Kapitel 12

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Milenas Pov

Ich saß vor meinem Tisch und spielte mit meinem Talismann. Ich hatte erst vor wenigen Minuten eine SMS bekommen. Von wem? Tja, eben das wusste ich nicht.

Es ist ja wirklich niedlich, wie oft ihr euch nachts davonstehlt, anstatt zu schlafen. Vergiss nicht, dass du das nicht zu oft tun solltest. Es könnte dir zum Verhängnis werden.

Darauf hatte ich erst nach einem Moment des Nachdenkens geantwortet.

Was bringt es dir, wenn du mich gegen ihn aufspielst?

Wieder erschien ein neues Nachrichtenfenster.

Was soll ich sagen. Wer alles verliert ist am loyalsten. Lieben bedeutet zerstören.

Ich fühlte, wie sich in meinem Hals ein Kloß bildete. Ich konnte zu dieser Nachricht keinen direkten Gedanken fassen. Mir fiel auch keine Antwort dazu ein. Er sprach in Rätseln und aus irgendeinem Grund konnte ich sie nicht verstehen. Nur warum? War ich mir etwa meiner eigenen Gefühle nicht bewusst? Ich habe keine Ahnung. Ich wusste nur, dass ich die Nase voll hatte. Und genau in dem Moment ging die Tür auf.

"Milly, kannst du ganz schnell kommen? Ich kann mein Armband nicht finden." sagte die kleine Ally, die nun in meinem Zimmer stand.

Ich lächelte, steckte das Handy weg und stand auf. "Wir finden es bestimmt."

Nachdem wir also das gesamte Zimmer auf den Kopf gestellt hatten, nur um das Armband am Ende in der Schublade ihres Nachttisches zu finden, traf sich unsere gewohnte Gruppe wieder zum Frühstück. Beim Essen blieb alles ruhig, bis Kapitän Johnson plötzlich auftauchte. Er schlängelte sich zu uns durch und warf Jamie und Emmet einen vielsagenden Blick zu. "Die Herren, würden Sie so freundlich sein, mich zu begleiten." sagte er etwas verbissen. Ich sah noch, wie seine Augen zu mir zuckten, ehe Jamie ihm zunickte und er wieder ging.

Jenna blies die Backentaschen auf. "Da scheint aber jemand sauer zu sein. Habt ihr irgendwas verbrochen?"

Emmet schüttelte den Kopf. "Ist wahrscheinlich nur ein Missverständnis."

Klar, meint er. Ich wusste allerdings, dass es das nicht war. Mir war durchaus bewusst, dass es sich bei Johnsons Aufkreuzung nicht nur um eine Kleinigkeit handelte.

"Bekommt ihr jetzt Ärger?" fragte Ally ein wenig betroffen.

Jamie lächelte und wuschelte ihr durchs Haar. "Nein, bestimmt nicht. Wir gehen das gleich mal klären." Er stand auf und sah mich an. "Komm."

Eigentlich wollte ich ihn fragen, warum zum Teufel ich mitkommen sollte, aber in der Gegenwart von Jenna und Ally war das keine gute Idee. Also folgte ich ihm einfach und wartete, bis wir im Schiff waren. "Ihr nehmt mich mit?"

"Ja. Johnson ist nicht dumm, es war nur eine Frage der Zeit, dass er herausfindet, dass du alles weißt. Er ist nur deswegen gekommen." sagte Jamie.

"Er wird uns jetzt wahrscheinlich einen Vortrag halten. Versuch dich rauszuhalten so gut es nur irgendwie geht." fügte Emmet hinzu.

Ich nickte stumm. Wenn ich mich raushalten sollte, konnte es für mich doch eigentlich gar nicht so schlimm werden. Naja, zumindest hoffte ich das. Ich hatte nämlich keine Ahnung, was da auf mich zu kam. Wahrscheinlich konnte er nichts weiter tun, als uns eine ordentliche Standpauke zu halten. Denn er konnte wohl kaum mein Gedächtnis löschen.

Wie an dem Tag, an dem ich die drei heimlich belauscht hatte, wartete Johnson bereits auf uns. Wir waren noch nicht ganz drin, da fing er schon an. "Ist Ihnen eigentlich klar, was sie getan haben?" Sein Blick wanderte über die Gesichter vorm ihm. "Ihr Auftraggeber hatte ausdrücklich gesagt, dass seine Tochter nichts erfahren sollte! Ist es wirklich so schwer, eine Aufgabe einfach mal so auszuführen, wie sie Ihnen aufgetragen worden ist?"

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt