19. Kapitel

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Estus segelte in seiner Rabengestalt über die letzten Spitzen der Sichelberge. Wie er diese verfluchten Berge hasste. Die Nebelwandler verbargen sich unter ihm in der dicken Nebelsuppe, dass roch man förmlich. Sie beobachteten ihn und waren am überlegen ob sie ihn vom Himmel holten oder ob er eine Gefahr für sie war. Alle Federn an ihm waren angespannt und es knisterte in der Luft vor dieser Spannung. Wachsam glitten seine Augen über die Berge. Seine Krallen schlossen sich fester um das Pergament, das er von Adrog bekommen hatte. Um zur Sonnenspitze zu gelangen, musste man unweigerlich über die Sichelberge fliegen. Plötzlich bewegte sich etwas unter ihm im Nebel. Oder war es bloß Einbildung? Und seine Augen spielten ihm einen Streich? Doch dann geschah, was er hatte vermeiden wollen. Ein gewaltiger schwarzer Drache kam aus dem Nebel geschossen. Sein riesigen Schwingen zerrissen den Nebel und peitschten ihn auf. Estus schoss sofort in doppeltem Tempo weiter. Der Drache hinter ihm atmete rasselnd ein. Estus tauchte rechtzeitig nach unten ab und entging so gerade noch dem Feuerstrahl des Wesens. Doch etwas stimmte am dem Feuer nicht. Es war eisig blau und strahlte eine solche Kälte aus, dass sich schon eine leichte Eisschicht auf seinem Gefieder bildete. Dieser Drache spuckte Eis! Estus spürte, dass der Drache näher kam. Er war zu langsam. Er warf einen Blick nach hinten und erkannte schaudernd welcher Drache ihn da verfolgte. Es war Aspero, der Anführer der Nebelwandler, der Fogbond hatte köpfen lassen. Estus hätte ihn überall wiedererkannt. Er schoss in einer Spirale nach oben und die Kiefer von Aspero schnappten ins Nichts. Vor sich sah er schon die Sonnenspitze. Es war ein hoher dünner Berg auf dem ein schimmernder goldener Tempel stand. Estus nahm alle Kraft zusammen, die er noch hatte und schlug noch schneller mit den Flügeln. Im Zickzack wich er den Eisstrahlen von Aspero aus. Wie ein Blitz schoss Estus an dem Berg hinauf. Er flog um sein Leben. Der Drache verringerte jede Sekunde den Abstand zwischen ihnen. Da! Der Tempel! Er machte einen scharfen Schlanker nach links und landete hustend und sich überschlagend auf dem goldenen Boden. Er nahm seine normale Menschengestalt wieder an und hob den Kopf. Aspero hing flügelschlagend in der Luft, machte aber keine Anstalten mehr ihn anzugreifen. Der Drache verzog verächtlich das Maul.
"Noch mal Glück gehabt Estus!" , zischte er. Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch, wie splitterndes Eis. Estus salutierte grinsend. Aspero knurrte und drehte sich um, da sah Estus seine linke Gesichtshälfte. Dort fehlte dem Drache das Auge. Die Schuppen waren zerbrochen und gaben einen Blick auf das zerfetzte Fleisch darunter frei. Estus konnte die leere Augenhöhle sehen und die Wangenknochen, die wie verdrehte weiße Äste aus der Wunde ragten. Sie zog sich über fast die gesamte Hälfte von Asperos Gesicht. Das Horn auf der linken Seite war abgebrochen und die Zähne abgesplittert. Es war grauenhaft. Aspero stieß ein hohes übernatürliches Brüllen aus, sodass Estus sich auf den Boden werfen musste und sich die Ohren zuhielt. Als er wieder aufsah war Aspero verschwunden. Wenn Aspero ihn hätte töten wollen, hätte er es auch getan. Estus überlegte warum der Drache ihn nicht aufgehalten hatte. Doch dann wischte er sich das Eis, das immer noch an ihm hing weg und verschwand mit wehendem Mantel im Inneren des Tempels.

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