15. Kapitel

49 3 0
                                    

Adrog sah den Neuankömmlingen nachdenklich hinterher. Dieses Mädchen... Ella Sommer hatte sie sich vorgestellt. Ihr Name kam ihm so bekannt vor. Vor allem ihr smaragdgrünes Auge war ihm schmerzlich bekannt. Er seufzte erneut und erhob sich aus seinem Nest. Er flog durch ein Loch in der Höhlendecke hinaus in die kalte Nacht. Die frostigen Winde, die von den Sichelbergen hinunter ins Tal fegten, ließen ihn trotz seiner Federn zittern. Adrogs Blick wanderte in Richtung der Berge, die wie  gekrümmte Drachenkrallen in den Himmel hinein ragten. Bei Nacht wirkten die Sichelberge noch gespenstischer als sie ohnehin schon waren. Immer waberte Nebel im die Spitzen. Wie dünne Fäden zog er sich um die Berge. Genauso lag der Nebel aber auch in dem Wald und schlängelte sich um die Bäume. Am dicksten war er aber in den Baumkronen, wo man nur ein paar Armlängen weit sehen konnte. Ein Schwall kalter Wind brachte den großen Adler fast von seinem Kurs ab. Er kämpfte sich aber trotzdem weiter und tauchte nach einigen Metern in die Nebelsuppe unter ihm. Adrog kannte sich gut in diesem Wald aus und erreichte sein Ziel ohne weitere Zwischenfälle. Er landete in einem Baum und sofort empfing ihn eine wohlige Wärme. Auf dem Baum befand sich ebenfalls ein riesiges Baumhaus. Hier war einer der Außenposten des Widerstands. Die meisten Kundschafter lebten hier. Adrog sah sich um. Hier brannten auch einige Feuer und es wurde Gelacht.
"Estus?" , rief er laut. Das Gelächter verstummte und alle nickten Adrog kurz zu. Es war Respekt vor ihrem Anführer. Ein hagerer Mann mit stacheligen schwarzen Haaren, die bläulich schimmerten, kam auf ihn zu. Er trug wie immer seinen langen schwarzen Mantel und auf seiner Brust prangte das Wappen des Widerstands. "Was gibt's denn Adrog?"
"Können wir unter vier Augen reden?"
" Natürlich. " Estus führte ihn von den Feuerstellen weg und sah in dann fragend mit seinen undurchdringlichen schwarzen Augen an. Adrog reichte ihm mit der Klaue ein zusammengerolltes Stück Papier. Mit rotem Wachs auf den das Wappen des Widerstands gedrückt war, war es versiegelt. Estus hob die Augenbrauen: "Ich dachte diese Heimlichtuerei hätten wir hinter uns?!" Adrog schüttelte den Kopf. " Leider nicht alter Freund. "
Estus schnaubte, "Wenn ich dein alter Freund bin, dann würdest die mir sagen, was da drin steht." Er wedelte vielsagend mit dem Papier. Adrog sah ihn unverwandt an. " Ach, was soll's. Zu wem soll ich es bringen? ", brummte Estus dann. "Bring es zur Sonnenspitze. Bring es zu den Rittern, die noch leben!" Estus nickte. Plötzlich wuchsen schwarze Federn auf seinem Körper,er drehte sich einmal und dann flatterte ein Rabe an seiner Stelle, der das Papier in seinen Krallen trug. "Stirb nicht, solange ich weg bin." , krächzte Estus. Adrog neigte den Kopf. Als Estus schon ein kurzes Stück geflogen war, rief Adrog ihm noch etwas hinterher:
"Die Prophezeiung wird sich bald erfüllen. Sie sind hier."

Blue Darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt