Kapitel 8

280 26 4
                                    

Ich stellte das Wasser aus und wickelte mich in mein Handtuch. Der Geruch des Himbeershampoos stieg von meinen Haaren in meine Nase. Eigentlich war es noch viel zu früh zum Aufstehen gewesen, als ich die Augen aufgeschlagen hatte. Immerhin war ich mit Jamie mitten in der Nacht noch unterwegs gewesen. Ich erinnerte mich noch daran, wie wir im Baumhaus gesessen hatten. Aber nicht daran, dass ich schlafen gegangen war. Am Rande meiner Erinnerungen schwebte das Bild davon, wie ich hinter ihm her nach unten geklettert war. Aber dann... nichts.

Anstatt darüber nachzudenken, war ich also unter die Dusche gehüpft und hatte eine gefühlte Stunde darunter gestanden.

Ich zog meine kurze Hose und ein schlichtes weißes T-Shirt an und rieb mir vor dem Spiegel die Haare trocken. Ich lockerte sie mit den Fingern auf und zog dann die Vorhänge auf. Ich räumte ein wenig auf und machte gerade das Bett, als mich ein Klingeln auf sich aufmerksam machte.

Ich brauchte einen Moment, ehe mir einfiel, dass es mein Handy war, das da bimmelte. Ich zog die Bettdecke gerade und griff nach dem Handy, das auf dem Tisch lag.

Auf dem Display stand keine Nummer. Unbekannt.

Ich runzelte die Stirn. Da hatte sich ganz sicher jemand verwählt. Die meisten Leute hätten es wahrscheinlich ignoriert. Aber nein, meine soziale Seite übernahm wieder einmal die Überhand und ich nahm ab.

"Hallo?"
"Na, schlecht geschlafen?"

Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Wer ist da?"

Ein schäbiges Lachen drang aus dem Lautsprecher. "Eine wichtige Person, Milena Mallym, eine wichtige Person."

"Woher wissen Sie, wie ich heiße und woher haben Sie meine Nummer?" fragte ich.
"Ich finde alles heraus, wenn ich es wissen will. Ich habe Mittel und Wege, an Informationen heranzukommen." fuhr die Männerstimme fort.

Ich schluckte. Ein Stalker? Nein, wer sollte mich schon stalken wollen? Aber wer zum Teufel war er?!
"Ich weiß eine Menge über Sie, Miss Mallym. Ich bin überall. Ich sehe jeden Ihrer Schritte."

Ich fuhr herum und sah aus dem Fenster. Aber da war niemand.

Wieder dieses Lachen. "Sparen Sie sich die Mühe, Sie werden mich nicht sehen, ganz gleich, wo Sie hinsehen."

Er hatte gesehen, was ich getan habe, ohne dass ich ihn sehen konnte?! Eine eiskalte Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Ich konnte es nicht leugen. Ich hatte Angst.

"Was willst du von mir?" fragte ich. Meine Stimme war fast nicht mehr als ein Flüstern.
"Ganz direkt will ich gar nichts von dir. Viele andere wollen etwas Bestimmtes von dir. Ich hingegen will nur ein bisschen Spaß haben. Du bist interessant, es ist sehr unterhaltsam, dich zu beobachten."

Der raue Ton seiner Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch versuchte ich, ernst zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen. "Ich hoffe für dich, dass dir bewusst ist, dass ich unter Beobachtung stehe, die nicht aus euren Reihen kommt."

Wieder dieses Lachen. Wenn ich es noch einmal hören müsste, würde ich das Handy wegwerfen. "An deiner Stelle würde ich mir gut überlegen, was ich tu und wem ich was erzähle. Dir liegt doch etwas an Jamie, oder?"

Ich erstarrte.
"Ich habe gesehen, wie ihr zwei Turteltäubchen euch letzte Nacht aus dem Hotel geschlichen habt. Ich sehe doch, wie sehr ihr aneinander hängt. Es wäre doch schade, wenn ihm etwas passieren würde, findest du nicht?" sagte er.

Ich fühlte mein Herz in meiner Brust hämmern. "Du wirst ihm nichts tun." hauchte ich. Dann fand ich meine Stimme wieder. "Lass Jamie aus dem Spiel! Wenn du was von mir willst, ist das eine Sache, aber lass deine Finger von ihm!"

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt