Kapitel 21

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Jamies Pov

Irgendwie fühlte ich mich als hätte man mir ins Gesicht geschlagen. Ich verstand nicht ganz warum, denn ich wusste, dass sie gelogen hatte. Aber ich verübelte es ihr nicht. Immerhin hatte ich genau so gelogen. Vielleicht lag es daran, dass der Versuch, mit jemandem mein Leben zu teilen, gescheitert war. Aber auch das war nur vorerst so. Es würde ja nicht ewig so bleiben...oder doch? Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, war nicht wirklich eine Lösung. Vermutlich war es besser, wenn ich die ganze Sache einfach vergaß. Ich sollte es machen wie vorher auch. Alle Gefühle in die hinterste Schublade stopfen und sie nicht weiter beachten. Wie gut ich das inzwischen hinbekam, versetzte mich selbst ins Staunen. Dass ich mir das antrainiert hatte, war doch gar nicht so übel gewesen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal zugute kommen würde. Wie sehr man sich täuschen konnte.

Emmet trat mir gegen den Fuß, was mich aus den Gedanken in die Realität zurückholte. Am Tisch war es still. Keiner sprach. Nicht einmal Jenna. Sie rührte in ihrem Kaffee herum und beobachtete Milena. Weshalb sie das tat, wusste ich nicht. Ich hatte jeden am Tisch schon mehrere Male angesehen. Aber ich brachte es irgendwie nicht fertig, Milena anzusehen. Ich fühlte mich ein bisschen so als hätte ich etwas falsch gemacht. Sie hatte nicht gesagt, dass ich etwas falsch gemacht hatte. Und sie fühlte auch nichts derartiges. Was jetzt in diesem Moment zu mir herüberfloss war Ruhe, die Gefühle, die immer da waren und Bedrücktheit. Irgendetwas bedrückte sie. Und ich hielt es für gar nicht so unwahrscheinlich, dass das der Grund dafür war, dass ich mich ein wenig schuldig fühlte.

Jenna schielte zwischen allen hin und her, was ziemlich komisch aussah, da niemand zurückschaute. "Diese Stille ist Ohren betäubend." sagte sie.

Emmet kratzte sich am Hinterkopf und grinste leicht amüsiert. "Weißt du, Jenna, ich glaube, nicht jeder hatte einen so guten Start in den Tag wie du."

Jenna zuckte mit den Schultern. "Dann habt ihr irgendwas falsch gemacht."

Milena seufzte und stellte die leere Teetasse ab. "Hat jemand was dagegen, wenn wir heute nochmal Schwimmen gehen?"

Jenna und Emmet schüttelten den Kopf und ich tat es ihnen gleich. "Klingt gut." fand Emmet.

Jenna trank ihre Tasse leer, wobei sie sich mir der Menge des letzten Schlucks etwas verschätzte und ihr beinahe alles wieder aus dem Mund lief. Sie schluckte alles runter und stand auf.

Milena folgte ihrem Beispiel und nachdem auch Emmet und ich unsere Tassen geleert hatten, gingen wir uns ebenfalls umziehen.

Es dauerte keine zehn Minuten, bis wir wieder alle beisammen waren und uns unser Lager am Strand einrichteten. Es war noch wärmer als an dem letzten Tag, an dem wir im Wasser gewesen waren. Als ich die Füße ins Wasser stellte, stellte ich erstaunt fest, dass das Wasser an seichteren Stellen sogar schon richtig warm geworden war. Erstaunlich, wenn man bedachte, dass es am Abend zuvor noch ein Gewitter gegeben hatte. Ich sah auf die Wasseroberfläche, die so klar war, dass ich den Sand genau sehen konnte. Die Sonne ließ kleine Sternchen auf dem Wasser tanzen und der weiche Sand begann, meine Füße zu verschlingen. Ich hatte mich richtig an dieses Bild festgestarrt, ohne wirklich zu wissen, was daran so faszinierend war. Ich wachte aus dieser sinnlosen Starre erst auf, als sich eine Hand in meine legte. Ich blinzelte und sah Milena neben mir stehen. Sie lächelte leicht und schickte mir ein warmes Gefühl rüber. Ich erwiderte ihr Lächeln und packte zu, worauf ihr Grinsen etwas breiter wurde und sie mich hinter sich her ins Wasser zog.

Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich die allgemeine Stimmung wieder in den Keller legen würde, aber das tat sie nicht. Wir hatten alle zusammen Spaß und die Stimmung hob sich massiv. Milena ging mit mir beinahe genau so um wie immer und auch bei allen anderen zeigte sich die alte Gewohnheit. Es war leichter als gedacht, so wie vorher weiterzumachen. Ich hatte erwartet, dass Milena auf Distanz gehen würde, Emmet sich zurückziehen würde und Jenna...naja dass Jenna eben Jenna war. Aber so war es nicht. Eher im Gegenteil. Und alles, was ich von den anderen mitbekam, zeigte mir, dass ich nicht als einziger froh darüber war.

Spuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt