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Doch statt reinzugehen, setzte Ashura sich neben sie und lächelte sie an. „Dann bleibe ich mit dir draußen.", meinte er schulterzuckend und sah ebenfalls in den beinahe wolkenfreien Himmel. Um sie herum ist alles dunkel, nur die Sterne und der Mond erhellten die Umgebung leicht. Von weitem könnte man die Umrisse der beiden nur schemenhaft erkennen, bis auf die Flügel, die das Mondlicht perfekt reflektieren und dadurch silberfarben hervorleuchten. „Du bist heute echt toll geflogen...", murmelte Ashura vorsichtig, „Bist du schon öfter geflogen?" Kurz sah die Braunhaarige zu ihm rüber, bevor sie dann wieder in den Himmel sah. „Nein, vor heute nur einmal und da bin ich abgestürzt. Aber mir ist nichts passiert, genau wie den Flügeln.", antwortete sie dann ruhig. „Und wieso bist du nochmal geflogen, wenn du bei deinem ersten Flug abgestürzt bist?", hakte er nach. „Weil ich niemals aufgebe.", antwortete sie und sah dann zu ihm. „Ich wollte mir und meiner Familie den Wunsch erfüllen, den Himmel zu erobern.", fügte sie leiser hinzu. „Verstehe...", murmelte der Junge und grinste sie an. „Was denn jetzt, ka?", fragte sie amüsiert lächelnd, als sie sein Grinsen bemerkte. „Du wolltest eben nochmal ausfliegen, nicht wahr?", stellte er fest. Ertappt sah sie zur Seite und rieb sich den Hinterkopf. „Woran hast du das bemerkt?", wollte sie wissen. „Du hast die Flügel auf dem Rücken. So dumm bin ich jetzt auch wieder nicht!", lachte der Junge und zeigte auf das metallene Gestell auf ihrem Rücken. „Ach ja...", murmelte sie und blickte wieder zu den Sternen hinauf. „Gehen wir jetzt wieder rein? Du kannst morgen ja wieder fliegen.", meinte er dann lächelnd und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Klar.", nuschelte sie abwesend und stand auf, dann gingen beide wieder rein, durch Ashuras Fenster. „Oyasumi." {Gute Nacht}, verabschiedete Asai sich und lief zur Tür. „Oyasumi.", erwiderte der Kurzhaarige und setzte sich auf sein Bett. In ihrem Zimmer angekommen machte sie ihre Flügel ab und machte sie an einem Haken neben der Tür fest, dann legte sie sich in ihr Bett und schlief ziemlich schnell ein.

Zum Fliegen Geboren ||Naruto FF|| [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt