Wenn du blindlings zuschlägst,
erhältst du selbst die schlimmsten Wunden.
(Aus Japan)
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Ich zittere am ganzen Körper und das Blut rauscht in meinen Ohren. Mir ist leicht schwindelig und meine Sicht verschwimmt immer mehr. Verzweifelt kneife ich meine Augen zusammen. Versuche klarer zusehen.
„Ebony, hey", hallt es in meinen Kopf.
„Kannst du mich hören?"
Langsam beruhigt sich mein Herzschlag und ich lege erschöpft meinen Kopf zwischen meine angewinkelten Knie. Ich will Louis antworten, aber mein Mund ist trocken, ich bekomme kein Wort raus.
Allmählich hört das Zittern auf und ich konzentriere mich nur auf meine Atmung. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und schaue zu Louis. Er dreht den Kopf leicht schräg und verändert seine Sitzposition, seine Handschellen klirren.
„Ich würde dich ja trösten, aber mal abgesehen davon, dass ich mich nicht bewegen kann, glaube ich nicht das du das willst", sagt er und zieht dabei eine Augenbraue komisch hoch. Ich presse die Lippen zusammen.
„Da hast du wohl recht", murmele ich und wische mir den Angstschweiß von der Stirn. Hustend mache ich die ersten, wackligen Versuche aufzustehen. Es dreht sich alles noch ein bisschen, aber ich schaffe es und lehne mich kraftlos gegen die kühle Steinwand.
Meine Augen wandern immer wieder zu Tür. Nestor könnte jeden Moment zurückkommen oder er ist längst außer Reichweite.
„Wie du siehst, hat Harry nicht besonders viele Freunde hier. Und wenn, dann sind sie es nicht lange", bemerkt Louis munter.
„Ist ja genauso wie bei dir", entgegne ich und bekomme einen leicht überraschten Gesichtsausdruck bei Louis zu sehen. Sprachlos ist sein Mund geöffnet.
Ich entscheide für mich, das es keinen Sinn hat noch länger zu warten. Ich zähle leise bis zehn und laufe zur Tür und öffne sie. Einen Moment lang kommt es mir so vor, als ob jemand hinter der nächsten Ecke hockt. Abermals warte ich ein paar Sekunden und gehe weiter.
„Bis zum nächsten Mal Kleine", ruft Louis mir nach und lacht, während ich die Tür zu mache. Entschlossen laufe ich durch das Kellergewölbe und die Treppe rauf in die Etage, wo mein Zimmer sich befindet.
Ich fühle mich scheußlich in den Sachen. Ohne einen Umweg zu machen, haste ich in das Badezimmer und stelle die Dusche an. Das Wasser ist wie jeden Tag kalt. Doch in diesen Moment macht mir das nichts aus.Das Wasser sickert durch meinen Stoff und das Blut verschwindet im Abfluss.
Ich greife nach der Seife und fange an, kräftig über meine Arme zu schrubben. Die Bluse reiße ich mir von meinem Körper und schleudere sie in die nächstbeste Ecke. Minutenlang brauche ich für eine Stelle und erst, wenn ich sehe, dass sie schon rote Flecken bekommt, wasche ich einer anderen Stelle.
Überall spüre ich seine ekligen Hände. Aus heiterem Himmel bekomme ich wieder einen schnellen Herzschlag und vor meinen Augen tanzen dunkle Flecke. Ich lasse die Seife fallen und sinke an der Duschwand herunter. Mit meinen zittrigen Fingern greife ich in meine Haare und wippe mich vor und zurück. Vor mir sehe Nestor. Wie er mich anlächelt und seine Hände nach mir greifen.
„Hau ab", flüstere ich heißer und drehe mein Kopf weg, sobald er näherkommt.
Die ersten Tränen rollen unaufhaltsam meine Wange nieder und vermischen sich mit dem Wasser.
„Ebony? Alles in Ordnung?", schreit jemand und hämmert gegen die Tür. Ich zucke zusammen.
„Nein, nein, nein. Verschwinde", flüstere ich.
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Prisoner | h.s.
Fanfiction❝Du möchtest so gerne daran glauben, dass du ein schlechter Mensch bist Harry. Aber das bist du nicht, okay?❞ Nachdem sie von ihrem eigenen Vater verurteilt und ins Stadtgefängnis Infierno verbannt wird, muss sie ihre Einstellung gegenüber den Bewoh...