Muff. Irgendwie wusste ich jetzt schon, dass mir dieser Drache gehörig auf die Nerven gehen würde. Ich hatte ihn schließlich bei Falsa und Jarus gelassen. Falsa hatte mir noch erklärt, dass die Verbindung zwischen Muff und mir nur ein paar Meter weit reichte. So konnte ich mich bequem zwanzig Meter entfernt vor ihn stellen ohne sein Gemecker zu hören. Das gefiel dem kleinen Drachen natürlich überhaupt nicht. Bevor ich mit Will und Susanne davon ging, musste ich ihm noch versprechen, dass ich wieder kommen würde um mit ihm zu reden. Nachdem alle Sitzdrachenbabies wieder bei Falsa waren, kehrte Ruhe ein. Einige gingen wieder auf die Lichtung um zu trainieren. Die Fackelträger machten sich auch schon auf den Weg. Als wir den Leuten mit den Fackeln verwirrt hinterher gesehen hatten, wurden wir von Siria aufgeklärt. "Sie ziehen los um die Laternen in den Bäumen anzuzünden. Sie kümmern sich um die Feuer und die Lichter." , erzählte sie uns. Langsam wurde es dunkel und die Temperaturen sanken drastisch nach unten. Um uns herum flammten langsam alle Laternen auf und das große Feuer in der Mitte wurde angezündet. Will, Susanne und meine Wenigkeit sahen dem regen Treiben zu. Mein Atem bildete mittlerweile kleine Wölkchen in der Luft. Wenn es um den Preis der am schnellsten sinkenden Temperatur gehen würde, wäre Niggland eindeutig der Sieger. Bis vor Einbruch der Dunkelheit war es angenehm warm gewesen. Jetzt mussten es bestimmt eisige minus-zehn Grad sein. Zitternd zog ich meinen kleinen Umhang fester um mich. Nimus kam auf uns zu und reichte uns einige Felle. Schnell kuschelten wir uns hinein. Nimus grinste.
"Man könnte meinen ihr hättet einen Schwarm Bienen verschluckt, so wie ihr am zittern seid." Ich sah ihn genervt an.
"Wir sind nunmal nicht alle an diese plötzliche Kälte gewöhnt. Ich bitte vielmals um Entschuldigung." Mein Sarkasmus tropfte auf den Boden und ätzte das Holz auf dem wir standen weg. Jedenfalls in meinen Gedanken. Nimus klopfte mir lachend auf die Schulter. "Kommt mit ans Feuer. Ich wette mal, dass heute wieder ein paar Geschichten erzählt werden."
Zusammen mit Nimus gingen wir zu dem Steinkreis, in dem die Flammen tanzten. Immer mehr gesellten sich zu uns und ließen sich auf den Bänken oder auf dem Boden nieder. Falsa und Jarus kamen mit einem riesigen Kessel an. Sie verteilten dampfende Suppe und... Ja, was war das eigentlich? Nimus deutete auf die knorrigen und verdrehten grünen Dinger.
"Wurzeln." , brummte er.
Ich starrte ihn an.
Er hob eine Augenbraue. " W-u-r-z-e-l-n. ", meinte er deutlicher und betont langsam.
Ich starrte ihn an.
Jetzt rollte er mit den Augen und wedelte mit den Wurzeln vor meiner Nase herum.
" Soll ich es dir vielleicht aufschreiben? Das hier sind verdammte Wurzeln! Die kann man essen! "
Ich starrte ihn an.
Eine Ader auf seiner Stirn begann ziemlich heftig zu pochen.
Um ihn zu besänftigen blinzelte ich einmal.
"Das esse ich nicht. Das ist ja ekelhaft." , schnaubte ich.
Nimus fuhr sich genervt durch die Haare. "Dann verhunger doch! Was anderes gibt es nicht"
Ich verzog den Mund, biss dann aber von der Wurzel ab. Es schmeckte erstaunlich gut. Aber mein Stolz ließ mich Nimus das nicht mitteilen. Die Suppe schmeckte auch. Ich wollte erst gar nicht wissen, was da drin war. Sonst hätte ich wahrscheinlich alles wieder hoch gewürgt. Nachdem wir gegessen hatten, verschwanden einige schon wieder in ihrem Hängematten. Plötzlich krachte es gewaltig über uns in der Baumkrone. Erschrocken fuhren alle Köpfe nach oben. Adrog stieß einen lauten Schrei aus und schlug mit seinen Flügeln. Nimus und Siria hatten blitzschnell ihre Bögen in den Händen und angriffsbereit gespannt. Blaues Licht flammte über die Lichtung und ließ alles schaurig erstrahlen. Dann war es wieder dunkel und nur das Feuer beleuchtete noch das Baumhaus. Äste brachen über uns und schließlich krachte eine ziemlich mitgenommener Mann auf den Boden. Sein langer schwarzer Mantel war zerfetzt und kaum noch vorhanden. Als er sich stöhnend auf den Rücken drehte, sah man die gewaltigen Krallenspuren, die sich quer über seinen Brustpanzer zogen. Die schwarzen stacheligen Haare des Mannes schimmerten leicht bläulich und standen in alle Richtungen ab. Falsa war sofort bei ihm und kniete sich auf den Boden.
"Estus?", fragte sie. Dieser Estus hustete und blinzelte benommen zu Falsa hinauf. Er verzog den Mund zu einem angestrengten Lächeln.
"Er hat mich wohl doch noch erwischt." , murmelte er. Seine Hand fiel auf den Boden und gab den Blick auf eine gewaltige Fleischwunde frei. Estus' Augen schlossen sich zitternd.
"Bleib bei mir Estus! So wirst du mir nicht sterben." , zischte Falsa und zog ihn auf die Beine. Jarus kam sofort zu ihr und half dabei den ohnmächtigen Estus durch den Blättervorhang zur Hütte zu transportieren. Alle waren jetzt angespannt und sahen nach oben um herauszufinden ob sich über ihnen noch etwas tat. Nach längerem Warten gingen alle wieder ihren Aufgaben nach. Adrog rief einige zu einer Sitzung in die Höhle und der Rest blieb am Feuer sitzen. Es herrschte tiefes haarsträubendes... Schweigen.
"Wer hat ihn erwischt?" , brach ich dann auch schon die Stille. Alle wandten sich nun mit zu. Warum konnte ich nicht ein einziges mal meine vorlaute Klappe halten? Nimus seufzte und nickte den anderen, die ebenfalls am Feuer saßen zu.
"Ich finde wir sollten es ihnen erklären." , brummte er. Es wurde genickt und gemurmelt.
"Yulf, am besten ist es wenn du erzählst.", sagte Siria leise. Die Blicke wanderten zu einem älteren Mann. Er hatte graues Haar, das an manchen Stellen schon in silbernes überging. Ich konnte keine spitzen Ohren entdecken, also musste er ein Mensch sein. Yulf hatte ein leichtes Ziegenbärtchen in das ein paar Perlen geflochten waren. Um seine grauen Augen lagen viele Lachfalten und er trug wie wir alle die Sachen des Widerstands. Ich schätzte ihn Mitte fünfzig. Er nickte leicht und musterte uns mit durchdringendem Blick.
"Also gut ihr drei, dann fangen wir am besten ganz weit vorne an..."
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Blue Darkness
Paranormal"Heiliges Kanonenrohr!" Mich hätte gerade fast ein Drache abgefackelt! Ich hatte aber nicht die geringste Lust als menschlicher Barbecuespieß zu dienen. Die 15-jährige Ella bekommt zu ihrem Geburtstag ein mysteriöses Buch geschenkt. Ohne darüber na...