Jamie und ich verbrachten auch den Rest des Tages zusammen. Wir verstanden uns großartig und mit der Zeit schafften wir es, unangenehme Gesprächsthemen zu umgehen. Während dieser Zeit machte der Kapitän eine Durchsage. Die Route, die das Schiff normalerweise fuhr, war schon seit mehreren Wochen nicht brauchbar, da dort Unmengen an Abfallstoffen beseitigt werden mussten. Eigentlich hätte das Schiff von dieser Fahrt an wieder seine eigentliche Strecke fahren sollen. Allerdings hatten sich diese Berechnungen nicht verwirklicht und es musste weiterhin die Strecke gefahren werden, die derzeit als Ersatz diente. Und die war ein gewaltiger Umweg, was bedeutete, dass niemand das Schiff ohne eine Übernachtung verlassen würde. Für mich brachte diese Nachricht ein solches Maß an Schrecklichkeit mit sich, dass es verboten gehörte. Es fiel mir schon schwer, bei Tag auf dem Schiff herumzulaufen oder zu sitzen. Und jetzt sollte ich auch noch liegen und schlafen? Was musste mir denn noch passieren, bevor ich einmal Glück hatte?
Nachdem Jamie sich vor der Tür zu meinem Zimmer von mir verabschiedet hatte, ging ich rein, zog mich um und legte mich aufs Bett. Ich döste vor mich hin ohne wirklich einzuschlafen, bis ich es einfach nicht mehr aushielt. Ich seufzte und öffnete die Augen. Meine Finger tasteten nach dem Schalter der Nachttischlampe und das schwache Licht brach die Dunkelheit ein wenig. Ich starrte an die Decke und strich kurz über den Talismann um meinen Hals. Mein Blick fiel auf mein Notizbuch auf dem Nachttisch. Ich überlegte eine Weile, während ich mein Buch musterte. Dann stand ich auf, nahm es mit und verließ mein Zimmer. Barfuß tabste ich den Flur entlang, wobei ich vollkommener Dunkelheit ausgesetzt war. Ich wusste nicht, was es war, aber ich stieß gegen irgendetwas und mein Buch klatschte auf den Boden. Der Knall des Aufschlags hallte durch den Flur. Ich erstarrte und bewegte mich einen Moment lang nicht. Als nichts passierte, hob ich mein Buch wieder auf. Es hatte niemand etwas mitbekommen. Ich setzte meinen Weg fort und tastete mich an der Wand entlang, bis ich draußen an Deck war. Ich blickte zu den Sternen auf, die den dunklen Nachthimmel bedeckten. Dann glitt mein Blick über das Wasser. Perfekt. Ich setzte mich auf die Bank am Rand des Schiffes, zog die Beine hoch und legte das Notizbuch auf meine Knie. Ich schlug eine freie Seite auf und begann, meine Umgebung zu zeichnen. Das Wasser, die Spiegelungen der Sterne, den Nachthimmel, die Sterne, den Mond. Ich ließ mir Zeit und zog manche Linien öfter, da mir unter der Übelkeit ein wenig mehr Anstrengung abverlangt war. Dennoch gefiel mir das Bild, das nach und nach auf dem Papier entstand. Es war schade, dass es nur schwarz-weiß war, aber auch ohne Farben konnte man Landschaft gut festhalten.
"Hier steckst du also."
Ich erschrak fast zu Tode und hätte beinahe meine Zeichnung zerstört. Ich drehte den Blick und als ich die Person sah, die aus dem Schatten trat, atmete ich erleichtert auf. War es wirklich nötig gewesen, mich so zu erschrecken? "Eine Vorwarnung wie ein Räuspern oder so was wäre echt nicht falsch gewesen, Jamie."
Er grinste, erwiderte allerdings nichts, als er auf mich zu kam. "Findest du nicht, dass es in T-Shirt und kurzer Hose etwas zu kalt hier draußen ist?"
Ich sah an mir herunter. Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Ich hatte die Kälte, die mich umgab, überhaupt nicht bemerkt.
"Weiterhin ist es mitten in der Nacht, Kleine." fuhr er fort.
Ich sah ihn finster an. "Hör auf so von oben auf mich herab zu reden."
"Tja, von unten zu dir herauf reden kann ich nicht." erwiderte er. "Dazu bist du nämlich zu klein."
Ich verdrehte die Augen und suchte nach meinem Stift, der mir zuvor aus der Hand gefallen war. Als ich ihn gefunden hatte und mich wieder gerade hinsetzte, umhüllte etwas Weiches meine Schultern. Ich sah auf. Jamie hatte seine Jacke ausgezogen und legte sie mir um. Ich sah ihn an. "Jetzt frierst du." sagte ich, worauf er den Kopf schüttelte. "Nein, keine Sorge, ich friere nicht so schnell." entgegnete er, als er sich mir gegenüber setzte. Ich lächelte. "Danke."
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Spuren im Sand
FantasíaIm Leben der sechzehnjährigen Milena läuft gerade alles schief. Ihre Mutter, der wichtigste Mensch in ihrem Leben, stirbt bei einem Unfall. Für die einsame Blondine bricht eine Welt zusammen. Sie soll zu ihrem Vater ziehen. Während ihrer Reise schli...