Kapitel 6

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Jamies Pov

Ich konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich dahinter gekommen war. Ich war mir so sicher gewesen. Und sie hatte mich getäuscht. Das war für meine Verhältnisse wirklich peinlich. Aber im Prinzip war es gerade auch egal. Ich seufzte. Ich musste ihr alles möglichst schonend erzählen und es so formulieren, dass sie es verstand. "Okay, ich werde dir alles erklären. Aber du musst mir versprechen, dass du nicht ausrastest und sofort nachfragst, wenn du was nicht verstehst." sagte ich.

Sie nickte. "Okay."

Ich nickte ebenfalls. "Der Ursprung von der ganzen Sache ist dein Talismann. Oder viel mehr das, was wir als Talismann bezeichnen." begann ich. "Der blaue Stein, der in den Anhänger eingelassen ist, ist nämlich nicht nur ein Stück bunter Kunststoff. Nach unseren Kenntnissen, gibt es zwei identische Exemplare. Man nennt sie Seelensteine."

"Seelensteine?" echote Milena und zog ihren Anhänger unter ihrem Oberteil vor.

"Ja. Und zwar, weil sie eine besondere Fähigkeit haben. Einer der Steine bündelt die Emotionen und Gedanken seines Trägers und leitet sie an den anderen weiter. Dieser empfängt die einkommenden Signale und leitet sie zu seinem Träger um. So werden quasi die Seelen der beiden Träger miteinander verbunden und daher der Name Seelensteine." fuhr ich fort.

"Wer hat den anderen Stein?" wollte sie wissen.

Ich griff unter mein Shirt und hielt den blauen Stein hoch.

Sie verstand. "Also kann man sich das so vorstellen, wenn ich verletzt werde, spürst du es?"

Ich nickte. "Genau. Allerdings funktioniert dieser Vorgang bis jetzt erst in eine Richtung. Deine Emotionen kommen bei mir an, du erhälst aber keine von mir. Und Gedanken sind zwischen uns auch nicht übertragbar, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Bindung noch nicht sehr tief ist." Ich behielt sie genau im Auge, war aber doch erstaunt, wie ruhig sie blieb. Entweder wollte sie mir nicht ganz glauben oder sie nahm es einfach hin wie es war. "Dein Vater war im Besitz beider Steine. Nach Jahren ist es ihm gelungen, beide zu bergen und sie in Sicherheit zu bringen. Allerdings konnte man sie nicht bis aufs Innerste erforschen und niemand hat auch nur eine Ahnung, wie viel Macht diese Steine wirklich haben." Als ich ihren Vater erwähnte, weiteten sich ihre Augen. Dennoch schwieg sie. "Es gibt etliche hohe Leute, die die Steine um jeden Preis in ihren Besitz bringen wollen. Deinem Vater ist schnell klar geworden, dass es nicht einfach wird, sie dauerhaft in sicheren Händen zu halten. Und dann bildete sich mit der Zeit auch wirklich eine Allianz. Aus den vielen kleinen Organisationen ist inzwischen eine große geworden, die jetzt Kopf an Kopf mit der Organisation deines Vaters steht. In der Organusation deines Vaters arbeiten zum Beispiel Leute wie Emmet, Johnson und ich. Nicht alle Mitglieder der Organisation sind Wissenschaftler, die Berufe sind in mehrere weitere Bereiche ausgeweitet. Das gilt genau so für die andere Seite." fuhr ich fort.

Sie holte Luft, um etwas zu sagen, brauchte aber mehrere Anläufe, bis wirklich Worte entstanden. "Wieso hat mein Vater dann den Stein mir gegeben?"

"Weil er wusste, dass er bei dir sicher ist." sagte ich.

"Aber wie kann er das denn denken, wenn er mir nichts sagt? Es kann doch niemand sagen, dass etwas gut gesichert ist, wenn derjenige, der schützen soll überhaupt nichts von seiner Aufgabe weiß." erwiderte Milena. "Ich meine, ich habe nicht die geringste Erfahrung mit... Kämpfen und all solchen Sachen."

"Die musst du auch nicht haben. Wichtige Dinge wie diese sind immer am besten beschützt, wenn ihre Beschützer den eigentlichen Wert der Sache nicht kennen. Dann machen sie sich nämlich keine Gedanken und verhalten sich ganz normal. Kennen sie die Bedeutung und den Wert, sind sie automatisch wachsamer und verhalten sich dadurch auffälliger. Betrachtet man diese beiden Dinge, erkennt man, dass dein Vater durchaus sinnvoll gehandelt hat." erklärte ich.

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt