Kapitel 27

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Jamies Pov

Es musste ungefähr die fünfte Kleingruppe sein, die ich nun schon aufgespürt hatte. Es waren nie mehr als fünf oder sechs Leute. Manchmal war es einfacher sie zu erledigen, manchmal dauerte es etwas länger. Inzwischen war ich mir sicher, dass es keinen Zentimeter meines Körpers mehr gab, der sich innerhalb der nächsten Stunden nicht blau färben würde. Mehrere Stellen meiner Haut waren aufgeschürft und ich war stolzer Besitzer mehrerer Wunden, die mir unsere Freunde in den schwarzen Uniformen geschenkt hatten. Ich versuchte, mich so gut ich konnte auf das Kämpfen zu konzentrieren. Dennoch glitten meine Gedanken immer wieder zu meinen Freunden. Emmet und ich hatten uns am Strand getrennt, als die Insel gestürmt wurde. Das letzte, was ich von ihm gesehen hatte, war wie er gemeinsam mit Johnsons Leuten die Unschuldigen verteidigte und so viele Gegner wie möglich kampfunfähig zu machen versuchte. Lange geblieben war ich nicht, ich hatte mich sofort auf den Weg gemacht, um nach Milena zu suchen. Ich hätte so viele andere Dinge lieber getan als sie wegzuschicken. Viel lieber wäre ich bei ihr geblieben und hätte sie beschützt und ihr geholfen, ruhig zu bleiben. Aber sie hatte keinerlei Kampferfahrung, es wäre Wahnsinn gewesen, sie dieser Gefahr auszusetzen. Ich konnte mir denken, wohin sie zuerst gelaufen war und versuchte den Weg dorthin grob abzulaufen, um ihr die Truppen vom Hals zu halten. Es funktionierte ganz gut und unsere Feinde taten genau das, was wir vermutet hatten. Sie hatten Milena am Strand nicht gefunden und durchkämmten nun das Innere der Insel nach ihr.

Ich setzte meinen Weg fort, eines der wenigen Male, in denen ich dankbar für das ganze Lauftraining war, dem man uns unterzogen hatte, als wir in der Ausbildung gesteckt hatten. Mit der Zeit wurde einem wohl alles irgendwie nützlich. Ich entdeckte eine weitere kleine Gruppe, die mit gesenkten Waffen die Gegend nach Leben absuchten. Sie waren zu acht und in mir stieg eine gewisse Vorfreude, die vor Ironie nur so triefte. Wie gern hätte ich es gehabt, wenn alles einfach vorbei gewesen wäre. Ich hatte schon etliche derartige Situationen erlebt und bis auf eine ganz am Anfang meines Amtes alle gemeistert. Aber auch wenn es vom Prinzip her die selbe Situation war, war es ein vollkommen anderes Gefühl. Und das aus dem Grund, dass ich wusste, wer das Opfer des Angriffes werden sollte. Während der friedlichen Zeit der Mission erschien es mir schlicht und einfach falsch, mich mit meinen Gefühlen zu beschäftigen und ihr mit der ganzen Sache noch mehr aufzubürden. Leider kam die Erkenntnis meines Gefühlsstatus erst kurz bevor es schlimmer wurde. Ich begriff. Ally starb. Milena brach zusammen. Kurz vorher noch hatte das Band mir die Gefühlserwiederung bestätigt. Dann ging die Situation den Bach runter, während innerlich Höhenflüge stadtfanden.

Man konnte sagen, das Leben gestattete mir das Glück einfach nicht. Aber vielleicht war es auch besser so. Denn je weniger ich davon hatte, desto größer war der Wille, für kleinste Funken zu kämpfen. Und das würde ich.

Ich hob die Waffe und drückte ab. Einer der Männer ging zu Boden, seine sieben Kumpanen fuhren herum, während sie die Waffen luden. Ich pirschte hinter einem Stein und zielte auf den nächsten. Drei weitere konnte ich aus der Entfernung erschießen, dann entdeckten sie mich. Einer kam in meine Richtung und suchte die Sträucher nach mir ab, diese Gelegenheit nutze ich, sprang hinter meinem Stein hervor und packte ihn von hinten. Ich schlug ihm die Waffe aus der Hand und hielt ihn als lebendigen Schutzschild vor mich. So konnten meine Gegner nicht auf mich schießen. Zwei von ihnen konnte ich auf diese Weise erschießen, der letzte von ihnen zielte jedoch gnadenlos auf seinen Kollegen, den ich daraufhin nicht mehr halten konnte, da sein lebloser Körper zu schwer war, als dass ich ihn mit einer Hand hätte aufrecht halten können. Ich ließ den letzten Mann also noch ein wenig näher kommen und warf dann seinen toten Kollegen gegen ihn. Es richtete natürlich nicht besonders viel aus, aber es reichte aus, um ihn einen Moment zum Schwanken zu bringen. Schon diese wenigen Sekunden reichten aus, denn in diesen Sekunden konnte ich ihm die Waffe aus der Hand schlagen, ihn überwältigen und ihm im nächsten Moment eine Kugel in den Kopf jagen.

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt