Ich knallte die Schranktür zu und ließ mich aufs Bett fallen. Ich hatte meine Sachen vom Koffer in den Schrank geräumt, nachdem uns unsere Zimmer zugeteilt worden waren. Was sich nun in mir befand, waren gemischte Gefühle. Frust, Wut, Angst, Unsicherheit, Trauer. Einen Moment fragte ich mich, ob es überhaupt ein negatives Gefühl gab, was nicht durch meinen Körper ebbte. Wahrscheinlich nicht. Ich war bereits über eine Stunde allein. Nicht, dass das neu wäre. Ich war während der Schifffahrt heilfroh über Gesellschaft gewesen, aber es störte mich nicht besonders, dass ich jetzt wieder für mich allein war. So hatte ich ein wenig Zeit, mich zu sammeln und zur Ruhe zu kommen. Bis jetzt gab es immerhin genügend Gründe dafür. Ich war mir nicht ganz sicher, was jetzt das Beste war. Ich konnte einfach warten. Ich konnte Kontakt mit meinem Vater aufbauen und ihn hiervon in Kentniss setzen. Es gab sicherlich noch viele andere Möglichkeiten. Mir fehlte jedoch die Lust dazu, sie mir alle zusammen zu schnitzen, um mir eine Entscheidung am Ende nur noch schwerer zu machen. Ich beschloss, es genau wie immer zu machen. Ich nahm es einfach so wie es war. Ein kühler Schauder fuhr durch meinen Körper. Es war verdammt unangenehm und die Tatsache, dass ich den Grund dafür kannte, machte es noch schlimmer. Ich kauerte mich auf der Seite auf dem Bett zusammen. Ich zog die Knie so weit hoch wie es ging, schlang einen Arm um meinen Oberkörper und umfasste mit der freien Hand meinen Talismann. Auch wenn die Temperaturen alles andere als niedrig waren und ich die kuschelige Jacke trug, fror ich plötzlich. Ich schloss die Augen, genoss die Wärme, die die Jacke an meinen Körper abgab. Der Geruch, der in den Fasern des Stoffes steckte, stieg mit meinen ruhigen Atemzügen in meine Nase. Er wirkte so vertraut und beruhigend. Ich lag nur reglos da und schließlich schlief ich ein.
Der Traum, der mich heimsuchte, war genau so furchtbar wie die Dinge, die mir im Wachzustand durch den Kopf zogen. Ich wurde geweckt, als mir jemand über den Arm strich. Ich sog Luft ein, als ich erschrocken die Augen aufschlug.
"Hey."
Ich seufzte. "Jenna, du hast mich erschreckt." Ich setzte mich auf und sie machte Platz. "Was gibt's?"
"Was es gibt?" echote sie. "Wir haben uns schon gefragt, wo du steckst."
Ich fuhr mir durchs Haar. "Oh, tut mir leid." Ich stand auf und streckte mich.
"Es sind alle unten. Sie schmeißen eine Party als Einweihung dieses Urlaubs." sagte Jenna. "Wir konnten dich nirgends finden, also hab ich gedacht, du könntest auf deinem Zimmer sein." Sie zuckte mit den Schultern. "Und da warst du ja auch."
Ich rieb mir vor dem Spiegel die Augen. "Du hättest mich nicht suchen müssen. Wirklich."
"Doch. Du verpasst die Party."
"Ich bin nicht so der Typ für Partys." erwiderte ich. "Genau genommen, hasse ich sie."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein." Erst als sie aufstand konnte ich sehen, dass sie ihre Jeans und das Top gegen einen Rock und ein extrem enges T-Shirt getauscht hatte, das meiner Meinung nach etwas zu viel betonte. Ich hingegen trug nach wie vor meine Jeans, ein Top und Jamies Jacke. Ein Grund mehr, weshalb ich an der Party nicht das geringste Interesse hatte.
"Du kommst mit runter, du wirst sehen, es macht Spaß." beharrte Jenna. Sie stolzierte zu meinem Kleiderschrank und warf einen Blick hinein.
Ich seufzte. "Jenna, das ist..."
Sie hob die Hand und zog ein paar Sachen hervor. "Zieh das an." Sie warf die Sachen aufs Bett.
Ich sah auf die Sachen. Dann wieder zu ihr.
Sie wedelte mit der Hand. "Na los."
"Erwartest du jetzt wirklich, dass ich mich vor dir umziehe?"
DU LIEST GERADE
Spuren im Sand
FantasyIm Leben der sechzehnjährigen Milena läuft gerade alles schief. Ihre Mutter, der wichtigste Mensch in ihrem Leben, stirbt bei einem Unfall. Für die einsame Blondine bricht eine Welt zusammen. Sie soll zu ihrem Vater ziehen. Während ihrer Reise schli...