Kapitel 58 - Ein Traum

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Unter den Dingen,
die wir kennen,
sind uns viele unbekannt.
~Michail Genin~

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Langsam öffnete sie ihre grünen Augen, die in dem weißen, endlos scheinenden Ort strahlender wirkten als sie normalerweise waren. Sie richtete sich vorsichtig auf und blickte sich um. „Ist das ein Traum... oder wieder eine Falle von diesem Mädchen?", überlegte sie flüsternd, während sie sich umsah. Doch sie sah nichts, was auf eine Falle hinweisen könnte. Sonst redete Nanashi auch immer mit ihr, wenn sie Asai hier einfing. Doch die Braunhaarige hörte nichts. Es war hier so still, dass sie ihren Herzschlag hören konnte. Durch die sie umgebende Ruhe, schien das Donnern ihres Herzens unendlich laut, als würde es von unsichtbaren Wänden widerhallen. „Was ist das für ein Ort?", fragte sie sich selbst und lief einige Schritte umher, doch hier war nichts. „Ist hier jemand?!", rief sie in die Leere, aber genau wie erwartet erhielt sie keine Antwort. Für einen Moment blieb sie stehen, als sie etwas leises neben ihrem Herzschlag wahrnahm. Ein leiser Windstoß, noch weit in der Ferne, gefolgt von einem tiefen, lauten Brüllen. Dann blitzte etwas schwarzes in der Ferne auf, doch erkennen konnte man es noch nicht. Verwirrt drehte sie sich in die Richtung des kleinen, schwarzen Fleckes und wollte zu ihm gehen. Grade, als sie einen Schritt machen wollte, schoss etwas weißes aus dem Boden und flog blitzschnell um sie herum. Im ersten Moment konnte sie nicht erkennen, um was es sich handelte, doch als die leicht verschwommene Gestalt direkt vor ihr hielt, den Großteil seines Körpers in einigem Abstand um die Braunhaarige gewickelt, erkannte sie, um was es sie handelt. „Ein Drache?", wisperte sie verwirrt und musterte ihn. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Drachen, wie auf den Zeichnungen, handelte. Er hatte keine Augen, keine Ohren, keine Beine und keine Flügel,. An den Stellen, an denen seine Augen hätten sein müssen, wuchsen zwei längliche, nach hinten gewendete Hörner. Er riss den Mund auf und brüllte lautstark, ehe er sich ruckartig umdreht und in die Höhe schoss. Asai stand bewegungslos da und starrte dem Drachen nach. Im Flug wuchs das weiße Wesen sehr schnell und als der Drache zum Stehen kam, war allein sein Kopf schon mindestens doppelt so groß wie Asai. Die Unsterbliche versuchte, den Drachen genauer zu erkennen, doch da er komplett weiß war, als hätte er keinen Schatten, verschwamm er mit dem Hintergrund und der Umgebung. Das einzige, was sie klar erkennen konnte, war, dass er wegen seiner fehlenden Flügel mehr einer Schlange mit Drachenkopf ähnelte als einem Drachen. Er flog auf der Stelle, wobei sich sein Körper in leichten Kreisbewegungen drehte. Dann erklang wieder ein Brüllen, doch es kam nicht von dem weißen Drachen. Das schwarze Wesen, welches, wie sich jetzt herausstellte, ebenfalls ein Drache war, war um einiges näher gekommen. Genau wie der weiße hatte er weder Augen noch Ohren, sondern nur Hörner, welche bei ihm wie die eines Widders aussahen. Das einzige, was ihn von dem Weißen unterschied waren seine Farbe, seine Hörner und seine Größe - er war ein ganzes Stück kleiner als sein Gegenstück und dennoch riesig im Gegensatz zu einem Menschen. „W-was? Was geht hier vor sich?", wisperte sie, doch ihre Frage wurde von dem lauten Brüllen des weißen Drachen übertönt. Aus seinem Rücken schossen hellblaue Flammen, die sich beinahe schon geschmeidig über seinen Körper zogen. Es dauerte nur wenige Sekunden, da brüllte der schwarze Drache, der nun zum Stehen gekommen war, ebenfalls, worauf ungewöhnlich rote Flammen aus seinem Rücken schossen, die wie Stacheln aussahen. Das schwarze Wesen flog nur kurz über dem Boden, zu Asais rechter Seite, und blickte zu dem weißen hoch, welcher weit über ihnen zu Asais linker Seite flog und zu seinem Gegenstück hinunterblickte. Die Braunhaarige starrte genannt zwischen den beiden hin und her, sie war nicht in der Lage, sich vom Fleck zu rühren. Nun öffneten beide Drachenwesen ihre Mäuler, in denen sich darauf Flammenkugeln bildeten. Die des weißen war blau, die des schwarzen rot. Im selben Moment stürzten beide aufeinander zu, die Flammen in ihren Mäulern wuchsen heran, bis sie letztlich als riesige Feuerbälle vor ihren Köpfen waren. Dann prallten sie mit einem lauten Knall aufeinander.

Ruckartig schoss Asai aus ihrem Traum hoch und hielt sich beide Hände an ihren schmerzenden Kopf. Sie biss die Zähne zusammen und drückte ihre Augen zu, als ihr rechter Arm wieder zu schmerzen begann. Sofort stand sie auf und ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem neben einigen Verbänden eine große Schale stand, die mit einer wohlriechenden, durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war, die Benjiro zubereitet hatte. Vorsichtig wickelte sie die beiden Verbände, die um ihren verletzten Arm gewickelt waren, ab und warf sie in den Mülleimer unter ihrem Tisch. Mit müdem Blick betrachtete sie ihren Arm, auf dem sich noch immer genau die Stellen zeigten, die der Dämon getroffen hatte. Wie eine Schlange wickelte sich die schwarz-rote Linie von ihrem Ellbogen bis hin zu ihrem Handgelenk. Die Medizin wirkte erstaunlich schnell, wie Asai feststellte, doch die Schmerzen waren immer noch genauso. Es waren grade mal zwei Tage vergangen, seit sie den Dämon besiegt hatten, und die Wunde war größtenteils nur noch rot und nicht mehr schwarz. Lediglich eine dünne Linie mit leichten Wirbeln zog sich durch die ansonsten rötliche Narbe. Sie nahm einen der Verbände und tauchte ihn in das Wasserbad ein, ehe sie ihn um ihren Arm band. Dann nahm sie einen weiteren Verband, der dafür sorgte, dass die Flüssigkeit tatsächlich nur in die Wunde floss und nicht tropfte oder in ihre Kleidung einzog, und machte ihn sich ebenfalls um. Dann ließ sie sich wieder in ihr Bett fallen und sah aus dem Fenster, während sie versuchte, sich an ihren Traum zu erinnern. Einen Großteil hatte sie bereits in dem Augenblick, in dem sie aufgewacht war, vergessen. Sie erinnerte sich nur noch an zwei schlangenähnliche Gestalten, eine weiße und eine schwarze, und an Feuer. ›Hat irgendwer von euch meinen Traum gesehen?‹, fragte sie die Bijuu und hoffte diesmal, dass sie es wieder getan hatte. »Nein, Bunpukus Traum war interessanter.«, gab Shukaku zurück. »Du hast geträumt? Davon habe ich gar nichts mitbekommen...«, meinte Kokuo nun. »Ich auch nicht.«, meinte Saiken, auch Matatabi, Kurama und Gyuuki stimmten den beiden zu. ›Ist ja auch egal.‹, meinte Asai und schloss die Augen. Kurz sah sie vor ihrem inneren Auge die schwarze und die weiße Gestalt, wie sie gegeneinander kämpften, doch das Bild verblasste so schnell, wie es gekommen war. „Wie Yin und Yang...", murmelte sie nachdenklich.

Zum Fliegen Geboren ||Naruto FF|| [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt