27. Kapitel

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"Dieser nette Kerl ist jetzt ein abgrundtief böser Mörder?" , fragte ich und sah in die Runde, nachdem Falsas Erinnerungen erloschen waren.
"Du kennst ihn nicht. Er war schon damals immer berechnend und hinterhältig." , schnaubte Adrog und musterte mich mit seinen gelben Augen.
"Liegt vielleicht an seinem Maul."
"Ella, ihr seid noch nicht lange hier und durch ein paar voreilige Schlüsse, seid ihr ganz schnell in Gefahr. Nichts ist wie es scheint. Böse Wesen können gute Taten vollbringen und gute Menschen können böse Sachen machen. Es kommt ganz auf deine Sicht auf die Dinge an. Vergiss das niemals." , er erhob sich in die Luft und flog zu dem Berg in dem immer die Versammlungen abgehalten wurden. Verwirrt sah ich ihm hinterher.
"Hä?" , brummte ich und sah die anderen an.
"Er spricht meistens in Rätseln." , meinte Falsa und lächelte, dann erhob auch sie sich.
"So, ich muss nach den Sitzdrachenbabies sehen, sonst fackeln sie wieder die Hütte und wahrscheinlich auch Jarus ab. Außerdem muss ich gucken ob Estus schon wach ist. Ich sage euch bescheid, wenn das der Fall sein sollte."
Ich sah vor mir auf den Waldboden. Gut, wir hatten jetzt schon Mal rausbekommen, mit was wir es hier zu tun hatten. Böse Nebelwandler wollen über alles herrschen. Inklusive der Erde. Der Widerstand kämpft gegen sie damit das nicht passiert. Ok, ich will wieder nach hause. Einfach aufwachen und das alles hier ist ein böser Traum. Jemand tippte mich an.
"Alles in Ordnung?" , fragte mich Susanne leise.
"Jaja."
Ich stand auf und ging in Richtung des Blättervorhangs.
"Wo willst du hin?" , rief Will mir nach. Ich spürte seinen Blick und die der anderen in meinem Rücken.
"Ich gehe meinen Sitzdrachen besuchen." , log ich. Glücklicherweise funktionierte die Ausrede und sie ließen mich gehen. In Wahrheit wollte ich nur mal ein bisschen Zeit für mich. Ich schon den Vorhang beiseite und trat auf die Lichtung. Die Waffen steckten im Boden oder lagen ordentlich am Rand. Die Lichter der Laternen tanzten über die Zielscheiben. Niemand war zu der Zeit hier. Hinten auf der Lichtung sah ich das warme Licht aus den Fenstern von Falsas Hütte scheinen. Seufzend lehnte ich mich an einen der Bäume.
"So spät noch allein unterwegs?" , hörte ich eine amüsierte Stimme hinter mir sagen. Ich wirbelte herum. Hinter mir stand eine Gestalt, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war. Ich erkannte aber kein Zeichen des Widerstands an der Kleidung. Eine Kapuze verdeckte sein Gesicht und machte es mir unmöglich eben dieses zu erkennen.
"Wer bist du?" , flüsterte ich und gab mir alle Mühe meine Stimme nicht zittern gu lassen.
"Ein Freund."
"Du bist nicht vom Widerstand. Ich hab keine Ahnung wer du bist. Wie kannst du dann mein Freund sein?", gab ich zurück.
"Warum sollte ich nicht dein  Freund sein?"
Die Gestalt kam ein Stück auf mich zu und ich wich verängstigt zurück. Die Schwerter lagen zu weit weg und ich hatte nichts um mich zu verteidigen. Also hob ich meine Fäuste. Die Gestalt lachte und blieb stehen.
"Morgen Abend. Dieselbe Zeit und ich bringe dir den Schwertkampf richtig bei."
Ich starrte die Gestalt verwirrt an.
"Hast du einen Geist gesehen?"
Ich schrie auf und erkannte Jarus, der mich fragend ansah. Mein Blick wanderte wieder an die Stelle wo eben noch der Fremde gestanden hatte. Jetzt war da niemand mehr. Suchend sah ich über die Lichtung. Wie konnte der so schnell verschwinden?
"Ella?" , Jarus wedelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum. Ich blinzelte und sah ihn an.
"Alles in Ordnung ich... Mir geht's gut." Warum erzählte ich Jarus nicht von dem Fremden? Keine Ahnung , irgendwas sagte mir es nicht zu tun. Jarus sah mich schief an.
"Sicher? Ist schon ok, wenn die das alles hier noch zusetzt."
"Es ist nichts." , wimmelte ich ihn ab.
Ein Schrei hallte über die Lichtung. Er kam von Falsas Hütte. Jarus und ich sahen uns an, dann rannten wir los. Wir flitzten über die Wiese und in die Hütte. Auf dem Tisch in der Mitte lag Estus. Er trug nur eine schwarze Hose und sein Oberköper war nackt. Auf seinen Wunden war etwas draufgeschmiert. Ein grünliches, wirklich übel riechendes Zeug. Falsa versuchte krampfhaft den Mann festzuhalten. Estus wehrte sich mit aller Kraft gegen sie. Sein Blick wirkte fiebrig und er schien nicht zu wissen, was er tat. Als Falsa uns sah hellte sich ihr Blick ein wenig auf.
"Steht nicht so darum. Haltet ihn fest!"
Jarus schnappte sich ein Bein und ich einen Arm. Zusammen versuchten wir ihn auf dem Tisch zu halten. Falsa hatte die Augen geschlossen und murmelte etwas.
"Was tut sie da?" , flüsterte ich.
"Zaubern." , gab Jarus knapp zurück.
Falsas Hand begann zu leuchten. Mit dieser Hand berührte sie dann auch den zappelnden Estus. Zu meinem Erstaunen wurde er ruhig und schloss die Augen. Falsa strich sich ihre roten Haare aus dem Gesicht uns sah uns dankbar an.
"Danke, dass ihr..."
Weiter kam sie nicht, da Estus wieder wach wurde und versuchte sie anzugreifen. Ich reagierte erstaunlicherweise am schnellsten und warf Estus auf den Boden. Ich ging leider ebenfalls zu Boden und jetzt versuchte er mich zu erwürgen. Falsa eilte zu mir und riss Estus weg. Wütend hieb dieser nach ihr. Seine weißen Augen blitzten zornig. Moment mal! Als er auf der Lichtung gelandet war,waren seine Augen bestimmt nicht weiß gewesen. Jarus warf sich vor Falsa, wurde aber von Estus am Kragen gepackt und durch die Wand nach draußen geschleudert. Holz splitterte und die losen Teile segelten durch die Luft.
"Verschwinde Ferox!" , kreischte Falsa und schoss aus ihrer Hand einen Strahl aus hellem Licht auf Estus. Er krachte gegen den Tisch und landete wieder auf dem Boden.
"Ella! Lauf!" , brüllte Falsa mir zu.
"Nichts da." , zischte Estus. Er erhob sich und starrte mich an. Spucke und Blut sickerten aus seinem Mund. Er zeigte seine Zähne wie ein wildes Tier und hieb mit seiner Faust nach mir. Ich keuchte auf als seine Faust in meinem Bauch landete. Ich taumelte nach hinten und versuchte Luft zu holen. Ich beugte mich nach vorne und hustete. Man tat das weh. Dabei rutschte die Kette über meine Kleidung. Ich hatte sie völlig vergessen. Mein eigenes schwerzverzerrtes Gesicht spiegelte sich in dem Rubin. Als Estus sich auf mich stürzen wollte erstrahlte der Edelstein in einem warmen roten Licht. Kreischend wich er zurück.
"Das ist nicht möglich! Wie...?" , keuchte er.
Dann war Falsa zur Stelle und schleuderte einen Ball aus Wasser auf ihn. Prustend wich er zurück. Estus blinzelte und sah uns mit seinen normalen blauen Augen an. Er taumelte und warf verwirrt seinen Kopf hin und her. Er deutete auf das Loch in Falsas Hütte.
"War ich das?" , fragte er stockend. Falsa schüttelte den Kopf und lächelte schwach.
"Nein, das war Ferox. Er hatte von dir Besitz ergriffen."
"Dieser Mistkerl."
Falsa seufzte und sah ihn an.
"Schön dich wieder hier zu haben."
Estus nickte, wankte und viel in Ohnmacht. Falsa sah zu mir
"Ist alles in Ordnung bei..." , setzte sie an, doch dann viel ihr Blick auf die Kette und den immer noch schwach glimmenden Rubin.
Sie war genauso überrascht wie der Killer-Estus gerade eben.
"Wir hast du diese Kette her?" , wollte sie wissen.
"Schon gut. Mir geht's bestens. Kümmert euch gar nicht um mich." , nörgelte etwas von draußen.
"Du meine Güte Jarus." , rief Falsa erschrocken und eilte durch das Loch zu ihm. Ich folgte ihr langsam.
Jarus lag ausgestreckt auf der Lichtung und sah zu uns hoch.
"Ich glaube mein Arm ist gebrochen." , murmelte er.
Falsa kniete sich neben ihn und bewegte den Arm vorsichtig. Jarus heulte auf.
"Warum machst du das denn?" , jammerte er.
"Du hast nicht gesagt welcher Arm. Außerdem, ja er ist gebrochen." , meinte Falsa ungerührt.
"Warum muss ich denn noch sagen welcher Arm gebrochen ist? Natürlich der, der vollkommen normal und gerade ist. Wie kommst du darauf, dass es der ist, der verdreht in die Luft ragt?" , maulte Jarus. Falsa half ihm auf und brachte ihn in die Hütte. Dort verfrachtete sie dann auch den ohnmächtigen Estus auf einen der Stühle. Jarus kam auf den anderen. Falsa wühlte in einem Schrank und drückte Jarus ein kleines Fläschchen in die Hand.
"Bis auf den letzten Rest austrinken!" , befahl sie.
Jarus verzog den Mund und kippte den Inhalt in seinen Rachen. Falsa wuselte zu Estus und überprüfte seine Wunden. Schließlich ließ sie sich seufzend auf einen halb zerstückelten Stuhl nieder.
"Ella, sei ehrlich zu mir. Wo hast du diese Kette her?"
Ich schluckte und räusperte mich.
"Also, als ich die schwarze Tür berührt habe, da war da so ein roter Drache. Der hat mir die Kette zugeworfen. Und als ich die Tür losgelassen habe, hatte ich die Kette um."
"Das kann nicht sein. Diese Tür zeigt die Vergangenheit. Der rote Drache, den du gesehen hast war Fogbond. Er ist seit Jahren tot. Er kann dir nichts zugeworfen haben."
  "Wo soll dann die Kette herkommen? Und was ist so spannend an ihr?"
"Diese Kette ist die Krone des Königs. Fogbonds Krone. Nur in einer anderen Form. Dieser Rubin wurde von König zu König weitergegeben. Und nur jemand von königlichem Blut kann diese Kette oder die Krone tragen."
Ich sah an mir runter auf die Kette und schluckte.
"Wieso kann ich das Ding denn dann tragen?" , murmelte ich.
Falsa sah mich an und überlegte.
"Du musst königliches Blut haben. Sonst hätte dich dieses Ding schon längst eingeäschert."
"Aber wie..." , meinte ich völlig perplex.
Plötzlich sprang Falsa auf.
"Die Prophezeiung!" , rief sie triumphierend.

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Kommt zwar etwas spät aber: frohes neues Jahr an euch alle😂😇🎊

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