Kapitel 14

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Ich legte das Handy auf den Tisch. Wenn man vom Teufel sprach. Sein Timing war wirklich unglaublich. Ich hoffte, dass er nicht vor der Tür gestanden und gelauscht hatte. Würde er nämlich wissen, dass er bis vor wenigen Sekunden das Gesprächsthema Nummer eins gewesen war, wäre das wirklich peinlich gewesen. Aber er schien nichts gehört zu haben. Ich versuchte, in seinen Gesichtszügen zu lesen, bis ich merkte, dass ich ihn fast anstarrte. Ich senkte schnell den Blick und strich das Laken glatt.

"Du siehst hübsch aus."

Fast hätte ich ihn erschrocken angestarrt und mir wäre der Mund aufgeklappt. Aber ich zügelte mich früh genug und verlagerte den Schock nach innen, wo ohnehin alles durchdrehte. Mein Bauch spielte verrückt und ich konnte spüren, wie mein Herz schlug. 'Hat er das gerade wirklich gesagt?! Oh mein Gott!' ...oh Gott, diese Gedanken... Ich lächelte schüchtern. "Danke."

Er zog einen Mundwinkel höher als den anderen und lehnte sich an den Tisch. "Hast du das selbst gemacht?"

"Nein, das waren Jenna und Ally. Uns war langweilig und dann haben wir uns die Haare gemacht." erzählte ich.

Er lächelte immer noch. "Klingt ja spannend."

Ich lachte, um das Thema zu beenden. Man sprach doch nicht mit einem Jungen übers Haare machen. Ich tat einen tiefen Atemzug. "Und, habt ihr Ärger bekommen?"

Er schüttelte den Kopf. "Nein."

"Was hat er denn gesagt?" wollte ich wissen.

"Er hat alles geglaubt." sagte Jamie. "Er wollte wissen, wo du bist, da du ja trotz deiner Beteiligung nicht dabei warst. Er schien es ziemlich schlecht zu finden, dass du ihn nicht sehen wolltest."

Ich spürte, wie sich meine Kiefer anspannten. Ich schnaubte verächtlich und schüttelte mit verachtendem Grinsen den Kopf. "Von wegen." Ich ballte die Fäuste und zog das Laken, das ich zuvor so schön geglättet hatte, wieder kraus. "Sechzehn Jahre hat er sich einen Dreck um mich geschehrt. Nur weil meine Mom tot ist, braucht er jetzt nicht so zu tun, alsob ihm was an mir liegen würde."

"Ihm lag immer was an dir." entgegnete Jamie.

"Nein. Ich war ihm egal."

"Du warst ihm nicht egal. Du kannst ihn doch nicht einfach beurteilen."

Ich begann zu kochen. "Ich beurteile ihn nicht!" Ich stand auf und lief wütend im Zimmer umher. "Seit meiner Geburt war er keine einzige Sekunde bei mir! Ich habe ihn noch nie gesehen, nicht einmal auf Fotos! Wie könnt ihr von mir erwarten, dass ich ihn als Vater ansehe? Andauernd heißt es, ihr Vater und seine Tochter. Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie ich mich dabei fühle?!"

Er schwieg.

Ich stand mit dem Rücken zu ihm. Ich presste meine Fäuste so fest zusammen, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Ich hielt die Luft an und dann wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte. Ich ließ die Schultern hängen und rieb mir das Gesicht. Das durfte doch alles nicht wahr sein. "Hör zu, ich wollte dich nicht anschreien. Es tut mir leid."

Ich konnte ihn nicht sehen, hörte aber seine Schritte hinter mir. "Ich glaube, du bist einfach etwas durcheinander. Du weißt gar nicht, wovon du sprichst."

Ich ließ die Augen geschlossen und hielt die Hand in meinem Gesicht still. "Es wird seine Gründe gehabt haben, warum sie sich scheiden lassen haben." murmelte ich in meine Hand. "Ich weiß nicht. Ich hasse ihn. Aber vielleicht habe ich einfach Angst, ihn zu sehen." Vermutlicherweise hatte er recht und ich war wirklich durcheinander. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung, was ich gerade fühlte. Angst, Wut, Trauer, Frust. Liebe?! Keine Ahnung.

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt